: Konkurrenz schläft mit
Leipzig ist der Olympia-Liebling der Bundesregierung, Mitbewerber Stuttgart kämpft mit dem Nobody-Image und Frankfurt droht ein Kampf der Gartenzwerge
Wenn zwei der drei einflussreichsten Sportfunktionäre Deutschlands in Sachen Olympia ihre Stimme erheben, sollten die fünf Bewerberstädte um die Spiele 2012 ihre Ohren spitzen. In dem Buch „Bewerbung um Olympische Spiele“ zitiert Autor Peter Schollmeier IOC-Vizepräsident Thomas Bach und NOK-Präsident Walther Tröger folgendermaßen: Ein Bewerber dürfe nicht „nach dem Motto vorgehen, was bringen die Spiele meiner Stadt“, sondern: „Was bringen die Spiele in meiner Stadt der olympischen Bewegung?“. Demnach könnten Hamburg, Leipzig, Stuttgart, Rhein/Ruhr und Frankfurt, die vor allem auf einen infrastrukturellen Schub hoffen, ihre Bewerbungen nochmals umformulieren. Die Konzepte der Hamburger Mitkonkurrenten in Kürze:
Frankfurt: Neben dem Gebiet um das zur Fußball-WM 2006 bereits modernisierte Waldstadion soll das Naherholungsgebiet im Rebstockpark als Areal genutzt werden. Allerdings gibt es Widerstand von Seiten der Kleingärtner, die von den 800 bestehenden Kleingärten 100-150 verlieren würden. Sie drohen notfalls mit einer Anti-Olympia-Bewerbung beim NOK.
Stuttgart: Die Schwaben-Metropole plagen als einzige Bewerberin keine finanziellen Probleme. Die Stadt ist fast schuldenfrei. Ein Olympiastadion wäre mit dem Daimler-Stadion bereits vorhanden. Eine große Halle würde durch die Erweiterung der Hanns-Martin-Schleyer-Halle geschaffen, das olympische Dorf soll auf dem Güterbahnhof errichtet werden. Stuttgart überzeugt zwar durch eine allseits gelobte Sportbegeisterung, hat gegenüber den großen Städten aber ein Imageproblem.
Rhein/Ruhr: Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin hat höchst persönlich die Chancen der Region Rhein/Ruhr gesenkt. Als denkbar schlechter Verlierer nach der Nichtberücksichtigung Düsseldorfs bei Vergabe der Stadien im Zuge der Fußball-Weltmeisterschaften 2006 wurde ihm vom IOC-Vizepräsidenten Thomas Bach signalisiert, dass dies den Bemühungen um Olympia 2012 nicht förderlich gewesen ist. Des Weiteren wurden Proteste im Düsseldorfer Stadtteil Lörick laut, in dem das olympische Dorf errichtet werden soll. Ein weiterer Nachteil dürfte sich durch das beim NOK nicht geschätzte Konzept der langen Wege (Aachen-Gelsenkirchen) ergeben.
Leipzig: Standortliebling der Bundesregierung: Ost-Bonus. Ohnehin nötige Strukturmaßnahmen könnten beschleunigt werden. Es gibt aber keinen professionell geführten Sportverein in der Stadt. OKE GÖTTLICH
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