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Auf der Suche nach dem schönen Rost

Industrietourismus dient der Sinnstiftung und der mentalen Aufwertung von strukturschwachen Regionen

Die Erwartungen sind oft hoch: Aus einem alten Salzbergwerk könnte ein viel besuchtes Weltkulturerbe der Unesco wie die polnische Grube Wieliczka werden, aus einem ausgedienten Gasometer ein Megaevent wie in Oberhausen.

Doch nicht jedem Industriedenkmal ist Ruhm und Rummel beschieden. Er ist ein Segment der Sparte „Kulturtourismus“. Und Industrietourismus ist vor allem nützlich. Engagierte Befürworter von Denkmalspflege und regionaler Förderung verbinden damit beschäftigungspolitische Perspektiven für ehemalige Industriereviere, in denen die Schlote nicht mehr rauchen, die Arbeitslosigkeit hoch und die Stimmung schlecht ist.

Industrierelikte mit ihrer oft anspruchsvollen Architektur gelten inzwischen als wertvolle Zeugnisse unserer Vergangenheit. Diese Zeugnisse touristisch umzunutzen diene, so heißt es, nicht zuletzt der Sinnstiftung und mentalen Aufwertung von Regionen.

So verwundert es nicht, dass der diskussionsfreudige „Reisepavillon“ in Hannover Industrietourismus zum Thema eines Kolloquiums machte. Da sich die alternativtouristische Szene dem Konzept „nachhaltigen“ Reisens verbunden fühlt, gehören Recyclingkonzepte ohnehin zu ihren Anliegen. Das industrietouristische Kolloquium des 10. Reisepavillons ist inzwischen in dem Buch „Landschaften aus Menschenhand“ dokumentiert.

Und man merkt: Es besteht in der Tat Diskussionsbedarf. Anders als hierzulande konnte sich Industrietourismus beispielsweise in Großbritannien, dem Mutterland der Industrialisierung, längst erfolgreich etablieren. Hierzulande heißt der Blickwechsel auch: aus der Ära des romantisch geprägten Landschaftsempfindens herauszutreten.

In jedem der hoch industrialisierten Länder ist ein neuer Landschaftstyp entstanden. Dieser wird von einem der Autoren als „die phantastische Landschaft, die nach dem Industriezeitalter kommt“, bezeichnet. Mit dieser, so meint er, sollten wir uns neu und behutsam befassen.

CHRISTEL BURGHOFF

Christian Baumgartner/Anke Biedenkapp (Hrsg.): „Landschaften aus Menschenhand. Die touristische Nutzung von (Industrie-)Kulturräumen“, München 2001, 232 Seiten, 12,70 €. e-mail: info@reisepavillon-online.

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