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Zurück aus dem Weltraum

Zappa und Cage, Beethoven und literarische Begegnungen: Ausblick auf das dritte Hamburger Musikfest, das vom 13. bis 22. September wieder in der und um die Musikhalle stattfindet

von ALEXANDER DIEHL

Als „Rückkehr auf festen Boden“ bezeichnete Ingo Metzmacher das diesjährige Hamburger Musikfest. Gemünzt waren des künstlerischen Leiters Worte bei der Vorstellung des Programms auf dessen inhaltliche Klammer, das Thema – nicht auf eine etwaige Abkehr von der Zielsetzung, weniger ausgetretene Pfade zu beschreiten als manch anderes Festival für, wie man so sagt, „Ernste Musik“.

Die Kampagne, mit der das Musikfest ab sofort beworben wird, dürfte mit Slogans („Neue Farben für die Ohren“) und allerlei optischen Schlüsselreizen zwischen bunt, gerastert und Popkultur-Versatzstück einmal mehr ein jüngeres Klientel ins Auge fassen. Der musikalische Fokus liegt wiederum auf Werken des 20. Jahrhunderts, auf Neutönern und solchen Komponisten, die durch ihre Verneinung jeweils kanonisierter Vorstellungen davon, was „ernstzunehmende“ Musik sei, auf sich aufmerksam machten und machen. Angesichts eines Schwerpunktes zu John Cages 90. Geburtstag oder dem Eröffnungskonzert, bei dem des Ensemble Modern Frank Zappas „satirisches Hördrama“ Gregory Peccary & Other Persuasions aufführt, mag Metzmacher da auch Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 verschmitzt als „kleinen Ausreißer“ bezeichnen.

Allerlei Unkenrufen zum Trotz, die den Dampfer Musikfest ob des letztjährigen Eklats um Karlheinz Stockhausen ins Schlingern gekommen sahen, legt man sogar noch zu, zumindest in Sachen Umfang: zwei Tage mehr Programm bringt der September, dazu einige Änderungen in der Reihenfolge der Programmpunkte. So ist die inzwischen traditionelle „lange Nacht“ vom Ende an den Anfang des Fests gerückt, deren Mittelpunkt Michael Jarrels monologische Kassandra bildet. Nachgeholt wird, eher am Ende, das ausgefallene Eröffnungskonzert von 2001: Das New Yorker Absolute Ensemble konnte in Folge des 11. September seinerzeit nicht anreisen, diesmal kommen die Musikfestbesucher also, so nichts dazwischen kommt, in den Genuss des eklektischen „Absolute Mix“ der Gruppe.

Hatten im Vorjahr die Vokabeln „Welt“ und „Raum“ den Rahmen gesteckt für ein Programm zwischen Gustav Holsts Planeten und Stockhausens unvermittelt unter die weltgeschichtlichen Räder gekommenen elektroakustischen Raumklang-Versuchsaufbauten, widmet man sich dieses Jahr dem „Zeugnis“. Laut Metzmacher „eigentlich eine literarische Idee“, da scheint es stimmig, das Hamburgs ehemalige Kultursenatorin Christina Weiss programmbegleitende literarische „Nachtcafés“ zusammengestellt hat, die eine Ergänzung bilden zum Filmprogramm im Abaton-Kino und allerlei Lounges im Anschluss ans Konzertprogramm. Nicht zuletzt aber will er „Zeugnis ablegen“ im Sinne von „Stellung beziehen“ verstanden wissen – und das eben auch in politischem Sinne. Schließlich, so Metzmacher, hätten ihn immer jene Komponisten besonders fasziniert, die in ihren Werken einen solchen Anspruch verfolgten: auch und insbesondere einzugreifen in die außermusikalische, „wirkliche“ Welt.

Der Vorverkauf läuft (☎ 47 11 06 44). Programm unter www.hamburger-musikfest.de

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