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■ Rosi Rolands Bremer KlatschgeschichtenRB auf Italien-Reise

Wenn eine von uns Geburtstag hat, gibt sie einen aus. Dann wird eben ein bisschen schneller geputzt, Negerküsse, Hackepeterbrötchen, dafür muss Zeit sein. Denn wenn einer von den Chefs Geburtstag hat, spart er ja auch nicht am Cent, sondern läßt den Catering-Service auffahren mit Häppchen und Fingerfood. In der bezahlten Arbeitszeit! Die knabbern ja auch immer an unserem Stundenlohn.

Auch bei Radio Bremen wird an den Putzfrauen gespart, aber beim Geburtstags-Büfett ist man sehr großzügig. Der oberste Verwaltungs-Rat des Senders, Professor Dr. Thomas von der Vring, wird 65. Er selbst ist ein wenig knauserig und will keinen ausgeben, da ist der Intendant eingesprungen. Wenn demnächst der Rundfunkrat gemeinsam mit dem Verwaltungsrat tagt und in streng vertraulicher Sitzung erfährt, wie teuer der Umzug in ein „Medienzentrum“ wird, dann sollte das der Rahmen für den 65. Geburtstag abgeben, hatte sich Heinz Glässgen gedacht. Eine richtig feudale „Bremer Tafel“, warmes Essen für alle wollte der Intendant spendieren. Alle, das könnten hundert Leute sein, doch vielleicht ein biss-chen teuer, haben Berater geflüstert, und nun muss sich von der Vring mit einem Empfang nach der Sitzung des Verwaltungsrates am 6. Juni zufrieden geben. Diesem Gremium gehören nur neun Mitglieder an, ein echter Sparbeitrag also, die Etatlücke beträgt ja nur 50 Millionen Mark.

Nicht sparen wollte der Intendant bei der Ausstattung seines Anwesens in Italien. Letztens musste der kleine Fiat der Glässgens dort hin. Bei Radio Bremen hält sich hartnäckig das Gerücht, die Tatsache, dass der Dienst-LKW des Senders ein paar Tage in der Dispositionsstelle nicht gebucht werden konnte und niemand so genau wusste, wo er denn war, das habe mit Glässgens Fiat zu tun.

Seit dem Wochenende ist der LKW wieder da. Wohin er auf Reisen gegangen war, ist ausnahmsweise nicht im Fahrtenbuch auf Blatt 15028 vermerkt. Nur das Rückkehrdatum steht da, der 26. Mai, und es steht da, dass der Wagen für die „Kostenstelle 700“ insgesamt 2.969 Kilometer gefahren ist. „Kostenstelle 700“, wer ist das??? Hat die Klassik-Redaktion einen Flügel aus Moskau abholen lassen? Wir Putzfrauen kommen ja mit allen gut aus. „Kostenstelle 700“ – das ist die Intendanz, hat mir eine Sekretärin gesagt. Böser Verdacht: Könnte es sein, dass der Fiat ... Kann es sein, dass die Nutzung von Dienstfahrzeugen für private Zwecke, die jedem Rindvieh bei Radio Bremen streng untersagt ist, dem Intendanten nur einen Pups wert ist?

Wahrscheinlich hat Jovi Dr. Glässgen nur vergessen, die Fahrt ins Fahrtenbuch einzutragen und bestimmt wird er das Kilometergeld überweisen, wenn er das hier in der Zeitung liest. Wenn nicht, dann werden wir auf der nächsten Gewerkschaftssitzung der Reinigungskräfte eine Dienstreise ins schöne Italien beantragen. Das verspricht Ihnen Ihre Rosi Roland

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