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Ein Globetrotter für Afghanistan

Der Spanier Francesc Vendrell wird der neue Beauftragte der Europäischen Union für das zerstrittene Land

MADRID taz ■ Francesc Vendrell ist ein Globetrotter. Der Spanier, der am 1. Juli den deutschen Klaus Peter Klaiber als Afghanistanbeauftragten der EU ablösen wird, zog es schon immer in die Ferne. Im Hause seines nordspanischen Großvaters, der es als Fächerfabrikant in Japan zu etwas gebracht hatte, sprachen alle eine Fremdsprache. Das begeisterte den jungen Francesc.

Vendrell wurde vor 61 Jahren in Barcelona geboren und durchlief die strenge Ausbildung der Jesuiten. In seiner Jugend verbrachte er oft die Ferien in Großbritannien. Nach dem Jurastudium ließ er sich vorübergehend ganz in England nieder. Dort fühlte sich der junge Erwachsene wohler als im engen Spanien der Diktatur Francisco Francos.

„Franco lehrte mich, die Freiheit zu lieben“, beschreibt der Diplomat bis heute gerne, was ihn aus Spanien wegzog. Dennoch wollte er die Zustände zu Hause ändern. 1958 trat Vendrell der illegalen christdemokratischen Unió Democràtica de Catalunya bei. Die Partei, die heute in Katalonien in der Regierung sitzt, hatte sich die Demokratie und die Anerkennung der Kultur und Sprache der Region um Barcelona auf die Fahne geschrieben. Als nach Francos Tod die Union legalisiert wurde, gab Vendrell noch am selben Tag sein Parteibuch zurück. Er habe seinen Teil zur neuen Freiheit beigetragen, begründet er diesen Schritt.

Der ledige und kinderlose Jurist ergänzte seine Studien in Cambridge. 1968 fand Vendrell dort eine Stelle, wo er schon immer arbeiten wollte: bei der UNO. Ob in Zentralamerika, Chile, Kuba, Haiti, Kambodscha oder Osttimor – Vendrell war überall, wo Krisen und Konflikte das Eingreifen der UNO notwendig machten.

Der Reisediplomat hat Spanien fast vollständig den Rücken gekehrt. Den Freund klassischer Musik und der Oper zieht es seit über drei Jahrzehnten immer wieder in seine Wohnung in Manhattan, wenn er Zeit zum Ausruhen findet. Den tragischen Anschlag am 11. September auf das Wahrzeichen seiner Wahlheimat, das World Trade Center, verfolgte Vendrell in Genf mit, wo er mit afghanischen Intellektuellen über die Zukunft des asiatischen Landes debattierte. „Ich hatte keine Zweifel daran, dass dies alles ändern würde, speziell in Afghanistan“, erinnert er sich.

Seit Januar 2000 war er für das Reich der Taliban als persönlicher Gesandter von UN-Generalsekretär Kofi Annan sowie als Chef der UN-Mission für Afghanistan zuständig. Im Herbst 2001, mitten im Afghanistan-Feldzug der USA, wurde Vendrell zum Vizegesandten degradiert. Annan wollte einen arabisch-muslimischen Politiker. Die Wahl fiel auf den ehemaligen algerischen Außenminister Lakhdar Brahimi. Dennoch spielte Vendrell auf der Afghanistan-Konferenz in Bonn im Dezember vergangenen Jahres eine wichtige Rolle. Er vermittelte unermüdlich zwischen den Vertretern der verschiedenen Volksgruppen. Schließlich beerbte er Brahimi.

Nach einem kurzen Abstecher ins spanische Außenministerium kehrt er jetzt nach Afghanistan zurück. Er macht sich keine Illusionen über seinen Job, den Frieden in Afghanistan zu festigen. „Das wird nicht leicht. In den letzten zehn Jahren regierte die Kultur des Krieges. 70.000 Bewaffnete bestimmten über das Land.“ Sie untereinander und mit dem Volk zu versöhnen, darin sieht Vendrell seine Aufgabe. REINER WANDLER

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