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wir geben ihrer zukunft (k)ein zuhauseAnsichten vom XXI. Weltkongress der Architekten

Acht Euro und fünfundzwanzig Cent

Während die Architekten und andere in den ersten Tagen des Weltkongresses der Architektur UIA am Eingang zum ICC von hübschen Hostessen auf Englisch begrüßt wurden, egal ob sie Englisch verstanden oder nicht, sagte am Abschlusstag niemand mehr vor den Pforten Hello oder Good-bye. Bis auf ein paar hundert ganz hart gesottene Architekten, die auf den Fluren umherirrten, versprühte das ICC am Freitag den Charme einer halb verlassenen Geisterstadt.

Zu den verbliebenen Anwesenden zählte auch die Koreanerin, die wahrscheinlich das Haus in den vergangenen Tagen nie verlassen hatte. Wann immer man an dem Koreastand für den UIA-Kongress 2008 vorbei kam, war die Dame präsent. Man hatte sie in einen traditionellen rosafarbenen Kimono gesteckt, der sie aussehen ließ wie ein Knallbonbon, was dem Ganzen aber keinen Abbruch tat.

Aufgabe der Koreanerin war, mit asiatischem Gleichmut und freundlich lächelnd sich vor einer Videowand, auf der Bilder der südkoreanischen Metropole Seoul vorbei sausten, fotografieren zu lassen, so dass man bei entsprechendem Objektiv und großer Brennweite zu einem halbwegs realistischen Foto einer Seouler Straßenszene mit Vordergrunddame kam, was sich unter den Tagungsarchitekten ziemlich großer Beliebtheit erfreute.

Als viel weniger erfreulich muss festgehalten werden, dass der Anspruch des UIA-Generalsekretärs, auf dem Kongress einen lebendigen Dialog zu führen, nicht eingehalten werden konnte. Stattdessen, so die Erfahrung des spanischen Planers Juan Herreros, war nicht allein er nicht zu verstehen, da sein elaborierter Vortrag über Häuser in Sumpfgebieten schlicht an der Technik scheiterte.

„Hast du was mitgekriegt?“, fragte ein Kongressteilnehmer danach in die Runde. Und niemand antwortete ihm. Die Verunmöglichung des Dialogs zeigte sich auch darin, dass bei der Abschlussveranstaltung innerhalb von zwei Stunden gleich 15 Referenten zum Thema „Perspektiven und Visionen“ redeten und man das Gefühl nicht los wurde, da ist etwas ohne Widerhall an einem vorbeigerast, das man eigentlich gerne angehalten oder vertieft hätte.

Und wenn es einmal zu einer Debatte kam, was wegen des engen Zeitplans und der vielen Veranstaltungen selten genug möglich war, dann musste der Dialog gestoppt werden, weil wie in einem Fall die Dolmetscher gewerkschaftlich organisiert Pause machten oder ihre Arbeitszeit ganz zu Ende war.

Im Vorfeld des Kongresses war viel darüber gestritten worden, ob der Veranstalter, der Bund Deutscher Architekten (BDA), mangels ausreichender Anmeldungen nicht Pleite gehen würde. Mit 10.000 Architekten hatte man kalkuliert, und gekommen sind etwa nur die Hälfte. Wie es nach dem Abschluss der UIA-Tagung in Berlin mit dem Verband weitergeht, ob Köpfe rollen oder der BDA zum Konkursrichter gehen muss, wollte gestern niemand beantworten. Stattdessen waren Trotzreaktionen angesagt: „Wir sind nicht pleite“, sagte ein BDA-Mann und öffnete seine Geldbörse. Damit werde der Verband „gerettet“. Drinnen waren 8 Euro und 25 Cent.

Mitleid mit den deutschen Architekten und ihrem glücklosen Verband hatten ein paar türkische Baumeister. Weil 2005 der nächste UIA-Kongress in Istanbul abgehalten wird und sich die Gastgeber sicher sind, dass es dort lustiger zugeht, haben sie an die deutschen Kollegen Buttons mit der Aufschrift „2005“ verteilt, damit diese sich je nach Lage beispielsweise als Türken tarnen können, man sie nicht so mitleidig anguckt oder einfach, weil es Spaß macht, ein bisschen Schadenfreude zu zeigen. ROLF LAUTENSCHLÄGER

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