: Goldesel streck dich
Grüner Fraktionschef in Kiel gegen feste Fehmarn-Belt-Querung. Privaten Investoren ist die eh zu riskant
Eine feste Fehmarn-Belt-Querung durch einen Tunnel oder eine Brücke würde sich für private Investoren nicht rechnen. Diesen Schluss hat der Vorsitzende der schleswig-holsteinischen Landtagsfraktion der Grünen, Karl-Martin Hentschel, aus den Ergebnissen eines Markterkundungsverfahrens gezogen, die jetzt vorliegen. Weil der größte Teil der Investitionen sowie das Risiko von den Steuerzahlern getragen werden müssten, will Hentschel das Vorhaben stoppen. Sein Kollege vom Koalitionspartner SPD, Lothar Hay, lehnte das ab. Wegen der Bedeutung des Vorhabens müssten erst die Ergebnisse weiterer Studien geprüft werden.
Das Markterkundungsverfahren war von den Regierungen Deutschlands und Dänemarks in Auftrag gegeben worden. In Deutschland hatten sich die Bundesregierung und die schleswig-holsteinische Landesregierung geeinigt, die Querung mit privatem Kapital bauen zu lassen und die Investoren am Risiko zu beteiligen. Aus ökologischen Gründen sollte einem Tunnel der Vorzug gegeben werden. Über den Belt führen zwei viel benutzte Vogelflug-Korridore.
Hentschel zufolge geht der Markterkundungsbericht davon aus, dass sich der Personenverkehr von 2001 bis 2010 von 3700 auf 7700 Autos verdoppelt, hauptsächlich durch den Tourismus. Hentschel hält das für unwahrscheinlich. Für die Bahn- und Straßenverbindungen zur Querung hin müssten Deutschland und Dänemark jeweils rund eine Milliarde Euro ausgeben. Zur Finanzierung einer Brücke wären 1,7 Milliarden Euro an Subventionen nötig, zwei Drittel der Baukosten.
Überdies wolle der private Sektor das Risiko fehlender Einnahmen aufgrund einer schwer prognostizierbaren Verkehrsentwicklung nicht tragen und fordere Garantien. „Die private Wirtschaft ist nicht bereit, eine feste Fehmarn-Belt-Querung eigenständig zu bauen, sie ist nur bereit, sich vom Staat eine Lizenz zum Gelddrucken schenken zu lassen“, sagte Hentschel. KNÖ
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen