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Dresdner Bank – Klotz am Bein der Allianz

Allianz muss massive Verluste ihrer Tochter Dresdner Bank ausgleichen. Bis 2003 werden 11.000 Leute entlassen

FRANKFURT/M. taz ■ Eine der noch führenden deutschen Banken zu besitzen, kann für das Image eines Versicherungskonzerns mit angeschlossenem Gemischtwarenladen ein Segen sein; für den Kassenwart aber ein Fluch. Für die Allianz Gruppe jedenfalls, der seit Sommer 2001 die Dresdner Bank gehört, war die Übernahme der „Beraterbank“ ganz bestimmt kein Schnäppchen. Sie zahlt drauf. Und das nicht zu knapp. Nur wegen der latenten Verluste im Bankgeschäft der Tochter und aktuell zusätzlich wirksam gewordener hoher Abschreibungen im Investmentportfolio erwirtschaftete die Mutter im zweiten Quartal 2002 exakt 350 Millionen Euro Miese.

Die Allianz AG korrigierte sofort ihre Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr. Der noch nach dem ersten Quartal vom Vorstand der Allianz AG vorausgesagte Jahresüberschuss von rund drei Milliarden Euro werde wegen der Probleme bei der Dresdner Bank wohl nicht mehr eingefahren werden können, so der Konzernvorstand. Diese Gewinnwarnung vom Mittwochabend ließ die Aktie gleich um 11,5 Prozent auf 145,30 Euro abstürzen; und gestern nach Parketteröffnung ging es 7 Prozentpunkte weiter abwärts auf 135 Euro. Das ist der niedrigste Kurs seit 1996.

Die Konzernzentrale der Allianz AG in München setzt den Vorstand der Dresdner Bank in Frankfurt deshalb erneut unter Druck. Der Boss der Bank mit dem grünen Band der Sympathie, Bernd Fahrholz, gab ihm sofort nach. Die „Maßnahmen zur Rückgewinnung der Profitabilität“ würden noch einmal verschärft, sagte Fahrholz. Die Belegschaft wird das hart treffen. Zusätzlich zu der bereits angekündigten Streichung von 8.000 Arbeitsplätzen, mit der die Bank 1,3 Milliarden Euro einsparen will, sollen bis Ende 2003 weltweit noch einmal 3.000 Stellen abgebaut werden. Zur Zeit arbeiten rund um den Globus etwa 50.000 Menschen für die Dresdner Bank; davon die meisten in Deutschland.

Darüber hinaus kündigte Fahrholz an, die Bank werde sich vom Kreditgeschäft außerhalb Europas zurückziehen. Dadurch würden knapp drei Milliarden Euro Risikokapital freigesetzt, die dann – und auch darauf drängt die Mutter – in andere Bereiche der Allianz Gruppe fließen könnten. Auch das Corporate Center der Bank in Frankfurt werde „massiv verschlankt“. Das „Group Center“ der Allianz AG werde die Aufgaben weitgehend übernehmen, hieß es dazu gestern in einer Presseerklärung der Dresdner Bank.

Alle Macht den Münchnern? So sieht es aus. Börsenexperten glauben gar, dass mit dem neuen „Maßnahmenpaket“ des Vorstandes der Anfang vom Ende der Dresdner Bank eingeläutet worden sei. Noch ist das bei der Allianz AG kein Thema. Aber klar ist: Gewinne über der internen Prognose vom Frühjahr erwirtschaftet die Allianz zur Zeit nur auf den klassischen Versicherungsgeschäftsfeldern. Die Dresdner Bank dagegen bleibt ein Zuschussgeschäft. Das machen die Aktionäre der Allianz AG sicher nicht über 2003 hinaus mit.

K.-P. KLINGELSCHMITT

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