: rücktrittsskala: von ehrenhaft bis peinlich
Unterschiede zwischen Heine- und Möllemann
Die offene taz-Rücktrittsskala unterscheidet: a) ehrenhaft, b) verzweifelt, c) aus nichtigem Anlass, d) unehrenhaft.
Der von Bundesinnenminister Gustav Heinemann im Jahr 1950 aus Protest gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik war: ehrenhaft.
Einer der spektakulärsten Rücktritte war der von Bundeskanzler Willy Brandt, der 1974 über den Stasi-Spion Guillaume stolperte. Brandt trat zurück, weil sein Referent Guillaume einen tiefen Einblick in das Privatleben des Genussmenschen Brandt hatte: tragikomisch.
Hans Filbinger (CDU), Ministerpräsident in Baden-Württenberg, ging 1978 , nachdem seine Vergangenheit als NS-Richter öffentlich geworden war: ziemlich unehrenhaft.
Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff (FDP), später im Prozess um die Flick-Affäre wegen Steuerhinterziehung verurteilt, trat 1984 zurück: ein bisschen sehr unehrenhaft.
Lothar Späth (CDU), Beiname Cleverle, stolperte 1991 im Musterländle über Luxusreisen und Parteispenden: 13 Jahre lang Anhäufung nichtiger Anlässe.
Der schleswig-holsteinischen Ministerpräsident Björn Engholm (SPD) scheiterte 1993 an den Nachwirkungen der Intrigen zugunsten der eigenen Partei während der Barschel-Affäre: verzweifelt, weil unehrenhaft.
Und da war auch noch Jürgen Möllemann. Der heutige FDP-Vize hatte als Bundeswirtschaftsminister für die Plastikchip-Firma seines Vetters geworben, Abgang 1993: peinlich nichtig. HEI
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