: die bremer kinotaz, alle Filme, alle Termine
A
8 Frauen Frankreich 2002, R: Francois Ozon, D: Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Fanny Ardant, Emmanuelle Béart
‘8 Femmes‘ ist ein Coup: Acht französische Schauspielerinnen – unter ihnen Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Fanny Ardant und Emmanuelle Béart – versammeln sich zu einer Hommage an das Kino und an dessen weibliche Stars. In einem 50er-Jahre-Setting geben sie den weiblichen Teil einer Familie, deren einziges männliches Mitglied eben mit einem Messer im Rücken gefunden wurde. Ort des Geschehens: Ein Landhaus, das der Schnee von der Außenwelt abschneidet. Die Telefonleitung ist gekappt, das Auto rührt sich nicht. Wer wars? Hitchcock hätte seine Freude gehabt. Und auch George Cukor, Vincente Minnelli oder Douglas Sirk hätten allen Grund, sich geschmeichelt zu fühlen. Denn ,8 Frauen‘ ist Krimi, Screwball-Comedy, Musical und Melodrama in einem, eine Mischung von Genres jener Zeit, in der das Studiosystem prosperierte und Schauspielerinnen noch Göttinnen gleich waren.“ (taz) Gondel, Schauburg, Casablanca OL, Apollo BHV
Ali USA 2001, R: Michael Mann, D: Will Smith, Jon Voight
„Mitreißender Sound und Trainingsszenen im Rhythmus der Musik ziehen den Zuschauer gleich zu Beginn des Films in ihren Bann. 160 Minuten lang verfolgt man gespannt das Leben der Boxlegende Muhammad Ali zwischen authentisch inszenierten Fights, seiner bekannten Großmäuligkeit, dem Hang zu Frauenaffären und seinem Eintreten für Glauben und Gerechtigkeit. Zwar ist Will Smith die Rolle des Schwergewichtlers wie auf den um 15 Kilo schwereren Leib geschneidert, doch wird man das Gefühl nicht los, dass Michael Manns Biopic die Persönlichkeit des Champ nur an der Oberfläche erfasst. Der Film rast zu schnell voran und gibt den leiseren Momenten nicht den Raum, den es bräuchte, um hinter die Fassade dieser facettenreichen Kämpfernatur zu blicken. Das ist schade, denn Will Smith hat sein Äußerstes gegeben und doch hätte man gerne mehr von seinem Innersten gesehen.“ (film.de) Previews im CineStar und im CinemaxX OL
Der Anschlag USA 2002, R: Phil Alden Robinson, D: Ben Affleck, Morgan Freeman
„Analytiker Jack Ryan unternimmt mit dem CIA-Direktor eine Russlandreise, um den neuen Präsidenten Nemerov einzuschätzen. Ryan hält ihn für einen vernünftigen Mann und will nicht glauben, dass er für einen Nuklearanschlag auf das vollbesetzte Footballstadion in Baltimore verantwortlich ist. Ryan setzt alles daran, die wahren Täter zu entlarven. Die vierte Adaption eines Tom-Clancy-Bestsellers über die Missionen des CIA-Mannes Jack Ryan ersetzt Harrison Ford mit dem wesentlich jüngeren Ben Affleck. Wie bei gängigen Bond-Filmen umspannt die Action mehrere internationale Schauplätze, wobei Phil Alden Robinson bei seiner ersten Regiearbeit seit zehn Jahren mit Konzentration und Understatement überzeugt.“ (Blickpunkt:Film) Cinestar, CinemaxX, CinemaxX OL, CinemaxX DEL, Aladin BHV
Arac Attack - Angriff der achtbeinigen Monster USA 2002, R: Ellory Elkayem, D: David Arquette, Scarlett Johansson
„Im verschlafenen Dörfchen Prosperity in Arizona verseucht nuklearer Abfall den Tümpel eines Spinnenforschers. Da dieser aus dem kleinen See seine behaarten Krabbeltiere mit Wasser versorgt, ist die Katastrophe schon vorprogrammiert. Seine achtbeinigen Lieblinge mutieren zu überlebensgroßen Bestien, die sich auf alles stürzen, was Beine hat. Der von Roland Emmerich produzierte B-Monsterfilm ist eine liebevolle Verneigung an die Trash-Horrorstreifen der fünfziger und sechziger Jahre. Mit gelungenen Techniktricks und ironischem Augenzwinkern setzt Regisseur Ellory Elkayem die achtbeinigen Monster effektvoll in Szene. In Erinnerung an Klassiker wie etwa „Tarantula“ lässt der Filmemacher das Genre mit viel Witz und gelungenen Schockerelementen wieder aufleben.“ (film.de) Previews im CinemaxX, CinemaxX OL, CinemaxX DEL und im CineStar
B
Bella Martha Deutschland 2001, R: Sandra Nettelbeck, B:Martina Gedeck, Sergio Castellitto
„Martha ist Chefköchin in einem kleinen Restaurant. Während sie im Kochen perfekt ist, ist sie im sonstigen Leben und besonders im Umgang mit Männern eher unbeholfen. Nach dem Unfalltod der Schwester muss sie sich nicht nur um deren kleine Tochter kümmern, sondern auch ein neuer Koch, ein lustiger Italiener, fordert ihre Aufmerksamkeit. Melancholische Komödie, die Appetit macht aufs Essen, auf die Liebe, auf das Leben. Sandra Nettelbeck setzt in ihrem ersten Kinofilm auf Sinnlichkeit und ihre charismatischeHauptdarstellerin Martina Gedeck, die sich mit Bravour durch den Film kocht." (Blickpunkt:Film) Filmstudio
Buena Vista Social Club USA 1998, R: Wim Wenders, D: Ry Cooder and the Buena Vista Social Club
Da hat Wim Wenders aber gerade nochmal die Kurve gekriegt: Der einstige Hoffnungsträger des deutschen Films hatte sich scheinbar endgültig in den Elfenbeinturm zurückgezogen, aber da holte ihn sein Leib- und Magenmusiker Ry Cooder wieder ins wirkliche Leben zurück. Er lieferte Geschichte, Personal, Drehorte und Musik - Wim Wenders brauchte nur die Kamera draufzuhalten. So gehört der Film ganz und gar dem „Buena Vista Social Club“, einer Gruppe von über siebzig Jahre alten kubanischen Musikern, die alle schon ihre Karrieren beendet hatten und ärmlich als Schuhputzer oder Hausmeister ihr Leben fristeten. Ganz zufällig brauchte Ry Cooder sie für eine Plattenaufnahme, entdeckte die alten Hasen, holte sie aus dem Ruhestand zurück. So zeigt der Film etwa den 92jährigen Compay Segundo, der stolz über seiner brennenden Havanna verkündet: „Ich rauche seit 85 Jahren.“ Oder den Pianisten Ruben Gonzales, der an Arthritis litt. Das Ergebnis ist der erfolgreichste Musikfilm der letzten Jahre. (hip) Open-Air-Kino im Haus am Wall
E
Eine Schwalbe macht einen Sommer Frankreich 2000, R: Christian Carion, D: Mathilde Seigner, Michel Serrault
„Mit 30 Jahren hat Sandrine genug vom Stadtleben und ihrem Job als Computertrainerin. Also erfüllt sie sich einen lang gehegten Traum: Sie macht eine Ausbildung zur Landwirtin und kauft dem alten Adrien seinen Hof ab, allerdings unter der Bedingung, dass dieser noch zwei weitere Jahre dort leben darf. Dank des einfühlsamen Spiels von Mathilde Seigner und Michel Serrault driftet der Film nie in das stereotype Idealbild vom romantischen Landleben ab, auch wenn die herrliche französische Voralpenlandschaft bestens dazu geeignet wäre. Der Film hat nichts Spektakuläres oder Innovatives an sich, und genau das ist seine Stärke: er wirft einen leisen Blick auf Menschen, die versuchen, nach ihrer eigenen Facon glücklich zu werden.“ (film.de) Atlantis, Casablanca OL
Elling Norwegen 2001, R: Petter Naess, D: Per ChristianEllefsen, Sven Nordin
„Nach dem Tod seiner Mutter wird der unselbstständige und ängstliche Mitvierziger Elling in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Dort teilt er sich das Zimmer mit dem liebenswert-rauhbeinigen Kjell Bjarne. Nach zwei Jahren werden die beiden Jungs ins ,echte Leben' entlassen. In seiner Art an Dustin Hoffmans ,Rainman' erinnernd, verkörpert Per Christian Ellefsen mit anrührendem Spiel jenen Elling, der auf seine Weise Genie und Kind in einem ist. Er und der ebenfalls hervorragend authentische Sven Nordin bringen die Zuschauer dazu, mit ihnen zu lachen, zu leiden und ihre Ängste als das zu nehmen, was sie sind: große, hinderliche Gesteinsbrocken auf dem Weg zur Normalität. Der ursprünglich als Theaterstück konzipierte Film war in Norwegen der Kinohit des Jahres 2001 und wurde für den Oscar als ,bester ausländischer Film' nominiert." (film.de) Filmstudio, Lichtspielhaus DEL
E.T. – Der Außerirdische USA 1982/2002, R: Steven Spielberg, D:Henry Thomas, Drew Barrymore
„Happy Birthday, E.T.! Pünktlich zu seinem 20. Geburtstag kehrt der knuddelige Außerirdische frisch restauriert und in verlängerter Fassung in die Kinos zurück. Mit erstaunlich klarer Optik und digital überarbeitetem Soundtrack erstrahlt Steven Spielbergs rührseliger Klassiker in vollkommen neuem Glanz. Aber wenn wir ehrlich sind, wirkt der Film aus heutiger Sicht schon etwas antiquiert. Ob die Videoclip geprägte Jugend genauso viele Tränen vergießen wird, wie dereinst ihre Eltern, ist jedenfalls fraglich.“ (film.de) City
F
Die fabelhafte Welt der Amélie Frankreich 2001, R: Jean-Pierrre Jeunet, D: Audrey Tautou, Matthieu Kassovitz
„Amélie, als Kind immer allein gewesen und mit blühender Phantasie gesegnet, arbeitet mit Anfang 20 als Kellnerin in einem Bistro am Montmartre, wo sie ihre verhärmte Kollegin verkuppelt und dem gemeinen Gemüsehändler Streiche spielt. EinFilm, der märchenhafte Züge mit den schönsten Elementen der Nouvelle Vague kreuzt." (Blickpunkt:Film) City, Casablanca OL
Der Felsen Deutschland 2001, R: Dominik Graf, D: Karoline Eichhorn, Peter Lohmeyer
„Katrin und Jürgen, Kollegen und heimliche Liebende, machen Urlaub auf Korsika. Jürgens Frau aber erwartet ein Kind, daher soll Schluss sein mit der Affäre. Aus dem gut gemeinten letzten Urlaub wird bald Streit, die beiden gehen verletzt und desorientiert ihre eigenen verschlungenen Wege. Dabei folgt die Kamera vor allem Katrin, die wiederum den halbstarken Malte trifft, während Jürgen sich mit einer Kellnerin amüsiert. Katrin macht sich „auf die Suche nach ihrem Leben“ – als wäre das Leben nicht immer schon da. Der Film ist mit einer DV-Kamera gedreht und wirkt so, als hielte ein Tourist durch den Sucher seiner Videokamera nach etwas Zeigenswertem Ausschau und wüsste nicht recht, was er sieht. Das Licht versuppt, die Farben sind trüb, die Konturen unscharf. Die Ereignisse sollen über einen Straßenhändler aus dem Senegal, der seinen Krempel mit einer Geschichte übers Geschichtenerzählen anpreist,miteinander in Beziehung gebracht und weitergesponnen werden. Das Drama nimmt seinen Lauf. Statt konkreter Lebenserfahrung sehe ich überwiegend Posen im Spiel und höre Klischees in jedem Dialog. Warum? Die DV-Kamera allein scheint überfordert, damit aufzuräumen.“ (taz) Filmstudio, Casablanca OL
Flickering Lights Dänemark 2000, R: Anders Thomas Jensen, D: Ulrich Thomasen, Iben Hjejle
„Liebenswerte Außenseiter in abgedrehten Situationen – das ist Andes Thomas Jensens Metier. Wie schon in seinem großartigen Drehbuch zu ,In China essen sie Hunde‘ präsentiert er eine schwarzhumorige Komödie im Ganovenmilieu. Gespickt mit vielen herzlichen Details und schnörkellosen, lakonischen Dialogen erzählt Jensen von der wahren Freundschaft unter Männern. Für Sentimentalitäten bleibt da wenig Platz. ,Seit ihr alle schwul geworden?‘ lässt er seine Protagonsten in solchen Momenten fragen. Für wenig Feingefühl zeugt auch das für Jensen typische Massaker am Ende. Erstaunlicherweise ist der Film trotz aller Gewalt ein überaus warmherziger Genuß. Ein weiterer, wundervoller Beweis für die Blüte der modernen dänischen Kinos.“ (film.de) Cinema
G
Die geheimnisvolle Minusch Niederlande 2001, R: Vincent Bal, D: Theo Maasen, Carice van Houten
„Nachwuchsjournalist Tibbe steht bei einem holländischen Lokalblatt vor der Entlassung. Da lernt er Minusch kennen, die behauptet, eine Katze zu sein und ihm anbietet, ihn mit spannenden Infos für seine Zeitung zu versorgen. Tatsächlich liefert Minusch von ihren Katzengefährten so gute Geschichten, dass Tibbe zum Starreporter aufsteigt. In Holland hat sich die TV-Produktion ,Minoes‘ mit fast einer Mio. Zuschauer als Hit erwiesen. Damit lag es nah, die anrührende und witzige Geschichte der Kinderbuchautorin Anna Maria Geertruida Schmidt auch auf die große Leinwand zu bringen. Gut besetzt und angereichert mit Spezialeffekten gelang Regisseur Vincent Bal eine liebevolle Umsetzung des Sechs-Millionen-Dollar-Projekts, das nicht nur Kindern gefallen sollte.“ (Blickpunkt:Film) CinemaxX, CineStar
The Goddess of 1967 Australien 2000, R: Clara Law, D: Rose Byrne, Rikiya Kurokawa / Originafassung mit Untertiteln
„Die Göttin im Filmtitel ist ein Auto. Dem Citroen DS wird hier ein Loblied gesungen. Ein wunderschönes, rosafarbenes Exemplar dieses Kultobjektes hat der japanische Held diese Films per Internet-Recherche in den australischen Outbacks gefunden, doch dort angekommen trifft er auf ein blindes, rothaariges Mädchen, das sich als die eigentliche Besitzerin des Citroen entpuppt und den jungen Japaner zu einer Reise durch die australische Urlandschaft und damit auch ihre eigene Familientragödie überredet. So könnte man ,The Goddess of 1967‘ also als Roadmovie bezeichnen, aber er sieht nun überhaupt nicht wie eine Genreproduktion, sondern eher wie ein Experimentalfilm aus. Alle Landschaftsaufnahmen sind farblich verfremdet; wenn man die beiden im Auto fahren sieht, dann er erkennt man sofort, dass die Aufnahmen im Studio mit verfremdeten Rückprojektionen gemacht wurden, und die einzelnen Sequenzen wirken wie Tableaus, die eher den Stilstand als die Bewegung feiern. Die Regisseurin Clara Law macht es dem Publikum nicht eben leicht, sich in ihrem Film zurechtzufinden. Aber man ist vom ersten Bild an fasziniert von dieser seltsamen, somnambulen Phantasmagorie. In ihrer radikalen Künstlichkeit hat sie eine ganz eigene Poesie. Clara Law ist eine hongkong-chinesische Regisseurin, die mit einem Japaner und einem französischen Auto in Australien einen Film gemacht hat, und der sieht aus wie vom Mars!“ (hip) Kino 46
Gosford Park USA 2001, R: Robert Altman, D: Alen Bates, Kristin Scott Thomas
„Ein Wochenende auf einem englischen Landsitz. Reiche und adelige Briten mit ihren Bediensteten, ein Mord, und nur jemand, der schon im Hause war, kann es gewesen sein. Jawohl, wir sind im Agatha-Christie-Land, und scheinbar hält sich Robert Altman an die fest gefügten Konventionen des Genres. Sein ,Gosford Park‘ ist auf den ersten Blick ein typisches ,british murder mystery‘. Man wartet förmlich auf den Auftritt von Peter Ustinov als Hercule Poirot. Aber man merkt schnell, dass der Blick tiefer geht, die Krimihandlung nur ein Vorwand ist, um das britische Klassensystem satirisch zu analysieren. Die Teilung in oben und unten durchzieht den ganzen Film. Alles was sich bei den Herrschaften abspielt, spiegelt sich beim Dienstpersonal. Die oben tun alles, die unten wissen alles! Und dieses komplexe Beziehungsgeflecht (mit Altmans typischer virtuosem Ensemblespiel, bei dem man trotz 36 größerer Rollen nie die Übersicht verliert) wird mit bissigem Witz und genauem Auge dargestellt. Der Film ist im Grunde eine Studie des Snobism.“ (hip) Filmstudio
H
Hippolytes Fest Frankreich 1995, R: Lautent Benegui, D: Stephen Audran, Michel Aumont / Originalfassung mit Untertitel
“Hippolyte, Meisterkoch alter Schule in Paris, muss seinen traditionellen Laden schließen, weil eine Bank eine neue Filiale eröffnen will. Am letzten Abend dürfen sich noch einmal alle Freunde des Hauses an Kalbsbries, Lammsattel und Jacobsmuscheln laben. Weder eine überzeugende Hommage an leidenschaftliche Köche noch ein stimmiges Portrait der bunt gewürfelten Gästeschar. Statt dessen menschelt es gewaltig, und der Rest ist nicht einmal aufregend fotografiertes Maggi-Kochstudio.“ (taz) Atlantis
Hundstage Österreich 2001, R: Ulrich Seidl, D: Maria Hofstätter, Christine Jirku
„‘Hundstage‘ sind nichts für den Kinofreund, der wenigstens auf der Leinwand erfüllt sehen will, was ein Begriff wie Liebe verheißt; in ‚Hundstage‘ ist nur zu sehen, wie Menschen einander auf der vergeblichen Jagd danach schinden, quälen und missbrauchen. Der österreichische Dokumentarfilmer Ulrich Seidl, 50, schafft in seinem ersten, gnadenlos realistischen Spielfilm ein Mosaik kleinbürgerlicher Provinzialität zwischen Einfamilienhaus und Einkaufszentrum: Klägliche Schicksale kläglicher Figuren in einem schmierigen, Gewaltbereitschaft ausdünstenden Milieu – eine Ungeheuerlichkeit, die ihren Einsatz wert ist. Der unbequeme Monomane Seidl hat dafür 2001 in Venedig den Großen Preis der Jury bekommen. Es hätte auch der Goldene Löwe sein können.“ (Der Spiegel) Cinema
I
Ice Age USA 2002, R: Chris Wedge
„Auf der Erde ist es bitterkalt. In Scharen flüchten Menschen undTiere vor der drohenden Eiszeit gen Süden. Nur Mammut Manfred undsein unfreiwilliger Faultier-Kumpel Sid bleiben zurück. Als sie an einem Flussufer ein Eskimo-Baby finden, gesellt sich zu dem ungleichen Paar noch der grimmige Säbelzahntiger Diego. Nach Disney und Dreamworks hat sich mit 20th Century Fox das dritte große Hollywood-Studio am neuen ,Genre' des digitalen Animationsfilms versucht. Das Gespann aus missmutigem Manfred und stoffeligem Sid erinnert stark an ,Shrek' und dessen namenlosen Eselfreund. Allerdings ist der Humor weit weniger bissig und absurd. Bei der Entwicklung des Plots hielt man sich, der jüngeren Zielgruppe zuliebe, eher an Disneys ,Dinosaurier'-Idylle. Nichtsdestotrotz bietet ,Ice Age' turbulente Familienunterhaltung mit berauschender Optik." (film.de) City
Iris Großbritanien/USA 2001, R: Richard Eyre, D: Judy Dench,Kate Winslet, Jim Broadbent
„Eine anrührend zärtliche Krankheits- und Lebensgeschichte ohne Happy End: Drei Jahre, bis zu ihrem Tod 1999, pflegt der Literaturkritiker John Bayley seine an Alzheimer erkrankte Frau, die Schriftstellerin Iris Murdoch. Hilflos, wütend, frustriert und erschöpft muss er zusehen, wie ihr Geist verfällt. Tristesse pur? Gewiss. Aber kein violinenumsäuselter Behindertenkitsch. Richard Eyre blättert in Rückblenden warmherzige Szenen einer Ehe auf, in der zwei gegensätzliche Charaktere – Iris dominant und impulsiv, John ein stotternder Kauz, der nicht eben die Welt entflammt – zur Ruhe kommen. Umso mehr Wehmut löst das tragische Finale aus.“ (Cinema) City
Italienisch für Anfänger Dänemark 2000, R: Lone Scherfing, D: Anders W. Berthelsen, Peter Gantzler
„Die schönste romantische Komödie der letztjährigen Berlinale war nicht etwa ‘Chocolat‘, sondern der fünfte Dogmafilm ‘Italiensk for Begyndere‘. Beide liefen im Wettbewerb, und ‘Italienisch...‘ wurde dort nicht nur mit vier Preisen ausgezeichnet, sondern auch viel stürmischer beklatscht. Frappierend an ihm ist, dass die Regisseurin sich zwar streng an das formale Keuschheitsgelübde der Dogmafilmer gehalten hat, man dies aber schon nach wenigen Minuten völlig vergisst. Der Film erzählt von sechs Menschen, die in einer tristen Vorstadt von Kopenhagen leben und sich in einem Volkshochschulkurs treffen. Er ist gefüllt mit zärtlichen, absurden Pointen, die vom Leben abgeguckt scheinen. Und es begeistert, wie behutsam und subtil Lone Scherfing es fertigbringt, die sechs mit ihren Schwächen, Unbeholfenheit und Schüchternheit so liebenswert zu machen. (hip) City
K
Kate & Leopold USA 2001, R: James Magold, D: Meg Ryan, Hugh Jackman
“Durch ein temporäres Zeitloch schlüpft Herzog Leopold zufällig vom Jahr 1876 direkt ins New York der Gegenwart. Dort staunt er mächtig über die modernen Errungenschaften der Menschheit. Besonders interessiert er sich jedoch für die alleinstehende Karrierefrau Kate. Anders als in ,Die Zeitritter‘ oder ,Zurück in die Zukunft‘ geht es hier weder um Eingewöhnung noch um die Gefährdung des Raum-Zeit-Kontinuums. Nicht, wenn Meg Ryan mit im Spiel ist. ,Kate & Leopold‘ ist einzig und allein ein romantisches Märchen fürs Herz.“ (film.de) City
L
Lilo & Stitch USA 2002, R: Chris Sanders, Dean DeBlois
„Das außerirdische Monster Stitch ist klein, blau und gemein. Daher wird es vom intergalaktischen Senat ins Exil verbannt. Bei der Überführung gelingt dem cleveren Giftzwerg allerdings die Flucht. Stitch taucht auf der Erde unter. Dort trifft er auf das hawaiianische Mädchen Lilo. Von ihr lernt der wilde Rabauke, dass es im Leben außer Hass und Gewalt noch andere Werte gibt. Mit dem traditionellen Zeichentrickfilm ‚Lilo & Stitch‘ unternehmen die Disney Studios einen verzweifelten Versuch, auf den längst abgefahrenen Pokémon-Zug aufzuspringen. Trotz einiger wunderschön detaillierter Bilder fehlt es der Geschichte jedoch grundlegend an Substanz. Einen wilden Alien zum liebenswerten Kuscheltier umzupolen, vermag nicht wirklich zu fesseln. Disney-Kitsch trifft Pokémon-Action. Dieser Spagat ist nicht geglückt.“ (film.de) CinemaxX, CinemaxX OL, CinemaxX DEL, CineStar, Lichtspielhaus DEL, Apollo BHV
M
Men in Black II USA 2002, R: Barry Sonnenfeld, D: Will Smith, Tommy Lee Jones
„Ich weiß nicht mehr, von welchem Planeten Barry Sonnenfeld kommt. Der Regisseur von „Get Shorty“ und dem ersten „Men in Black“ hat in seinen letzten Filmen „Wild Wild West“ und „Big Trouble“ nicht mehr viel Interesse am menschlichen Leben gezeigt. Und wenn man sich „Men in Black II“ ansieht, muss man annehmen, dass er nicht etwa die hippen und bissigen Pointen für das Beste an dem ersten Film hielt, sondern die konventionelle, trashige Sequenz, in der Will Smith viel Schläge einsteckt und im Schleim badet. „MIIB“ (so das Originalkürzel) besteht fast nur aus solchem physischen Humor. “ (The New Yorker) CinemaxX, CinemaxX DEL (auch OV), CinemaxX OL, CineStar, Lichtspielhaus DEL, Passage BHV, Wall-Lichtspiele OL
Miracle – Ein Engel für Dennis P. Dänemark 2000, R: Natasha Arty, D: Sidse Babett Knudsen, Thomas Bo Larsen
„Dem 12-jährigen Dennis erscheint ein Engel, der ihm eine ‚Lizenz zum Wünschen‘ erteilt. Mit warmherzigem Witz und flotten Musical-Sequenzen erzählt ‚Mirakel – Ein Engel für Dennis P.‘ von typischen Teenager-Träumen und Pubertätsproblemen. Dennis wird bei seinen Wünschen immer überheblicher – bis ihn die Schwierigkeiten der neuen Situationen überfordern und er begreift, wie wundervoll das ganz normale Leben sein kann. Ein lehrreicher Film, der nicht nur kleine Zuschauer wunschlos glücklich zaubert.“ (Cinema) City
Die Monster AG USA 2001, R: Peter Docter, Lee Unkrich, David Silverman
„Neuester Streich der Pixar Studios, die schon mit ,Toy Story' Zeichentrick-Geschichte geschrieben haben. Ihre amüsante, gutmütige (Kuschel-) Monstergeschichte verteilt satirische Seitenhiebe auf Leistungsgesellschaft und Großkonzerne und konzentriert sich auf ein turbulentes Katz-und-Maus-Spiel zwischen guten und bösen Monstern. Temporeiches Highlight ist eine Verfolgungsjagd über das Türenfließband." (Blickpunkt:Film) City
Mord nach Plan USA 2002, R: Barbet Schroeder, D: Sandra Bullock, Ben Chaplin
„Zwei Oberschüler studieren kriminologische Handbücher und töten danach eine junge Frau, um den perfekten Mord zu verüben, als Ausdruck absoluter Freiheit und eigener Überlegenheit. Die hochmütigen Täter wollen beweisen, dass sie schlauer sind als die Polizei, und müssen sich von Sandra Bullock in der Rolle der ermittelnden Kripobeamtin eines Besseren belehren lassen. Weniger überzeugend ist allerdings, wie Regisseur Schroeder die Geschichte ihrer eigenen Vergangenheit inszeniert.“ (tip) CinemaxX, CineStar
Mr. Bones Südafrika 2001, R: Gray Hofmeyr, D: David Ramsey, Leon Schuster
„Kuvuki-Medizinmann Mr. Bones wird von seinem Dorfältesten nach Sun City geschickt. Dort soll er den verschwundenen Stammhalter aufspüren. Von seinen Knochen geleitet, glaubt Bones in dem Profigolfer Vinceden verlorenen Sohn wieder zu erkennen. Unter turbulenten Umständen führt er ihn zurück ins Kuvuki-Dorf. ,Mr. Bones‘ als beschissenen Film zu bezeichnen, darf ruhig wörtlich genommen werden. Noch nie zuvor landeten in der Filmgeschichte so viele Fäkalien in den Gesichtern der Protagonisten. Egal ob glitschiger Vogelkot, weiche Elefanten-Notdurft oder dampfende Pferdeäpfel. Viel mehr hat diese flache Slapstick-Arie aus Südafrika im Stil von ,Die Götter müssen verrückt sein‘ nicht zu bieten.“ (film.de) CinemaxX, CinemaxX OL, CinemaxX DEL, CineStar
Mr. Deeds USA 2002, R: Steven Brill, D: Adam Sandler, Winona Ryder
„Der freundliche Mr. Deeds führt in der ruhigen Kleinstadt Mandrake Falls, New Hampshire, ein unspektakuläres, aber zufriedenes Leben. Doch das beschauliche Dasein des Mr. Deeds hat ein Ende, als er erfährt, dass ihm ein Verwandter, den er längst aus den Augen verloren hat, ein Erbe im Wert von 40 Milliarden Dollar hinterlassen hat. Dieses schlagzeilenträchtige Erbe ruft natürlich sofort die gesamte Regenbogenpresse auf den Plan. Auch Sensationsreporterin Babe Bennt wird losgeschickt, um etwas Negatives über Deeds herauszufinden. Doch, wie so oft im Leben, kommt es anders als man denkt. Auch die zweite Zusammenarbeit von Filmemacher Steven Brill und Komiktalent Adam Sandler ist eine rührende Komödie, die sowohl etwas fürs Herz, als auch für die Lachmuskeln bietet. Zwar kann man der Story mal wieder nichts wirklich Neues abgewinnen, doch ist der Film insgesamt ein wohltuender, heiterer Zeitvertreib mit hohem Entspannungspotenzial. „Mr. Deeds“ ist harmloses, unterhaltendes Feierabendkino im besten Sinne“ (film.de) Preview im CineStar
N
Nirgendwo in Afrika Deutschland 2001, R: Caroline Link, D: JulianeKöhler, Matthias Habich
„Ein jüdischer Anwalt übernimmt 1938 die Stelle eines Verwalters auf einer verwahrlosten Farm in Kenia. Während sich seine Frau nur allmählich an die unbequemen Lebensumstände gewöhnen kann, blüht die schüchterne Tochter schnell auf. Der einfühlsam inszenierte, ausgesprochen unterhaltsame Film profitiert von wohltemperierten Landschaftsaufnahmen, flotter Dramaturgie, einfühlsamer Musik und einer entschlossenen Kamera- undSchnittführung." (filmdienst) City
Nix wie raus aus Orange County USA 2002, R: Jake Kasdan, D: Colin Hanks, Jack Black
„Shaun Brumder ist ein literarisch begabter Schüler, dessen einziges Ziel es ist, aus seinem erstickend oberflächlichen Heimatvorort zu entfliehen und die Universität von Stanford zu besuchen. Doch sein Antrag wird verwechselt und er erhält eine Absage. Sein dauerzugedröhnter Bruder Lance fährt ihn in einem beängstigenden Roadtrip nach Stanford, wo sie die Sache persönlich in die Hand nehmen. Das Außergewöhnlichste an dieser harmlosen Teeniekomödie ist der Umstand, dass sich vor und hinter der Kamera der Nachwuchs von Hollywoods größsten Stars (Hanks, Kasdan) findet. Der gutmütige Coming-of-Age-Spaß schlägt einen leichtherzigen Ton an, der all den vorgeführten Charakterschwächen eine erheiternde Seite abgewinnt.“ (Blickpunkt:Film) CineStar, CinemaxX OL
Nomaden der Lüfte– das Geheimnis der Zugvögel Frankreich/Deutschland/Spanien/Italien 2001,R: Jacques Perrin, Jacques Cluzaud, Michel Debats
„‘Das Geheimnis der Zugvögel' – so der Untertitel des Films – ist eine luftige Weltreise. Und wir fliegen fast hundert Minuten mit hoch über den Wolken. Dabei sind wir immer auf Flughöhe mitdem Vogelschwarm, das Gefieder zum Anfassen nah. Dabei ist derTrick von Perrins ungewöhnlichen Nahaufnahmen so banal wie natürlich: Die Hauptdarsteller wurden in einer Vogelschule von Hand aufgezogen, die Ersatzeltern der Vögel waren die Kameraleute und Piloten eines Ultraleichtflugzeugs. Doch davon ist im Film nichts zu sehen.Der Mensch tritt hier gänzlich in den Hintergrund, was wohl dieVoraussetzung dafür ist, sich als Mitglied eines Vogelzugs zu fühlen. Das gelingt in vielen guten Momenten auch. Dennoch ist es schade, dass so gut wie nichts kommentiert wird." (taz) Filmstudio, Lichtspielhaus DEL
P
Panic Room USA 2002, R: David Fincher, D: Jodie Foster, Forest Whitaker
„Jodie Foster und ihre Teenager-Tochter ziehen in ein Sandsteinhaus in Manhattan, das einen ,Panik Raum‘ hat: eine Kammer, die sicher gegen Eindringlinge barrikadiert werden kann. In ihrer ersten Nacht werden sie von den Einbrechern Forest Whitaker, Dwight Yoakm und Jared Leto heimgesucht. Der Thriller, der weder schummelt noch logische Lücken hat, wird zu einem tödlichen Schachspiel, in dem das Brett und die Spieler gut zu sehen sind, beide Seiten die Regeln kennen und der bessere Stratege gewinnen wird.“ (film. de) City
Party Animals ... Wilder geht‘s nicht USA 2002, R: Walt Becker, D: Ryan Reynolds, Tara Reid
„Die Jungs sind notgeil, die Mädels blond, sie tragen keine Höschen und haben große Titen. Den Humor von College-Komödien darf man mit gutem Gewissen als eher flachbrüstig beschreiben und die Variationsmöglichkeiten dieses Genres als nicht allzu vielfältig. Wer sich jedoch über brennende Inder, Oben-ohne-Nachhilfe, furzende Studenten und Hundesperma im Sandwich prächtig amüsiert, dem besorgen es die ‚Party Animals‘ zuverlässig. Menschen, denen die Witzfähigkeit von Körpersekreten eher verschlossen bleibt, können sich allerdings nur wundern.“ (tip) Cinestar, CinemaxX, CinemaxX DEL, CinemaxX OL, Apollo BHV
R
Requiem for a Dream USA 2000, R: Darren Aronofsky, D: Ellen Burstyn, Jared Leto / Originalfassung mt Untertiteln
„TV, Sweeties, Fressen, Sex, Gras, Heroin - alles Süchte. Wie schnell sie einen in die Verzweiflung und Existenzaufgabe bringen, hat Hubert Selby einst in seinem Roman ,Requiem for a Dream‘ erzählt. 22 Jahre später liefert einer der eigenwilligsten Independent-Regisseure die passenden Bilder dazu: Unterstützt von brillanten Schauspielern, nützt Darren Aronofsky (‘Pi‘) die Tricks der Technik und rückt Verzweiflung, Einsamkeit und Wahnsinn beeindruckend distanzlos auf den Leib. Ein Höllentrip ohne Notausgang.“ (tip) Kino 46
Rivers and Tides Deutschland 2000, R: Thomas Riedelsheimer, D: Andy Goldsworthy
„Über den schottischen Künstler Andy Goldsworthy sind bereits etliche Bildbände erschienen. Sein Material nimmt er ausschließlich aus der Natur. Er arbeitet mit Steinen, Blättern, Zweigen, Eis; überlässt sie dem Wind, dem Regen, der Zeit, die sie verändern. Der Filmemacher Thomas Riedelheimer begleitete den Künstler vier Jahre lang, dokumentierte den langwierigen Schaffensprozess, wenn Goldsworthy Landschaften in Kanada, USA, Frankreich und Schottland umgestaltete. Dabei gelang ihm ein sehr schönes Porträt, dessen Wirkung durch die Musik von Fred Frith noch verstärkt wird.“ (Blickpunkt: Film) City
Roter Satin Frankreich 2002, R: Raja Amari, D: Hiam Abbas, Hend Fahem / Originalfassung mit Untertiteln
„Roter Satin ist der Stoff, aus dem die Träume sind. Lilia (Hiam Abbas), eine etwa 40-jährige Witwe in Tunis, fängt beim Putzen unwillkürlich an zu tanzen, als sie sich im Spiegel erblickt. Diese kleinen Ausfallschritte aus dem Alltag führen die Heldin in die Welt der Bauchtänzerinnen, wo sie in Seide und Geschmeide Gäste verzaubert und mit jedem fremden Blick, den sie fesselt, an Selbstbewusstsein gewinnt. Nabel- und Gedankenfreiheit liegen gar nicht so weit auseinander, sagt die Regisseurin Raja Amari in ihrem anmutig-spröden Emanzipationsfilm und zeigt dem Zuschauer, dass wichtige Entscheidungen aus dem Bauch heraus getroffen werden sollten (Der Spiegel) Cinema
The Royal Tenenbaums USA 2001, R: Wes Anderson, D: Gene Hackman, Ben Stiller, Anjelica Huston
„Die US-Amerikaner hätten so gerne eine königliche Familie, deshalb sind die Kennedys und ,Dallas‘ dort so beliebt. Auch die Tenenbaums sind solche ,Buddenbrooks‘ Amerikas, nur ihre besten Zeiten sind schon vergangen. In den 70er Jahren waren alle drei Sprösslinge der Familie Wunderkinder. Doch der Vater ist ein Filou, und als er von der Familie verstoßen wurde, ging es mit dieser bergab. ,Die Royal Tenenbaums‘ ist eine melancholische Komödie und ein Ensemblefilm voller Stars, die durchweg inspiriert spielen, doch der Knaller des Films ist Gene Hackman. Er ist zugleich unausstehlich und charmant, ein Rüpel und anrührend traurig, er tut Unverzeihliches und man hat ihm schon in der nächsten Szene vergeben. (hip) City, auch als OV
S
Schiffsmeldungen USA 2001, R: Lasse Hallström, D: Kevin Spacey, Julianne Moore, Judi Dench
„Nach dem Unfalltod seiner attraktiven, aber an ihm und Tochter Bunny desinteressierten Frau ist Quolye wieder der scheue Einzelgänger, der überall unbeachtet bleibt. Als seine Tante ihn nach Neufundland zu den Wurzeln seiner Vorfahren mitnimmt, entwickelt der zeitlebens Gedemütigte erstmals Selbstachtung, Freundschaft und das Gefühl, geliebt zu werden. Wie ,Chocolat‘ ist auch ,Schiffsmeldungen‘ eine gediegene Literaturverfilmung [des Romans von E. Annie Proulx], die mit ausgesuchter Besetzung und filmischer Reife gut unterhält, aber ohne wirkliche dramatische Intensität an der Oberfläche ihrer Themen bleibt. Größte Pluspunkte sind der Schauplatz Neufundland, sprachliches Niveau und ein Humor, der Schwermut nicht aufkommen lässt.“ (Blickpunkt:Film) City
Der Schuh des Manitu – extra large Deutschland 2001, R: Michael „Bully“ Herbig, D: Michael „Bully“ Herbig, Christian Tramitz
Die Wiederaufführung des Kassenknüllers des letzten Jahres wird ein wenig aufgemöbelt, damit einige nochmal reingehen: Jetzt die „Extra Large“-Fassung , „mit brandneuen Szenen! Wie alles begann...“ Also die DVD-Version im Kino. „Westernparodie um einen bayerischen Apachenhäuptling, seinen Trapperfreund und seinen schwulen Zwillingsbruder. Im zweiten Regiestreich von Michael ‘Bully‘ Herbig gibt es nicht nur ein Wiedersehen mit den Bayerisch sprechenden Winnetou- & Old-Shatterhand-Figuren aus der ‘Bullyparade‘. Zur Freude der ‘Traumschiff‘-Fangemeinde tritt auch Abahachis schwuler Zwillingsbruder auf. Slapstick- und gagreiche Westernparodie.“ (Blickpunkt: Film) Cinestar, CinemaxX, CinemaxX DEL, CinemaxX OL
Scooby-Doo USA 2002, R: Raja Gosnell, D: Sarah Michelle Gellar, Freddy Prinze jr.
„Die Fans von einst (sofern sie eine kindische Ader haben) werden sich vielleicht freuen. Das Zielpublikum dieses Teenagerspektakels besteht jedoch wohl eher aus ihren Kindern (oder gar den Enkeln?), und die werden sich kaum an jene Zeichentrickserie um die leicht debile dänische Dogge Scooby-Doo erinnern können, die das Zeichentrick-Duo William Hanna und Joe Barbera (die auch die ‚Flintstones‘ und ‚Jetsons‘ schufen) vor über 30 Jahren aus der Wiege hob – und die nun in einer Real/Animation-Adaption ins Kino kommt: Vampirjägerin Sarah Michelle Gellar, Mädchenschwarm Freddie Prinze Jr., Blödelbrite Rowan ‚Mr. Bean‘ Atkinson und eben der komische Hund unterwegs in keiner geringeren Mission, als die Welt vor Geistern, Monstern und überhaupt ihrem Untergang zu retten. Na dann viel Spaß.“ (Neue Zürcher Zeitung) CinemaxX, CinemaxX OL, CinemaxX DEL, CineStar, Lichtspielhaus DEL, Passage BHV
Siddhartha USA 1972, R: Conrad Rooks, D: Shashi Kapoor, Simi Garewal
„Ein glitzernder, spielfilmlanger Werbespot, dessen Ursprung Hesses Roman über den schönen Brahmanen ist, der sich auf die Reise begibt, um nach der Wahrheit zu suchen. Von einem Freund mit einem Babygesicht begleitet, flippt er mit den Sadhus im Wald aus, hört Buddha in seiner Höhle zu, vögelt als Silhouette mit einer reichen Kurtisane und macht als Kaufmann viel Geld. Er steigt dann wieder aus und findet die Erleuchtung als Fährmann. Wohl kaum einer wird aus dem Kino gehen, ohne Hesses Botschaft begriffen zu haben, dass es keinen sicheren Weg zur Wahrheit gibt, dass suchen heißt, nicht zu finden, und dass ‚alles auf dem Rad des Lebens wiederkehrt‘. Leider ist der Film mit so wenig Imagination gemacht, dass es unmöglich ist, die Bewusstseinsstadien nachzuvollziehen, die unser Star des Bombay-Kinos durchwandelt.“ (Time Out) Cinema
So weit die Füße tragen Deutschland 2001, R: Hardy Martins, D:Bernhard Bettermann, Michael Mendl
„Neuverfilmung des Erfolgsromans von Martin Bauer, der die Fluchteines deutschen Werhmachtsoffiziers aus ostsibirischen Bleiwerken nach Deutschland beschreibt. Ohne jede künstlerische Intention entstandene Zeitreise in den kalten Krieg, fast schon bestürzend in seiner Plattheit." (tip) City
Spider-Man USA 2002, R: Sam Raimi, D: Tobey Maguire, Kirsten Dunst
„Peter Parker, ein streberhafter Teenager, erlangt durch den Biss einer genmanipulierten Spinne Superkräfte. Diese setzt er zunächst egoistisch ein, mit fatalen Folgen. Doch dann kämpft er als ,Spider-Man‘ gegen das Verbrechen – was ihn allerdings in ein Dilemma nach dem andern stürzt. Sam Raimis bunte Verfilmung des legendären Comics wird dessen Geist überwiegend gerecht. Tobey Maguire verkörpert den Hamlet unter den Superhelden, Kirsten Dunst ist das Mädchen, das Peter ersehnt, das als Freundin von Spider-Man aber in Gefahr ist. " (Neue Zürcher Zeitung) CinemaxX, CinemaxX DEL, CinemaxX OL, CineStar
Spirit – Der wilde Mustang USA 2002, R: Kelly Asbury, Lorna Cook
„Das neueste Animationsabenteuer aus dem Hause Dreamworks ist im Gegensatz zu den Vorgängern sehr konventionell. Der am Computer entstandene Zeichentrickfilm bietet actiongeladene Hollywoodspannung für Kinder. Ein Hengst, der über einen riesigen Canyon hüpft, zwischen explodierenden Hütten durch Feuerwände läuft, einen hochhaushohen Wasserfall hinunterfliegt und in Lebensgefahr gerät. Man muss selber entscheiden, ob man sein Kind dieser Actionwelt aussetzt oder fantasievolleren und ruhigeren Filmen den Vorzug gibt. Die bisherigen Dreamworks-Filme wie ,Shrek‘ waren sympathische Fantasieprodukte, ,Spirit‘ ist deutlich herz- und witzloser und deshalb im direkten Vergleich eine Enttäuschung.“ (Film.de) Schauburg, Cinestar, CinemaxX, CinemaxX OL, CinemaxX DEL
Sprich mit ihr - Hable con ella Spanien 2002, R: Pedro Almodóvar, D: Rosario Flores, Javier Cámara
„Zwei Frauen, die im Koma liegen, und zwei Männer, die darum mit ihrer Liebessehnsucht auf sich selbst zurückgeworfen sind. Oder: eine Matadora, die zwischen zwei Männern steht und darum in der Arena sehnsüchtig den Kampf mit den Stieren sucht. Oder: ein verlassener Mann, der unter Schmerzen den Weg ins Leben zurückfindet. Pedro Almodóvar erzählt in „Sprich mit ihr“ viele Geschichten, die alle von der Einsamkeit handeln, von unerfülltem Verlangen und unendlicher Traurigkeit. Das Wunder dieses sehnsüchtigen Films ist, dass Almodóvar die Balance findet zwischen Verzweiflung und unverhofftem Glück, Hoffnunglosigkeit und Trost, Schwermut und Leichtigkeit. Almodóvar spielt inzwischen in seiner eigenen Liga. ,Sprich mit ihr‘ ist ein Melodram voll schmerzhafter Schönheit geworden, ein Meisterwerk.“ (tip) Schauburg, Atlantis
Spy Game USA 2001, R: Tony Scott D: Robert Redford, Brad Pitt
„Spy Game, der finale Countdown, schildert eine Männerfreundschaft über 16 Jahre. Robert Redford spielt einen CIA-Agenten, der gegen Ende des Vietnam-Kriegs in einem jungen Mann (Brad Pitt) sein jugendliches Ebenbild findet. Die verschachtelte Dranmturgie, die den Zuschauer ständig in lang vergangene Kriege katapultiert, bremst den Film immer wieder, bevor er richtig in Schwung kommmt.“ (Der Spiegel) City
Star Wars: Episode II USA 2002, R: George Lucas, D: Ewan McGregor, Natalie Portman
„Wieder geht es um den ewigen Kampf im All zwischen Gut und Böse, wieder zücken die Jedi-Ritter ihre Lichtsäbel, wieder kommt der tuntige Roboter C-3PO unter die Räder, wieder werden Schauspieler zu Statisten degradiert, und am Ende wird Lucas wieder um ein paar hundert Millionen reicher sein. Doch Überraschungen oder gar neues Material für Parodien bietet diese ,Krieg der Sterne'-Folge kaum. Denn Lucas bedient sich hier vor allem aus den Fundus, dener und seine Epigonen selbst geschaffen haben, und so hat er quasi sein eigenes Werk geklont und für den ,Angriff derKlonkrieger' die besten Sequenzen recycelt." (Der Spiegel) Cinestar
T
Tanguy – Der Nesthocker Frankreich 2001, R: Etienne Chatiliez, D: Sabine Azéma, André Dussolier
„Tanguy ist ein frecher Kotzbrocken hinter der Fassade des weltgewandt-freundlichen Menschen. Während Freundin oder Eine-Nacht-Liebschaften abhauen können, haben seine Eltern einen schweren Stand: Denn der 29-Jährige denkt gar nicht daran, von zu Hause auszuziehen – bis Mama und Papa dem missratenen Filius den Krieg erklären. Nach seinem charmanten Komödienhit ,Das Glück liegt in der Wiese' legt Etienne Chatiliez diese schwarze Komödie nach, in der hochgehaltene Familienwerte eine verschmitze Breitseite abbekommen. Erneut glänzt Sabine Azéma in einer Hauptrolle als allergisch auf den Sohnemann reagierende Mama."(Blickpunkt:Film) Atlantis
U
Untreu USA 2002, R: Adrian Lyne, D: Diane Lane, Richard Gere
„‘Untreu‘ basiert auf Claude Chabrols Film ‚Die untreue Frau‘ (1969) und hat dessen Plot in den Grundzügen übernommen: Eine in gutbürgerlichen Verhältnissen lebende Ehefrau und Mutter hat eine Affäre, der Ehemann kommt dahinter und erschlägt die Liebhaber im Affekt. Im gemeinsamen Wissen um den Todschlag kommt sich das Ehepaar wieder näher. Der Blickwinkel der beiden Film ist jedoch völlig verschieden: Während Chabrol die Geschichte durchgängig vom Gesichtspunkt des Mannes schildert, erzählt Adrian Lyne dem ersten Teil aus der Perspektive der Frau. Mit Diane Lane besitzt der Film seinen größten Aktivposten: Wie sie sämtliche Stadien des Abenteuers von der zaghaften Annäherung bis zur ungehemmten Leidenschaft durchspielt, hat Klasse. So viel Klasse, das sich der Film, als er schließlich auf die Perspektive des Ehemannes umschwenkt, von diesem Bruch nicht mehr erholt.“ (tip) CinemaxX, CinemaxX OL, CinemaxX DEL, CineStar
V
Vanilla Sky USA 2001, R: Cameron Crowe, D: Tom Cruise, Penélope Cruz
„Obwohl sich das amerikanische Remake von ,Open Your Eyes' strikt an der Szenenfolge des Originals orientiert, entstand einvöllig anderer Film: Regisseur Cameron Crowe sucht in der rätselhaften, auf verschiedenen Realitätsebenen erzählten Geschichte vom reichen Verleger Davis Amens, der durch einenUnfall sein Gesicht und sein Selbstbewusstsein verliert, weniger die Brüche als vielmehr die Kontinuität –der Film verliebt sich in seine Figuren und findet eine mögliche Liebesgeschichte." (tip) City
Vaya con Dios Deutschland 2002, R: Zoltan Spirandelli, D: Daniel Brühl, Chiara Schoras, Michael Gwisdek
„Drei Cantorianer-Mönche müssen ihre Brandenburger Abtei verlassen, weil es ihr an Nachwuchs und Geld mangelt. Sie machen sich auf die lange Reise in die Toskana zum letzten noch verbliebenen Cantorianer-Kloster. Doch der Weg dorthin ist mit irdischen Verlockungen gepflastert. Komödiantisches Roadmovie, bei dem Erstlingsregisseur Zoltan Spirandelli vor allem auf den prall von klösterlicher Askese auf irdische Vergnügungssucht und die daraus resultiernden absurd-komischen Momente setzt. Der Soundtrack aus meditativer Chormusik nimmt gefangen und setzt ebenfalls einen Kontrapunkt zur hektischen Betriebsamkeit außerhalb der Klostermauern.“ (Blickpunkt: Film) City
W
Was nicht passt wird passend gemacht Deutschland 2002, R: Peter Thorweald, D: Ralf Richter, Willi Thomwarth
„Auf der Baustelle der Ruhrpottmalocher Horst, Kalle und Kümmelgibt's keinen Schnickschnack. Egal ob Bretter, Keller verschalung oder der tote polnische Schwarzarbeiter, der in einer Zementgrube verschwindet: Was nicht passt, wird mit der Kreissäge ganz schnell passend gemacht. Die Helden dieser Lowlife-Komödie sind Brüder im Geiste von Thorwalds Erfolg ,Bang Boom Bang': Statt kiffend auf dem Sofa sitzen sie saufend im Bauwagen, sind aber genauso skurril, lustig und liebenswert." (tip) City
Weil es Dich gibt USA 2001, R: Peter Chelsom, D: John Cussack, Kate Beckinsale
„Bei zwei jungen Menschen springt im vorweihnachtlichen New York der Funke über, aber sie überlassen es dem Schicksal, ob sie sich jemals wiedersehen werden. Die leichtgewichtige Story orientiert sich an Vorbildern der klassischen romantischen Komödie, kommt aber nicht ohne Wiederholungen und Längen über die Runden.“ (filmdienst) Gondel
We were Soldiers USA 2002, R: Randall Wallace, D: Mel Gibson, Madeleine Stove / Originalfassung ohne Untertitel
Originalfassung und -titel von „Wir waren Helden“ Kurzverriß siehe dort. CinemaxX
Windtalkers USA 2002, R: John Woo, D: Nicolas Cage, Adam Beach
„Im Zentrum dieser WWII-Story steht der auf der Navajo-Sprache basierende Geheimcode, den die US-Armee im Pazifikkrieg gegen die Japaner benutzte. Nicolas Cage und Christian Slater spielen Marines, die ihr Leben zum Schutz zweier an vorderster Front agierender Navajo-Funker einsetzen. Was nur die beiden Schutzengel wissen: Sollte den Funkern die Gefangennahme drohen, müssen sie erschossen werden. Aus dieser konfliktgeladenen Konstellation entwickelt Woo ein Männerdrama um Loyalität, Freundschaft, Verrat, Ehre und Aufopferung. Die Inszenierung des Krieges wirkt hingegen statisch, fast elegisch – womit der Regisseur an die epische Tradition eines John Ford oder Samuel Fuller anknüpft, sich mithin zwischen alle Stühle setzt. Der Versuch, das Pathos des Antikriegsfilms mit der Sogwirkung des Schlachtengetümmels zu verknüpfen, wirkt häufig hölzern und bemüht. Dennoch: Selbst wenn Woo scheitert, ist das sehenswert.“ (Cinema) Cinestar, CinemaxX, CinemaxX OL, CinemaxX DEL
Wir waren Helden USA 2002, R: Randall Wallace, D: Mel Gibson, Madeleine Stowe
„Übler Vietnam-Revisionismus des Autors von ‚Braveheart‘ und ‚Pearl Harbour‘ Randall Wallace. Eine derart klischeetriefende, plumpe und in ihrer ideologischen Dreistigkeit unfreiwillig komische Frontschwein-Hymne war wohl seit John Waynes ‚Die grünen Teufel‘ von 1968 nicht mehr zu sehen.“ (Der Spiegel) Cinestar, CinemaxX, CinemaxX DEL
Z
Der Zimmerspringbrunnen Deutschland 2001, R: Peter Timm, D: Götz Schubert, Simone Solga
„Hinrich Lobek (Götz Schubert) gehört zu den Verlierern der Wende, trauert seligen DDR-Zeiten nach und sucht die Schuld an seiner Misere überall, nur nicht bei sich selbst. Grenzenlos ostalgisch, verdingt er sich zuletzt als Zimmerspringbrunnen-Vertreter – und macht Karriere. Denn die Ladenhüter aus dem Westen finden in den Plattenbauten plötzlich reißenden Absatz, als er sie mit einer wasserspeienden Miniatur des Fernsehturms verziert. Ein Hauch von Wahrheit mag ja in der Tragikomödie von Peter Timm („Go Trabi Go“) stecken, allerdings wirkt deutsch-deutsche Realität hier so didaktisch wie die „Lindenstraße“: zahnlos, ohne Sprachwitz, weinerlich.“ (Cinema) City
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen