DIE AFRIKANISCHE UNION TUT NICHTS GEGEN DAS UNRECHT IN SIMBABWE: Die Machtfrage nicht gestellt
Simbabwes Präsident Robert Mugabe steuert sein bankrottes Land mit aller Macht dem Untergang entgegen. Er kennt keine Verantwortung, lediglich Machtgier bestimmt sein Handeln – und das Volk ist ihm egal: Sechs Millionen Menschen, die Hälfte der simbabwischen Bevölkerung, warten verzweifelt auf ausländische Nahrungsmittellieferungen, während Mugabe rassistische Parolen gegen Weiße und „britische Kolonialisten“ schwingt und voller Starrsinn die fehlgeleitete Landreform aufs Äußerste zuspitzt: Die Frist für etwa 3.000 weiße Farmer ist abgelaufen, sie sollen ihr Land verlassen, egal wohin.
Die Farmer erwirtschafteten bisher zu 80 Prozent für den Export. Durch gewaltsame Landnahme und Brachliegen ihrer Felder ist die Deviseneinfuhr stark gesunken, die Inflation erreicht astronomische Zahlen, und Grundnahrungsmittel sind aus den Läden fast verschwunden. Wenn die Farmer gehen, lassen sie hungernde Arbeiterfamilien zurück und nehmen ihr Know-how mit. Dabei hat die Umverteilung des Bodens an schwarze Landlose noch nicht stattgefunden. Denn viele bedürftige Kleinbauern können sich einen Neuanfang gar nicht leisten. Dagegen heimsten Parteibonzen, Generäle und andere Günstlinge sich bereits zahlreiche Grundstücke ein.
Mugabe hat die Landfrage zum Machterhalt instrumentalisiert. Die Geschichte ist nicht neu, nimmt aber seit ihrer Ankündigung im Februar 2000 immer drastischere Formen an. Der Rest der Welt schaut tatenlos zu, allen voran Simbabwes Nachbar Südafrika. Und das, obwohl noch letzten Monat in Durban mit der Gründung der Afrikanischen Union und dem Wirtschaftsprojekt Nepad große Töne zur Entwicklung des Kontinents, besonders von südafrikanischer Seite gespuckt worden sind. Letztlich bedeutet der so genannte Peer Review Mechanism zur Überwachung von undemokratischen Mitgliedsstaaten am Ende nichts angesichts der katastrophalen Lage von Simbabwe. Auch beim besten Willen zum Optimismus – die Hoffnung für die Menschen in Simbabwe erlischt.
MARTINA SCHWIKOWSKI
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