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Jüdisches Museum ist top

Wenige Tage vor dem Einjährigen ist der Libeskindbau in die Top Five der Museen in Deutschland vorgestoßen: Bis zum ersten Geburtstag am 13. September werden es rund 750.000 besucht haben

von PHILIPP GESSLER

Knapp ein Jahr nach der Eröffnung ist das Jüdische Museum Berlin in Kreuzberg aus dem Stand in die Spitzengruppe der beliebtesten Museen der Bundesrepublik aufgestiegen: Nach Auskunft der Pressechefin des Museums, Eva Söderman, werden den eigenen Berechnungen zufolge zum Einjährigen am 13. September innerhalb eines Jahres rund 750.000 den Libeskindbau besucht haben. Damit liegt das Haus Michael Blumenthals unter den Top Five der meistbesuchten Museen Deutschlands.

Welchen Platz im „ranking“ der beliebtesten Museen das Haus an der Lindenstraße genau hat, ist nicht leicht zu ermitteln, da die Besucherzahlen der verschiedenen Institutionen nur schwer zu vergleichen sind. Die letzten offiziellen Statistiken liegen für das Jahr 2000 vor. Damals war das Pergamonmuseum auf Platz eins mit über 850.000 Besuchern, gefolgt von der Bonner Kunst- und Ausstellungshalle des Bundes mit rund 640.000 Besuchern.

Wie die Zahlen des vergangenen Jahres sind, konnten die größten Museen nicht immer sagen. Weit vorne liegt in jedem Fall das Deutsche Museum in München, in dessen Haupthaus 2001 über eine Million Besucher strömten. Die Bonner Kunsthalle besuchten im vergangenen Jahr 900.000 Kunstinteressierte allein für die temporären Ausstellungen. Die Dauerausstellung im „Haus der Geschichte“ gleich gegenüber lockte immerhin 540.000 Interessierte an – 180.000 Besucher gingen zudem in eine der Wechselausstellungen des Hauses. Mit knapp 750.000 Besuchern sei das Jüdische Museum in Berlin „auf jeden Fall“ unter den Top Five, meint eine Sprecherin des Bonner Hauses neidlos: „Das ist schon eine tolle Zahl.“

Die Zahlen des Jüdischen Museums sind umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die Touristenzahlen in Berlin, gemessen an den Übernachtungen, im ersten Halbjahr dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 4 Prozent zurückgegangen sind. Der weltweite Konjunktureinbruch und die Flugangst nach dem 11. September 2001 waren Gründe für den Rückgang der Besucherzahl in der Hauptstadt. Im Jahr 2000 drängten sich hierzulande fast 100 Millionen Menschen in über 5.800 Museen – angeblich gingen damit die Deutschen zehnmal öfter in ein Museum als in ein Fußballstadion.

Doch die fetten Jahre scheinen zunächst einmal vorbei: Wachstumszahlen wie von 1999 auf 2000 sind auch in der Hauptstadt kaum mehr zu erwarten. Vor zwei Jahren strömten in die circa 150 Museen an der Spree noch etwa 8,1 Millionen Besucher: Das waren gut 10 Prozent mehr als im Jahr davor. Die Zahlen für das vergangene Jahr liegen noch nicht vor.

So oder so: Die Erwartungen des Jüdischen Museums wurden übertroffen, wie Eva Söderman betont. Deshalb wolle man zum Einjährigen ein Fest für alle Berlinerinnen und Berliner feiern: Ausgerechnet am Freitag, den 13., soll es bei freiem Eintritt ein großes Fest geben. Das Jüdische Museum hat etwas zu feiern.

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