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Ein verstoßener Intimus packt aus

Wie die Firma Zechbau an den Auftrag „Neubau der Ostkurve“ kam: Aus dem Innenleben des Beziehungsgeflechtes Werder – Zechbau. Die Stadt ließ so bauen, wie Zechbau es mit Werder geplant hatte – ohne Ausschreibung und ohne Kostenkontrolle

Im Untersuchungsausschuss „Immobilien“ wurde es gestern spannend. Thema waren die Umstände, unter denen der Großauftrag „Ostkurve“ (Festpreis: 21 Millionen Mark) Mitte der 90er Jahre der Firma Zechbau ohne Ausschreibung zugeschanzt worden war. Und gleich der erste Zeuge des Ausschusses war einer, der sich nicht mit Gedächtnislücken herumplagen musste: Der Unternehmer Eberhard Brühl gehörte damals zum engsten Freundeskreis der Werder-Spitze und ist inzwischen „persona non grata“. Brühl war damals per Du mit Willi Lemke, Manfred Müller und Klaus-Dieter Fischer. Und Fischer, der in Riede wohnt wie Brühl, kam mit Frau gelegentlich beim Abendspaziergang auf ein Glas Wein bei Brühls vorbei, so eng waren die Kontakte.

Brühl erklärte gestern vor dem Ausschuss: Schon 1992 war der Ausbau der Ostkurve im Werder-Vorstand ein Thema und detaillierte Pläne des Zechbau-Teilhabers und Ingenieurs Andreas Hundesdörfer lagen auf dem Tisch. Vertreter der Stadt, der das Stadion damals zu 100 Prozent gehörte, waren offenbar nicht beteiligt. Als Brühl darauf hinwies, dass ein Bauauftrag möglicherweise ausgeschrieben werden würde, da habe Hundsdörfer sehr „sonderbar und heftig“ reagiert und erklärt, er mache sich ja nicht die Arbeit, damit andere dann die Rosinen picken. Einen förmlichen Auftrag hatte Hundsdörfer nicht - wenn Zechbau nicht den Auftrag bekommen hätte, dann hätte er umsonst gearbeitet, bestätigte gestern der damalige Werder-Finanzvorstand Manfred Müller.

Damit die Entscheidungswege „reibungslos“ seien und um den kürzeren Weg zu gehen, habe einer der Werder-Präsiden einmal zu Willi Lemke gesagt, „dafür haben wir doch dich geholt“. Lemke war vorher SPD-Landesgeschäftsführer gewesen.

Als die Stadt Ende 1994 das Modell abgelehnt hatte, Werder Bremen das Stadion für eine Mark zu übertragen, damit der Verein den Bau der Ostkurve finanziert, wurde beschlossen über die Tochterfirma „Bremer Sport und Freizeit-GmbH“ (BSF) selbst zu bauen. Da ging dann alles in der Tat sehr schnell. Zechbau bekam – ohne Ausschreibung – im Frühjahr 1995 den Auftrag, die Stadt baute genau so, wie Hundsdörfer es im Auftrag von Werder geplant hatte. Und die Stadt akzeptierte auch den Preis, den der Werder-Vorstand nur als „Größenordnung“ verstanden hatte. „Als hanseatische Kaufleute hätten wir da noch einmal verhandelt“, bekannte Fischer gestern.

Während die Firma Zechbau die Ostkurve neu baute, stand nicht nur am Privathaus des Abteilungsleiters im Bauressort, Gottfried Zantke – der hatte den Festpreis überprüfen und für gut befinden lassen –, das Bauschild von Zechbau. Auch in Riede vor dem Privathaus von Präsidiumsmitglied Fischer stand das Zechbau-Schild – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Für den früheren Intimus Brühl sind das alles keine Zufälle. Als Fischer Wahlkampf in Riede machte, um in den Gemeinderat gewählt zu werden, habe er Freikarten für Werder eingesetzt. Und einmal habe er seiner späteren Frau – damals Lehrerin – sogar „Ehrenkarten“ für das UEFA-Spiel gegen den PSV Eindhoven besorgt, die dann für 5 Mark an die Schüler vergeben wurden. Als er, Brühl, nachgefragt habe, wie kostenlose Ehrenkarten für 5 Mark gehandelt werden können, habe er von Fischer einen wütenden Anruf bekommen.

Präsident Böhmert erinnert sich nicht

Der langjährige Werder-Vereinspräsident Prof. Dr. Franz Böhmert hat offenbar vergeblich versucht, eine Zechbau-Eigentumswohnung für seine Tochter zu bekommen. Gestern äußerte er sich empört über diesen Verdacht. Als die Geschichte vor Monaten samstags in der Zeitung stand, habe er mit seiner Frau beim Frühstück überlegt, was denn da gemeint gewesen sein könnte. Den beiden fiel nur eine harmlose Wohnungsbesichtigung ein. Über den Immobilienmakler Justus Grosse habe seine Frau eine Wohnung für die Tochter anmieten wollen und vor Ort festgestellt, dass die Wohnung verkauft werden sollte, erklärte Böhmert gestern. Zudem sei sie unfreundlich behandelt worden. Mehr sei da nicht gewesen.

Wenn richtig ist, was der Zechbau-Mann Hundsdörfer am 7.7.1995 an den Justus-Grosse-Prokuristen Linnemann schrieb, dann kann nicht wahr sein, was Böhmert da gestern erzählt. „Vor drei Tagen rief mich ein sonst sehr sachlicher und friedlicher Herr Dr. Böhmert sehr aufgebracht an“, schreibt Hundsdörfer. Der Sachverhalt: Frau Böhmert habe mit der Tochter die Kacheln einer Eigentumswohnung besichtigen wollen. Während sie sich schlecht behandelt fühlte, habe die Tochter von Werder-Präsident Fischer, der dort auch eine Wohnung kaufen wollte, über ihre gute Behandlung geschwärmt. Frau Böhmert habe daraufhin ihrem Mann vorgehalten, dass Fischer „wesentlich besser behandelt würde“. Böhmert habe „von seinen Kaufinteressen Abstand genommen.“ Das habe sich bis zu Ex-Bürgermeister Klaus Wedemeier herumgesprochen, der einmal bemerkte, er wolle nicht so behandelt werden wie Böhmert.

Hundsdörfer wollte mit dem Brief dem Geschäftspartner von Grosse klarmachen, „welche negativen Auswirkungen dies haben kann, ganz zu schweigen auf unser Bauvorhaben Ostkurve / Weserstadion.“ Offenbar ging Hundsdörfer davon aus, dass Zechbau sich eine Unzufriedenheit bei Werder-Spitzen nicht leisten könne. Klaus Wolschner

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