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mülheimer/duisburger gruppe

Telefon aus Djerba

Am 11. April 2002 parkt vor einer Synagoge auf der tunesischen Insel Djerba ein Kleinlaster. Als eine Reisegruppe das Gebäude betritt, jagt der Attentäter Nizar Nawar einen mit Flüssiggas gefüllten Tank auf der Ladefläche in die Luft. 21 Menschen sterben, davon 14 Deutsche. Wenige Stunden zuvor hatte Attentäter Nawar noch telefonischen Kontakt mit einem hochrangigen Al-Quaida-Mitglied. Ein weiteres Telefonat, etwa 70 Minuten vor dem Anschlag, führte nach Deutschland. Nawar sprach mit dem polnischstämmigen Christian G., der vor längerem zum Islam übergetreten ist. Am Ende des Telefonats bat er G., für ihn zu beten.

Das Gespräch wurde vom deutschen Verfassungsschutz mitgehört, der G. und einige Islamisten in seinem Umfeld seit Frühjahr 2000 überwachte. Gern hätte man G. weiter observiert, aber Meldungen über das Telefonat zwangen die Polizei zum Zugriff. Gegen vier Personen, unter ihnen G., wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung eingeleitet. Da jedoch nur ein Anfangs- und kein dringender Tatverdacht bestand, wurde niemand verhaftet. Wegen einer Beteiligung am Anschlag besteht nicht einmal Anfangsverdacht. Vermutlich hat sich die Tat nicht gezielt gegen deutsche Urlauber gerichtet. CHR

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