: Hamburg wählt Rot-Grün
Die Bundestagswahl wird in Hamburg eine klare rot-grüne Mehrheit ergeben. Die SPD will alle sechs Wahlkreise gewinnen, die GAL hofft auf zwei Mandate über Landesliste, die CDU hat vier sicher. Die Unsicherheitsfaktoren sind FDP und Schill-Partei
von SVEN-MICHAEL VEIT
So knapp das Ergebnis der Bundestagswahl morgen auch ausfallen mag – an Hamburg wird es nicht liegen, wenn es keine klaren Mehrheiten geben sollte. Umfragen zufolge kann die SPD mit 42% und die GAL mit 11% rechnen; die CDU käme auf 31%, die FDP wäre mit 7% stärker als die Schill-Partei mit 5%. Jeweils 2% wollen PDS oder Sonstige wählen. Diese Angaben beziehen sich auf die Zweitstimme, nach der die Stärke der einzelnen Parteien berechnet wird.
Bei den Erststimmen, die direkt für eineN BewerberIn im Wahlkreis abgegeben werden, hofft die SPD, wie schon 1998, auf Mehrheiten für alle ihre sechs KandidatInnen. Traditionell haben nur die DirektkandidatInnen von SPD und CDU Chancen, gewählt zu werden. In Lagerwahlkämpfen führt dies häufig zum Stimmensplitting: Erststimme für SPD-KandidatIn, Zweitstimme für die GAL oder das gleiche Spielchen mit CDU und FDP (siehe Texte unten).
Wegen der Verkleinerung des Bundestages hat Hamburg einen seiner bisher sieben Wahlkreise verloren. Bergedorf und Harburg wurden zusammengelegt, der Zuschnitt der fünf anderen wurde leicht modifiziert. Über Direktmandate und Landeslisten hat Hamburg zur Zeit zwölf Mandate im Bundestag: Sechs SPD, vier CDU, je eines für GAL und FDP. Vermutlich wird sich daran nichts ändern, wenn auch den Grünen eine – geringe – Chance auf zwei Abgeordnete nachgesagt wird.
Wahlberechtigt sind in der Hansestadt exakt 1.220.179 Menschen, davon 53,5 % Frauen; fast ein Fünftel hat bereits per Briefwahl seine Stimme abgegeben. Der älteste wahlberechtigte Mensch in Hamburg ist eine 106-jährige Frau, der Jüngsten gibt es gleich 38, die sämtlich am Wahlsonntag ihren 18. Geburtstag feiern dürfen.
Die sechs Wahlkreise sind unterteilt in 1285 Wahlbezirke mit je einem Wahllokal, das zwecks Stimmabgabe morgen zwischen 8 Uhr und 18 Uhr aufgesucht werden kann. Die Lokale residieren zumeist in Schulen oder anderen öffentlichen Einrichtungen, 20 allerdings auch in Gaststätten und eines in einer Windmühle. Die Adresse steht auf der Wahlbenachrichtigungskarte, die alle Wahlberechtigten erhalten haben müssten. Wer seine Karte verloren hat, kann aber auch mit gültigem Personalausweis wählen gehen. Erstmals werden die Stimmzettel gefaltet in die Urne gesteckt, die bisher üblichen Umschläge entfallen.
Ab 18 Uhr werden die Stimmen in den Wahllokalen von etwa 11.000 ehrenamtlichen WahlhelferInnen öffentlich ausgezählt. Interessierte können ihnen dabei über die Schulter schauen.
Das vorläufige amtliche Endergebnis des Landeswahlleiters für Hamburg wird gegen 22 Uhr im Pressezentrum im CCH – Zutritt nur für akkreditierte Medienmenschen – bekannt gegeben. Es wird dann auch unter www.wahlen-hamburg.de im Internet nachzulesen sein.
Die Kosten der Wahl in Hamburg werden mit 2,636 Millionen Euro veranschlagt, rund 2,20 Euro pro Wahlberechtigten.
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