: 143 Stimmen fehlen
Auch die Statistik des Landeswahlleiters lässt SPD und Grüne jubeln. Cornelia Wiedermeyer muss noch zittern
Jürgen Dinse war die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben: Die ganze Nacht hatte der Landeswahlleiter mit seinen MitarbeiterInnen geackert, um gestern ein Statistik-Kompendium über die Bremer Ergebnisse der Bundestagswahl vorlegen zu können. Danach hat die SPD im Land Bremen mit 48,6 Prozent ihr bundesweit höchstes Zweitstimmenergebnis erzielt. Auf Rang zwei liegen mit 47,8 Prozent die Genossen aus Niedersachsen.
„Eindeutiger Gewinner der Wahl sind auch in Bremen die Grünen“, stellte Dinse fest. Mit exakt 56.588 Zweitstimmen, das sind 15 Prozent, hätten die Grünen ihr bundesweit zweitbestes Ergebnis eingefahren. Nur in Hamburg hat die Partei mit 16,2 Prozent noch besser abgeschnitten. Die Grünen seien „mit ihren Themen in allen Sozialräumen und damit in allen Schichten der Bevölkerung angekommen“.
Lange Gesichter dagegen bei der Bremer CDU: Ihre 24,5 Prozent sind das zweitschlechteste Ergebnis im Ländervergleich. Nur in Brandenburg wurde die CDU mit 22,3 Prozent noch mehr gerupft. Vor allem in der City und am Cityrand habe die CDU Wähler verloren, so Dinse.
Bremen verliert einen seiner Sitze im Bundestag und ist künftig nur noch mit vier Abgeordneten in Berlin vertreten: mit den direkt gewählten Sozialdemokraten Volker Kröning (51,4 Prozent der Erststimmen) und Uwe Beckmeyer (58,1) ebenso wie mit CDU-Chef Bernd Neumann und der Grünen Marieluise Beck, die über die Landesliste ins Parlament einziehen. Während CDU-Kandidat Michael Teiser in Bremerhaven 22.341 Stimmen gefehlt haben, scheint die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Cornelia Wiedermeyer den Sprung in den Bundestag nur um 143 Stimmen verfehlt zu haben. „Dieses Mandat ist noch möglich“, sagte Dinse. Wiedemeyer müsse sich wohl bis zum endgültigen amtlichen Endergebnis Ende September gedulden.
Über eine statistische Auswertung des nach Alter und Geschlecht getrennten Wählerverhaltens informierte Kreiswahlleiter Horst Lange. Diese Daten wurden in ausgewählten Wahllokalen erhoben. Danach haben die 60- bis 69-Jährigen mit 83,9 Prozent am häufigsten gewählt, mit 64,5 Prozent am wenigsten junge Leute zwischen 21 und 24. Die SPD hat überdurchschnittlich stark bei Jungwählern unter 25 abgeschnitten, während die Grünen ihren höchsten Stimmenanteil bei den 35- bis 45-Jährigen erzielten – darunter mehr Frauen als Männer. jox
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