: Parallelwelt
Das „Zentral“ in Mitte hält gegen den Strom
Ein S-Bahn-Bogen in Berlin-Mitte: Bis vor kurzem saß dort ein Trödelhändler, und früher, als es die Mauer noch gab, verkaufte man Haustiere – Karnickel, Küken, Hamster. Da roch es ziemlich streng im oberen Teil der Dircksenstraße, nahe dem Alexanderplatz. Heute ist das anders: In einer der Einflugschneisen der Neuen Mitte haben sich Restaurants, Antikmöbelshops, Schönheitsinstitute und Chi-Chi-Bars niedergelassen. Und neuerdings auch das „Zentral“, das die Geometrie des schicken Mainstream nun wieder stört. Als Austragungsort bizarrer kultureller Aktionen, mit denen das Universum der Berliner Subszenen in der alten Heimat zurückschlägt, könnte es vielleicht sogar eine wirklich gute Adresse werden. Betrieben als Raum für „Multimedia-Events“ und Nachfolger der „A & V“-Galerie, öffnete das „Zentral“ im Juli seine Pforten. Mit Konzerten abstrakter Elektronik und räudigen Rocks, mit Performances, Video-Mix-Shows und DJ-Sets bietet man Gutes am Hackeschen Markt. Der umtriebige Konzertmacher Ran Huber hat einige Abende schon fest in seiner Hand – morgen präsentiert er Jamie Lidell von Super_Collider und den amerikanischen Autor Darius James. Heute heißt es „Rock over Neukölln“, mit bajuwarischem Jodelpunk, gefälschtem Rock und dem siebenköpfigen Benzina Orchestra, das Utopia-Hymnen, komponiert von Hans Narva, spielen wird. Utopia, Mittelpunkt eines virtuellen Installationsprojekts von Beatrice Jugert, steht hier für die Idee vom „anderen“ Leben, das parallel zur Konsensrealität möglich ist. Hoffentlich. JSI
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