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Verhärtete Fronten in der Elfenbeinküste

Die rebellierenden Militärs nennen sich jetzt „Patriotische Bewegung“. Die Regierung mobilisiert ihre Anhänger

BERLIN taz ■ Die Rebellen in der Elfenbeinküste bekommen ein Gesicht. Fast jeden Tag präsentieren sich im Rebellengebiet Soldaten als Militärführer einer „Patriotischen Bewegung der Elfenbeinküste“ (MPCI) und sagen, ihr Ziel sei der Sturz der Regierung des gewählten Präsidenten Laurent Gbagbo. Wer die MPCI anführt, sagen sie nicht. Aber klar ist immerhin, dass die Protestbewegung, die am 19. September als Meuterei in drei Städten begann, zu einer Rebellion mit politischen Zielen angewachsen ist.

Fast jeden Tag wird der Einzug von MPCI-Kämpfern in neue Gebiete gemeldet. Die Bewegung beherrscht nun die gesamte Nordhälfte des Landes und steht kurz vor der offiziellen Hauptstadt Yamoussoukro. Unterstützt wird sie zumindest von Teilen der Oppositionspartei RDR (Demokratische Sammlung der Republikaner), die im Norden der Elfenbeinküste stark ist. Die RDR-nahe Zeitung Le Patriote unterstützt die Rebellen mit der Darstellung, Gbagbo verdanke seine Macht einem „Genozid“ am Dioula-Volk aus dem Norden des Landes. Viele Dioula werden von Hardlinern der Regierung bezichtigt, keine echten „Ivoirer“ zu sein, wie die Bürger der Elfenbeinküste heißen. Gbagbo musste vor zwei Jahren seinen Wahlsieg gegen den damaligen Militärherrscher Robert Guei mit einem Volksaufstand durchsetzen, im Laufe dessen es zu ethnischen Pogromen kam.

Dem Vormarsch der Rebellen hat die Regierung militärisch offenbar nichts entgegenzusetzen. Keine einzige der mehrfach angekündigten Großoffensiven gegen die Rebellen hat je stattgefunden. Gbagbo verlässt sich auf wortgewaltige Propaganda. Die Rebellion wird regelmäßig als „terroristischer Angriff“ aus dem Ausland dargestellt, der vom nördlichen Nachbarland Burkina Faso aus organisiert worden sei.

Am Mittwoch demonstrierten Zehntausende von Menschen in der Wirtschaftsmetropole Abidjan für die Regierung und skandierten Parolen über die bevorstehende „Befreiung“ des Rebellengebiets. Dass es dabei um mehr als einen Sieg der Demokratie geht, machten die Marschierer auch mit ausländerfeindlichen Parolen deutlich. „Noch nie hat ein kleiner Mossi unser Land regiert“, riefen manche – die Mossi sind das Mehrheitsvolk von Burkina Faso. „Die Elfenbeinküste den Ivoirern – jedem sein Land“, skandierten andere. Drei Millionen afrikanische Einwanderer, vor allem aus Burkina Faso, leben in der Elfenbeinküste; sie fürchten, als fünfte Kolonne der Rebellen zu gelten.

Die Haltung des Auslands angesichts all dessen ist von Vorsicht geprägt. Statt der Regierung beim Vormarsch gegen die Rebellen zu helfen, wie es noch vor einer Woche aussah, hat Frankreich mit seinen in der Elfenbeinküste stationierten Soldaten einen Puffer zwischen Rebellen und Regierungsarmee gebildet. Das ist zunächst ein Ausdruck von Neutralität. Es bedeutet aber auch, dass die frühere Kolonialmacht den Ausgang des Krieges entscheiden kann.

DOMINIC JOHNSON

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