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Aus dem Untergrund in den Busch

Einst Studentenführer in der Elfenbeinküste, leitet Guillaume Soro heute die bewaffneten Rebellen des Landes

Lange hatte sein Heimatland von ihm nichts mehr gehört – diese Woche ist er als Rebellenführer wieder aufgetaucht. Guillaume Soro Kigbafori wurde am Montag als Generalsekretär der „Patriotischen Bewegung der Elfenbeinküste“ (MPCI) genannt, die seit Ende September die Nordhälfte der Elfenbeinküste kontrolliert und die Regierung von Präsident Laurent Gbagbo stürzen will. Zum ersten Mal hat die Rebellion damit einen Führer; bisher traten immer nur Militärsprecher auf, die Auskünfte über ihre Chefs verweigerten.

Die Wahl der Person ist klug. Soro, geboren am 8. Mai 1972, kann von der Regierung der Elfenbeinküste kaum als brutaler Putschist oder Marionette fremder Mächte dargestellt werden. Er kommt aus derselben politischen Ecke wie sein Gegner Gbagbo. Im ganzen Land ist er bekannt als radikalster der radikalen Studentenführer der 90er-Jahre. 1995–98 leitete er die ivorische Studentengewerkschaft FESCI (Schüler- und Studentenbund der Elfenbeinküste), Hochburg militanter Untergrundkämpfer und vielfach Opfer brutaler Polizeiaktionen. Damals waren die Studenten, die von der Volksrevolution träumten, noch mit den beiden großen Oppositionsparteien des Landes verbunden – der FPI (Ivorische Volksfront) des heutigen Staatschefs Laurent Gbagbo und der RDR (Demokratische Sammlung der Republikaner) des heute verfemten Oppositionsführers Alassane Ouattara. Sie alle beklatschten gemeinsam den Sturz des „faschistischen“ damaligen Präsidenten Henri Konan Bédié durch putschende Militärs zu Weihnachten 1999.

Da war die FESCI aber schon zwischen FPI- und RDR-Anhängern gespalten, so wie es hinterher die ganze Elfenbeinküste sein sollte. Und Soro hatte der Organisation längst den Rücken gekehrt und wurde Generalsekretär einer internationalen Studentenvereinigung. Parteipolitisch bezog er aber schnell Stellung – gegen den 2000 zum Präsidenten gewählten Gbagbo, dessen Fortführung von Bédiés Politik der ethnischen Spaltung er als sicheren Weg in einen Bürgerkrieg verurteilte. Bei den Parlamentswahlen Ende 2000 kandidierte er für die RDR, die damals weiterhin politisch verfolgt wurde und deren Aktivisten später in den Untergrund gingen.

Im Januar 2001 floh Guillaume Soro als einer der angeblichen Drahtzieher eines Putschversuchs gegen Gbagbo zusammen mit mehreren hohen RDR-nahen Militärs nach Burkina Faso. Dort sollen sie jetzt nach Überzeugung der ivorischen Regierung die neue Rebellion geplant und aufgebaut haben.

Aber wenn Soro heute als Rebellenchef die Ziele der MPCI darstellt, klingt das, als sei er als Einziger den alten Idealen treu geblieben. „Machtgeile Politiker haben künstliche Probleme wie Tribalismus geschaffen“, sagte er am Dienstag gegenüber AFP. Seinen einstigen Kampfgefährten Gbagbo nannte er den „Champion der Hinterhältigkeit“, die „Ivoirité“ – die Staatsideologie, nach der die zahlreichen Nachkommen von Immigranten in der Elfenbeinküste keine vollen Bürgerrechte genießen dürfen – ein Produkt von „Ignoranz und politische Manipulation“.

Soros Ziel ist eine Neuauflage des Weihnachtsputschs von 1999. Die MPCI werde nach ihrem Sieg einen Übergangspräsidenten bestimmen, der freie und faire Wahlen organisiert, sagt er. Beim letzten Mal gewann allerdings Gbagbo. DOMINIC JOHNSON

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