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Kein Einheitsbrei

Rund 45.000 Studierende besuchen tagtäglich die Mensen und Cafeterien. Bioessen gehört zum Standard

Die großartigste Mensa, die ich jemals getestet habe, liegt in Spanien. An der Universität von Taragona gab es nicht nur ein leckeres Dreigängemenü zum Spottpreis, sondern man wurde an den weiß eingedeckten Tischen auch noch bedient wie in einem Restaurant. So nobel geht es in den Mensen Berlins zwar nicht zu, dennoch kochen die Großküchen der Stadt mittlerweile längst keinen Einheitsbrei mehr.

Waren Gericht wie tot gegarter Blumenkohl mit gläsernen Kartoffeln und fettigem Schweinefleisch vor 15 Jahren noch gang und gäbe, setzen die Küchen des Studentenwerks jetzt merklich auf Qualität und ein abwechslungsreiches Angebot. So kommen täglich in jeder der elf Unimensen auch Vegetarier auf ihre Kosten. Bioessen gehört zum Standard ebenso wie eine Salatbar und Schwerpunktwochen, etwa toskanische Spezialitäten.

Couscous und Brathähnchen

Eine der schönsten Berliner Studi-Kantinen ist die Mensa Nord vis-à-vis vom Deutschen Theater. Dort gehen täglich rund 2.500 StudentInnen essen. Sie haben die Wahl zwischen etwa 20 Gerichten und Beilagen. Tunesisches Couscous mit Gemüseragout, goldgelb gebratenes Brathähnchen mit Kartoffelspalten und Salat oder gekochte Eier in Senfsauce machen Appetit.

Dank dem bargeldlosen Zahlen an der Kasse mit so genannten Girovend-Karten und nicht gar so langen Wartezeiten ist das Essen noch nicht ganz so kalt, hat man Tisch und Stuhl im lichten Esssaal ergattert. Ganz kantinentypisch hallen klappernde Teller und Bestecke im Raum, das Geschnatter des Unipublikums ist zuweilen ohrenbetäubend. An schönen Tagen zieht es deshalb nicht wenige samt ihrem Tablett auf die große Wiese vor dem Haus. Dort ist dann die Biohühnersuppe zwar noch etwas kälter als ohnehin schon, aber ein hungriger Magen kann angesichts des günstigen Preis-Leistungs-Verhältnisses auch mal ein paar Abstriche machen.

Zusätze auf Speiseplan

Auf dem wöchentlichen Speiseplan sind säuberlich die Zusätze zu den einzelnen Gerichten vermerkt. So erfährt jeder Esser, wo Geschmacksverstärker drin ist, ob Alkohol enthalten ist oder ob die Lebensmittel mit Phosphaten, Ameisensäure und Konservierungsmitteln behandelt wurden. Ein Service, den sich viele Gäste auch im herkömmlichen Restaurant wünschen.

Wer nun Lust hat, eine der täglich 25.000 Portionen zu probieren, die in den Berliner Mensen ausgegeben werden, sollte allerdings nicht auf den letzten Drücker um halb drei auftauchen. Dann ist erstens das Angebot schon merklich geschrumpft – der Käsesalat „Tilsit“ etwa war schon um halb zwei alle –, auch die Speisetemperaturen lassen endgültig zu wünschen übrig. Lauwarm schmeckt auch die feinste Karottencremesuppe nur noch fad. CHRISTINE BERGER

Mensa Nord, Reinhardtstraße 30, 10117 Berlin, Tel. 28 30 27 14, Mo.–Fr. 11.15–14.30 Uhr. Unter www. studentenwerk-berlin.de können die Adressen und Speisepläne aller Unifutterkrippen eingesehen werden.

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