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Dildo auf Sendung

Das 9. Queerfilm Festival wird ab kommenden Dienstag schwul-lesbische FilmfreundInnen im Kino 46 mit Dokus und Wohlfühlkomödien versorgen

Es ist wohl die einzige Veranstaltung, bei der das Kino 46 garantiert voll sein wird. Dass man sich sogar bei einem scheinbar so populären Event wie dem „Beatles Forever“-Festival vor leeren Kinostühlen wiederfinden kann, haben die Macher des hiesigen Kommunalkinos leider gerade erleben müssen. Aber auf die schwul-lesbische Szene kann man sich alle Jahren wieder für eine knappe Woche im Spätherbst verlassen.

Für den Eröffnungsabend bekommt man schon keine Karten mehr, warum also dafür hier noch Appetit machen? Soviel sei aber doch gesagt: Ein mit über 120 Minuten sehr üppiges Kurzfilmprogramm wird da am kommenden Dienstagabend ab 20.00 Uhr geboten, ein Höhepunkt dabei sicher die Bremensie „Die Sendung mit dem Dildo“ von Andrea Gülck-Maas, die in einer hiesigen Fabrik einen Lehrfilm im Stil von der „Sendung mit der Maus“ über die Herstellung eines nicht jugendfreien Objekts gedreht hat.

Die Filmauswahl wurde wieder von einem Team schwul-lesbischer CineastInnen getroffen, wobei die Hauptarbeit wie schon seit einigen Jahren Biggi Bannert und Olaf Heudecker auf sich genommen haben. Dank einer Förderung durch Nordmedia können diesmal insgesamt 17 Filme gezeigt werden, es gibt keine Wiederholungen, die in früheren Jahren das Programm auffüllten.

Wie immer ist die Filmauswahl so paritätisch, wie dies bei einer ungeraden Zahl von Filmen überhaupt möglich ist, aber Olaf Heudecker hofft, dass sich die Schnittmenge langam vergrössern wird, es also auch schwule Zuschauer in „lesbischen“ Filmen geben wird und umgekehrt. Solch eine Dokumentation wie „The Legend of Leigh Bowery“ (Samstag, 2.11., 16.30 Uhr) könnte als „Genderbender“ etwa beide Zielgruppen interessieren. Leigh Bowery war ein Modedesigner, der seine exotischen, fast surreal wirkenden Kreationen selber trug, und sich so zum Gesamtkunstwerk einnähen liess. Ähnlich interessant dürfte die im Anschluss gezeigte Dokumentation „Body – A Women‘s Definition“ sein, in der Bodybuilderinnen über ihr Selbstverständnis und ihr schweres Trainung Auskunft geben.

Jeder Zielgruppen ihre Wohlfühlkomödie: Für die Schwulen dürfte das diesmal „All over the Guy“ (Mittwoch, 30.10., 20.30 Uhr) von Julie Davis sein, in dem ein Heteropaar versucht, seine besten schwulen Freunde miteinander zu verkuppeln. Amerikanischen Camp-Trash mit einer Drag-Polizistin, die am Strand von Kalifornien unter den Teenies für Ordnung sorgt, bietet „Psycho Beach Party“ (Freitag, 1.11., 22.30 Uhr). Das Vergnügen an diesen Filmen trüben dürften nur mangelnde Englischkenntnisse, denn alle in englischer Sprache gedrehten Filme (diesmal sind es mit acht knapp die Hälfte) können nur in der Originalfassung ohne Untertitel gezeigt werden.

Der erste chinesische Film über die Liebe zwischen zwei Frauen „Fish & Elephant“ von Li Yi (Freitag, 1.11., 18.30 Uhr) hat immerhin deutsche Untertitel, und zwei sehr launige Dokumentarfilme sind wohl ohne Schwierigkeiten zu verstehen, denn sie sind aus Deutschland: Rosa von Praunheims Tunten-Portrait „Tunten lügen nicht“ ist dabei (Donnerstag, 31.10., 20.30 Uhr), Eine größere Entdeckung, vielleicht noch komischer, schriller und schwuler, könnte aber „Herr Schmidt und Herr Friedrich“ werden (Sonntag, 3.11., 16.30 Uhr). Wilfried Hippen

weitere Infos: www.queerfilm.de

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