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Teures Abhören

Betroffene erfahren aus der Telefonrechnung vom Lauschangriff – und sollen die Überwachung bezahlen

BERLIN taz ■ Karin Müller staunte beim Anblick ihrer jüngsten Handyabrechnung nicht schlecht. 15,35 Euro stellte die Telefonfirma O2 der Berlinerin unter dem Posten „Abgehende Mailbox-Verbindungen“ in Rechnung – für 53 Gespräche im September, die allesamt zu der Berliner Rufnummer 22 04 70 23 88 88 führen sollten. Und wer die rätselhafte Nummer wählt, erfährt von einer Frauenstimme: „Wir können Sie nicht verbinden, da Sie oder ihr Gesprächspartner einer geschlossenen Kundengruppe angehört.“

Peinlich für die Telefonfirma O2: Im August und September erfuhren Kunden, die im Auftrag der Sicherheitsbehörden abgehört wurden, nicht nur aus der Rechnung von dieser Tatsache – sie bekamen auch noch die Gesprächskosten aufgebrummt.

Ein vorübergehender Fehler, der beim Einspielen einer neuen Software aufgetreten ist, spielt ein Firmensprecher von O2 den Vorgang herunter. Nur wenige Kunden seien davon betroffen, die schadhafte Software sei unverzüglich nachgebessert worden, die Betroffenen könnten über die Hotline eine Korrektur der Rechnung in Auftrag geben.

Die Überwachungspanne ist mittlerweile amtsbekannt, das Bundeskriminalamt spricht von einer „zweistelligen“ Zahl Betroffener, andere Schätzungen liegen deutlich höher. Aus der Berliner Innenverwaltung ist zu hören, dass das örtliche Landesamt für Verfassungsschutz ebenso wenig wie das Landeskriminalamt als Auftraggeber der Überwachungsmaßnahmen in Frage komme. Als möglicher Auftraggeber bleibt die Berliner Außenstelle des Bundesamtes für Verfassungsschutz.

Schon lange ist bekannt, dass in Deutschland weit mehr Telefonate abgehört werden als in anderen Ländern. Von knapp 3.700 gemeldeten Überwachungen im Jahr 1995 schnellte die Zahl bis zum Jahr 2001 auf 20.000 hoch. Nur erfahren davon die wenigsten der Betroffenen. WOLFGANG GAST

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