Rosi Rolands Bremer Klatschgeschichten: Mit Musik geht alles besser
Mit Musik geht alles besser – is’ wirklich so, auch bei uns Putzfrauen. Jetzt, wo auf Bremen 2, also was jetzt das „Nordwestradio“ ist, immer so schöne Nebenbeimusik läuft, geht die Arbeit doch viel leichter von der Hand. Das ist übrigens nicht nur meine Privatmeinung! Meine Kollegin bei Radio Bremen hat erzählt, dass kürzlich hochmögende Herren im Sender waren, die hatten einen schönen Preis dabei: für die „unaufdringliche und „durchgängig unterhaltende“ Musik im Nordwestradio, wie wohl ein Herr von der „Gesellschaft zur Förderung des traditionellen Jazz“ treffend gesagt hat. Außerdem stört nicht mehr das ganze Gequassel, dass es auf Bremen 2 gab!
In der Kulturverwaltung macht das Putzen jetzt auch wieder Spaß. Ich mach’ das ja immer abends, ganz in Ruhe. Und neulich hör’ ich da wieder so Jazzmusik aus einem Büro, und wie ich mich näherwische, sitzt da die Frau Dr. Siefken-Schulte und hantiert mit lauter Cedes und gelben Klebezettelchen. Hinterher hab’ ich ein paar davon im Papierkorb gefunden: „Gefällt mir“, stand drauf, manchmal auch so ’ne Art Schulnoten.
Zuerst hab’ ich gar nichts kapiert. Klar, so ’ne Referatsleiterin für Theater und Musik muss sich auch mal bei schönem Jazz entspannen – aber warum die ganzen Zettelchen? Eine Kollegin hat’s mir dann erklärt. Es geht nämlich darum, die armen Bremer Jazzmusiker zu unterstützen, und dafür gibt es dieses Jahr 50.000 Euro. Viel ist das ja nicht, trotzdem sollte es gerecht verteilt werden. Dafür wurde eine richtige Jury eingesetzt mit richtigen Experten und richtiger Unabhängigkeit und allem drum und dran. Die sollten entscheiden, wer in der neuen Reihe „Jazz-Lab“ auftreten darf, die mit dem Geld finanziert wird.
Aber nun sind die Herren alle zurückgetreten. Die sind sich irgendwie nicht einig geworden, mit der Frau Dr. Siefken-Schulte – richtig laut war das am Schluss, hat meine Kollegin gehört. Und seitdem sitzt sie eben wieder allein im Büro und hört Musik. Vielleicht wird ja alles besser, wenn die arbeitslosen Musiker demnächst bei uns als Putzhilfen anfangen – dann können die heimlich die Klebezettelchen vertauschen, meint Ihre Rosi Roland
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