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„You five have to go out“

Von den Abenteuern und versilberten Erfahrungen, die die Bremer Musical Company bei der zweiten Chor-Olympiade in Südkorea erlebte

Aus Busan (Korea) Frank Schümann

Busan, in der Nähe des Flughafens Gimhoe. Die Bremer Musical Company sitzt im Bus auf der Autobahn, als es nach einer Mautstelle nicht mehr weitergeht. Draußen debattiert der Fahrer heftig. Die fünf Sängerinnen, die sich auf die Schnelle für einen kurzfristig anberaumten Empfang schön machen, halten ebenso inne wie der Rest des rund 40-köpfigen Trosses. Dann steigt der Fahrer wieder ein, deutet auf die letzte Reihe und sagt: „You five have to go out“.

Panik steigt auf. „Wie, sollen wir etwa aussteigen?“, fragt eine, ein etwas cooleres Gemüt frotzelt: „Vielleicht sind wir versehentlich in Nordkorea gelandet.“ Diskussionen folgen, bis Thomas Blaeschke, der Leiter der Company, mit grimmiger Miene klar macht, dass hier niemand aussteigt, die fünf Sängerinnen schon gar nicht. Dann sickert durch: Der Bus ist schlicht zu schwer, speziell hinten. Ergebnis: Die Frauen quetschen sich in den Mittelgang des Busses – und legen sich bei der nächsten Mautstelle hin, damit das Gleiche nicht noch einmal passiert.

Der Hauch von Abenteuer zog sich indes durch auf dieser Fahrt, mit der die Bremer Musical Company angetreten war, olympisches Gold zu holen – bei der zweiten Chor-Olympiade in Südkorea. Und das, allen Zweiflern zum Trotz, durchaus mit Erfolg. Rund 200 Chöre waren in Busan angetreten, um in 25 Kategorien die jeweils Besten zu ermitteln – in der 3,8-Millionen-Stadt, in der noch im Juni die südkoreanische Fußball-Nationalmannschaft die Polen mit 2:0 geschlagen hatte. Diese Begeisterungsfähigkeit war auch bei den Choir Olympics präsent, selbst wenn die neuen Helden beim Autogrammschreiben nicht ganz so souverän reagierten wie etwa Stürmerstar Jung-Wan Ahn. Der junge Tore von der Musical Company, der gerade sein Abi hinter sich gebracht hat, wurde regelmäßig rot, wenn er für Fotos mit jungen Koreanerinnen posieren musste.

Hochspannung, zwei Wettkampftage, schwierige Transportbedingungen, wenig Schlaf – die Umstände waren alles andere als einfach, doch der Einsatz wurde belohnt. Zweimal Silber holte die Bremer Company in den Kategorien Populäre Musik und Gospel. Dabei waren die anderen Chöre auch nicht ohne – zum Teil waren die Bremer in Ehrfurcht erstarrt, vor allem im Bereich der sakralen Musik. Allerdings: Günter Titsch, Ideengeber der Veranstaltung und Präsident des Olympia-Kommittees, räumte ein, dass die zweite Chor-Olympiade nicht ganz das Niveau der Premiere vor zwei Jahren im österreichischen Linz hatte. „Die Entfernung für die europäischen Chöre hat dazu geführt, das viele nicht am Start waren“, meinte Titsch, der jetzt darauf hofft, 2004 in Bremen die Zahl der Chöre im Vergleich zu Linz sogar zu erhöhen.

Dann sollte Folgendes nicht mehr nötig sein: Europäischen Journalisten wurde von der koreanischen Dolmetscherin ins Ohr geflüstert, auf der Pressekonferenz doch möglichst „nette Fragen“ zu stellen, was peinliches Schweigen zur Folge hatte. Eigentlich war die „Anweisung“ auch überflüssig gewesen, denn der Grundgedanke der Veranstaltung –„Singing together brings nations together“ – ging auf. Eines sollten sich die Bremer Verantwortlichen allerdings vormerken: Für die asiatische Chöre unbedingt Autogrammkarten bereitstellen.

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