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Die Bullen sind die Besten!

Werder gegen Bayern: Ein Drama steht bevor, die Kultur muss ganz persönlich eingreifen. taz-Kultur heute: Warum es so schön ist, Bayern-Fan zu sein. Und was es über Olli Kahn wirklich zu sagen gibt

Der FC Bayern liegt erfolglos darnieder, und das ist furchtbar. Karl-Heinz Rummenigge hat nach dem Desaster gegen La Coruña gesagt, alles wäre „doppelt schmerzlich.“ Aber das stimmt nicht: „doppelt“ ist in diesem Zusammenhang falsch und untertrieben. Denn dieser Schmerz ist nicht quantifizierbar, dieser Schmerz ist nicht konkret, er ist abstrakt. Er beginnt ganz tief unten und oszilliert dann zwischen Magen und Kleinhirn. Karl-Heinz Rummenigge hätte das wissen müssen. Schließlich war er ein Vorbild, war DAS Vorbild, als er beim FC Bayern in den 80-ern noch höchstselbst auf dem Rasen stand. Und ansonsten Bücher mit Trainigstipps herausgab.

Klar, die Entdeckung, dass Rummenigge beim FC Bayern linksaußen stürmte war ein Problem für einen, der beim bayerischen Stadtrand-Matadoren TSV Oberisling den Rechtsaußen gab. Heikel auch die Erkenntnis, dass der Geburtsort Lippstadt des Bayern Rummenigge nicht in Bayern liegt. Aber alles halb so wild: Seitdem Freunde den Rummenigge 1. in einem Münchner Supermarkt getroffen haben, sich 2. – geistesgegenwärtig – ein Autogramm auf einem Kassenzettel geben ließen und dieses 3. an den Rechtsaußen vom TSV Oberisling weitergaben – seitdem konnte mitgesungen werden bei den Gesängen aus Dieter Thomas Hecks Hitparade: „Rummenigge, Rummenigge, all night long“.

Darüberhinaus war dieser Rummenigge nicht alleine. Paul Breitner, Klaus Augenthaler, Jean-Marie Pfaff: eine Mannschaft, ein Team, alle in rot-weiß. Der FC Bayern in den 80-ern: Die Bullen. Die Besten. Die Orientierung. Zweifelsfrei und unangefochten. Dagegen 1860 München: dümpelte irgendwo in irgendeiner zweiten Liga. Der 1. FC Nürnberg: erledigte sich von selbst. Der TSV Oberisling: hatte jenseits der E-Jugend nur die Abteilung „Alte Herren“.

Also der FC Bayern über Jahre hinweg, eine emotionale Bindung, die den Fußballer im Menschen prägt. Nachhaltig, zumal Gegner dazu kamen. Gegner, weit, weit weg, unbekannt, geheimnisvoll, ein unidentifizierbares „Werder“ im Namen. Wer oder was ist ein „Werder“? Der Grund, warum sie nach Fisch stinken? Immerhin – es war ein starker Gegner. Auch mal gerne einen Schritt voraus. Dabei aber immer menschlich fehlbar: 1986 hätten sie im Weserstadion gegen Bayern die Meisterschaft klar machen können und vergeigten drei Minuten vor Schluss ihren Elfer. Jean-Marie Pfaff Jahre später: „Das Geräusch höre ich noch heute: das Klatschen von Leder gegen einen Aluminumpfosten. Herrlich.“

Der FC Bayern, seine Spieler, seine Gegner: Lange waren die Fronten klar, die Lagerzugehörigkeit eindeutig. Aber die Dinge sind schwieriger geworden, auch in Bayern: Kaum verlässt man zum ersten Mal einen Seminarraum muss man hören, dass der FC Bayern scheiße sei. Arrogant, anmaßend, reich, ein eiskaltes Wirtschaftsunternehmen. Ein Haufen Ehrgeizlinge, die alle sowohl links- als auch rechtsaußen spielen können. Den FC Bayern zu mögen sei politisch und auch sonst indiskutabel. Man kommt ins Grübeln. Sieht Beckenbauer beim Selbstbeweihräuchern zu und hört Hitzfelds Zähne Knirschen. Und ... lässt ab ... vom FC Bayern.

Zumindest mit der Gehirnhälfte, wo das kritische Bewusstsein sitzt. Emotional bleibt natürlich alles beim Alten. Und das macht den FC Bayern dann wieder so angenehm: Verliert er, ist es ein guter Tag, weil das kritische Bewusstsein jubelt. Gewinnt er, ist es ein guter Tag, weil warmes Gefühl hochsteigt. Insofern: Am Sonntag alles, bloß kein Unentschieden. Klaus Irler

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