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Alles dreht sich um Russland

Handelskammer, Osteuropa-Institut und Rathaus wollen Russland-Kontakte vernetzen: Am Bremer„Russland-Tag“ soll sich alles treffen, was hier von Russland handelt

„Das ist schon eine verrückte Geschichte“, sagt der Bremer Osteuuropa-Forscher Wolfgang Eichwede. „Vor zwanzig Jahren sammelten wir Zeugnisse aus dem sowjetischen Untergrund, heute gilt unser Institut als Brückenbauer zwischen den Ländern.“ Seinerzeit forderten sowjetische Stellen, das Osteuropa-Institut im Zuge der Entspannungspolitik zu schließen, heute ist es eine erste Adresse auch für Wirtschaftskontakte.

So interessiert sich heute auch die Handelskammer für die kritischen Osteuropa-Wissenschaftler der Uni: Am Freitag gibt es einen ersten „Russland-Tag“. Bremer Kultur-, Wissenschafts- und Geschäftskontakte sollen da „vernetzt“ werden. „Bremen ist groß genug, um den spill over zu erreichen“, begibt sich Eichwede auf fremdes Terrain. Sein Engagement und das Geld von Bremer Geschäftsleuten haben immerin schon die Rückkehr der „Beutekunst“ ermöglicht.

Eichwede hat eine „Handelskonvention“ von 1681 zwischen Bremen und dem Eismeerhafen Archangelsk in den Archiven gefunden. In einer aktuellen Umfrage hat das Osteuropa-Institut Informationen darüber zusammen getragen, welche Bremer Unternehmen heute mit Russland Geschäfte machen. Da wird nicht nur Bier geliefert gegen Holz, Pelze und Honig wie damals – inzwischen kooperiert auch das Weltraum-Unternehmen OHB mit russischen Weltraum-Spezialisten: OHB-Satelliten werden von russischen Trägerraketen in den Weltraum geschossen. „Wir verirren uns nicht in ein Dritte-Welt-Land, wir trauen uns etwas Großes zu“, schwärmt Bürgermeister Henning Scherf über die Perspektiven eines Bremer Russland-Netzwerkes und stellt sein Rathaus zur Verfügung.

Den ganzen Freitag wird es da im Rahmen des Russland-Tages Vorträge und Debatten geben: Um 9 Uhr berichtet Eichwede über „Bremen und Russland im Lauf der Geschichte“, es gibt Arbeitsgruppen zu den Themenbereichen Kultur, Wirtschaft, Politik und nachmittags eine Podiumsdiskussion mit russischen und deutschen Wirtschaftsvertretern. K.W.

Programm unter www.forschungsstelle.uni-bremen.de

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