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Texte und Musik

Drei Hamburger AutorInnen lesen in der Reihe „Intermediate“ im Rialto experimentelle Literatur

Viele große Belletristik-Verlage klagen über schwindenden Absatz. Der Goldesel Popliteratur ist geschlachtet, und ein neuer Verkaufsschlager ist noch nicht in Sicht.

Also wird gespart. Weniger neue AutorInnen, so lautet vielerorts die Überlegung, sind weniger nicht verkaufte Bücher. Und schon stimmen die Zahlen wieder. Die Aussichten für Literatur, die sich gar als experimentell versteht, einen Verlag und damit eine größere Öffentlichkeit zu finden, sind entsprechend gering. Carsten Klook, selbst seit Jahren schriftstellerisch tätig, versucht diesem Dilemma mit einem eigenen Forum etwas entgegenzusetzen. Unter dem Label Intermediate veranstaltet er in der Bar Rialto Lesungen, bei denen meist junge AutorInnen ihre oft noch unveröffentlichten Texte vorstellen können. Morgen findet bereits die vierte Veranstaltung statt.

Lars Brinkmann, als Musikkritiker und Autor der Zeitschriften Spex und Szene Hamburg bekannt, wird Auszüge aus seinem Debütroman Das Loch lesen. In die Geschichte, die von einer Odyssee durch Europa und die USA erzählt, ist ein breites Spektrum an subkulturellen Spezialinformationen eingewebt. J. G. Ballard und W. S. Burroughs dürften zu den bekannteren Bezugsgrößen des Textes zählen.

In Stefanie Richters Kurzgeschichten Frau im Spiegel und Magischer Realismus geht es um die sprachlichen Komplikationen in zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Autorin hat gerade ihre Dissertation im Bereich sprachanalytischer Philosophie abgeschlossen und versucht in ihrem literarischen Umgang mit Sprache einen entsprechenden Kontrast zu formulieren: Wortspiele und lyrischer Erzählstrom versus exakte Terminologie.

Die Schriftstellerin und Geschichtenerzählerin Gabi Schaffner wird auf der Lesung den Text Zwangsgesellschaft präsentieren. Die als experimentelle Collage mit Cut-Up-Technik erstellte Erzählung beschreibt traurige Alltagsbegebenheiten, wie das Gefühl der Einsamkeit, das sich in einer zur Gewohnheit gewordenen Freundschaft einstellt.

Zwischen den Lesungen gibt es eine musikalische Einlage des Hamburger Duos Helikon. Anne Otto und Jochen Schmadtke, die ihr Projekt laut griechischem Mythos nach dem Sitz der Muse benannten, verbinden ihre Vorliebe für Chansons mit der Tradition englischer Songwriter.

Extra für Intermediate haben sie sogar ein Stück von Hank Williams vorbereitet.

Matthias Seeberg

Sonntag, 19 Uhr, Rialto

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