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Ethische Volksbank

Thüringisches Regionalinstitut positioniert sich als „Ethik-Bank“ für ökologisches und soziales Privat-Investment

Seit gestern zeigt eine kleine ostdeutsche Provinzbank den Frankfurter Geldgiganten, wie es auch anders geht. Statt auf Personalabbau und Kosteneinsparung setzt die Volksbank Eisenberg eG auf moderne Erweiterungsinvestitionen. Am Sonntag fiel der Startschuss für ihre neue Ethik-Bank im Internet. Das Motto: Geld verdienen mit gutem Gewissen.

Die unternehmungslustigen Banker aus der thüringischen Kreisstadt Eisenberg wollen Geld und Gewissen miteinander versöhnen. Seit gestern bringt die „grüne“ Ethik-Bank bundesweit ethisch-ökologische Finanzprodukte online, per Brief, Telefon und Fax unters deutsche Sparervolk. Die Palette reicht vom schlichten Sparbuch bis zum alternativen Aktienfonds.

Die Auswahlkriterien der Ethik-Bank sind für ein kommerzielles Genossenschaftsinstitut hart. Immerhin entsprechen sie weitgehend dem Standard, den einst die Ökobank, deren Geschäfte ab Januar von der GLS Gemeinschaftsbank weitergeführt werden, gesetzt hatte. So wollen die Eisenberger alle Unternehmen aus dem Deutschen Aktienindex DAX 100 meiden, die Militärwaffen herstellen, Atomkraftwerke besitzen, Pflanzen gentechnisch verändern, ozonschädliche Chemikalien herstellen oder Kinder für sich arbeiten lassen. Dagegen wird von akzeptierten Geschäftspartnern immerhin erwartet, dass sie in ihrer Branche positive Standards verwirklichen. Sparer, denen die Auswahl nicht genügt, können über hauseigene Anlageprodukte auf 0,25 Prozent ihrer Verzinsung verzichten und damit beispielsweise den Wiederaufbau des Waisenhauses „Königin Maria Luisa“ im bulgarischen Plowdiw mitfinanzieren.

Ganz neu ist das grüne Finanzbusiness für die Thüringer nicht. Ihre Direktbank-Tochter „Volksbank Eisenberg Direkt“ verkauft seit über einem Jahr schon Tagesgeld-Anlagen, über die mittels Zinsverzicht drei sozio-ökologische Projekte unterstützt werden. In der Eisenberger Jugendstillvilla der neuen Ethik-Bank herrschte kurz vor dem gestrigen Start Optimismus pur. Vorstandsvorsitzender Klaus Euler geht von einem stark wachsenden Markt für ethische Geldanlagen aus. Laut einer Studie der befreundeten IMUG Investment Research, Hannover, sind 44 Prozent der Bundesbürger bereit, ihr Geld nach ethisch-ökologischen Kriterien anzulegen. Vor fünf Jahren waren es erst 29 Prozent. HERMANNUS PFEIFFER

www.ethikbank.de

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