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Arbeitskräftemangel der LandwirtschaftWeniger Höfe suchen weniger Personal

Betriebsaufgaben führen dazu, dass Bauern weniger Mitarbeiter suchen und schneller welche finden. Der Bauernverband warnt weiter vor Fachkräftemangel.

Grünkohlernte: In der Branche wird immer weniger manuelle Arbeitskraft benötigt Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Der Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft hat nachgelassen. „In der klassischen Landwirtschaft waren im Dezember 2024 1.310 offene Stellen gemeldet, dies waren 102 weniger als vor einem Jahr“, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) auf Anfrage der taz mit. „Im Dezember 2014 waren bei der BA noch 2.126 offene Stellen gemeldet. Damit ist die Nachfrage nach Personal in der Landwirtschaft insgesamt gesunken.“ Der Rückgang binnen zehn Jahren beträgt rund 38 Prozent.

Stellen für Fachkräfte in der Landwirtschaft wurden demnach im gesamten Jahr 2024 schneller besetzt als im Gesamtjahr 2014: 2024 nach im Schnitt 111 Tagen, 2014 nach 154 Tagen. In der Gesamtwirtschaft dagegen ist die Zahl der offenen Stellen in den 10 Jahren stark gestiegen, bei mehreren vergleichbaren Berufen stieg auch die „Vakanzzeit“, also die Zeit, bis eine offene Stelle besetzt wird.

„Die Zahl der Betriebe ist zurückgegangen, was immer einen gewissen Rückgang der Nachfrage nach Personal zur Folge hat“, schreibt die BA zu den Gründen der Entwicklung in der Landwirtschaft. Außerdem werde auch diese Branche immer stärker automatisiert, „wodurch viele manuelle Tätigkeiten mittlerweile maschinell bzw. digital erfolgen und so weniger körperliche Arbeitskraft benötigt wird.“ Solche Jobs sind in der Landwirtschaft besonders häufig: Im Dezember 2024 war der Großteil der Stellen (10.225) für Tätigkeiten im Helferbereich ausgeschrieben.

Auch Saisonarbeit betroffen

„Wir können in Sachen Fachkräftemangel noch keine Entwarnung geben“, sagte hingegen Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, der taz. Bei diesen Zahlen fehle ein wichtiger Teilbereich, nämlich die saisonale Beschäftigung.

Dem widersprach die Arbeitsagentur aber. Die Angaben enthielten „auch saisonale Stellen“, so die Behörde. Auch diese seien zurückgegangen: „Im Juni 2015 lag die Zahl der kurzfristig Beschäftigten in der Landwirtschaft bei 88.000 Personen, im Juni 2023 nur noch bei 64.000 Personen.“ Sie ist also um 27 Prozent gesunken.

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1 Kommentar

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  • eserbrief: Landwirtschaftlicher Arbeitskräftemangel – schöngefärbte Statistik!

    Die taz berichtet über einen angeblich nachlassenden Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft. Doch die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) sind trügerisch! Dass weniger Stellen gemeldet werden, liegt vor allem am Höfesterben und nicht daran, dass genug Arbeitskräfte da wären. Der Strukturwandel zwingt Betriebe zur Aufgabe, und wer bleibt, kämpft mit massiven Personalproblemen.

    Besonders zynisch ist die Behauptung, Automatisierung würde den Mangel entschärfen. Maschinen ersetzen längst nicht alle Fachkräfte, und auch Saisonkräfte sind weiterhin schwer zu finden – fragen Sie mal die Betriebe, statt nur Statistiken zu zitieren!

    Die Realität ist: Es fehlen Arbeitskräfte, und wer das bestreitet, redet die Probleme der Landwirtschaft schön.