Arbeitskampf: Hilferuf vom Rhein an der Elbe

Beschäftigte der Kölner Druckerei demonstrieren vor der Heinrich Bauer-Verlagszentrale. Ver.di-Landeschef Rose attackiert Hamburger Milliardär Heinz Bauer.

Mehr als 20 Jahre Maloche für die Bauers und ihr Vermögen - jetzt vor die Tür gesetzt. Kölner Bauer-Drucker gestern in Hamburg Bild: Sabine Bauer

"Liebe Hamburger, helft uns!" schallt es am Mittwochmittag auf der Mönckebergstraße. "Heinz Bauer ist nicht arm." Direkt angesprochen werden die KäuferInnen der großen Programmzeitschriften TV Movie, TV Hören und Sehen und Fernsehwoche der Bauer Media Group. 160 Beschäftigte von Bauer Druck Köln waren vom Rhein an die Elbe gereist, um vor der Verlagszentrale des Heinrich Bauer-Verlags am Burchardplatz für ihre Jobs zu demonstrieren.

Der Bauer-Konzern hat angekündigt, seine Tiefdruckerei in Köln mit 380 Arbeitsplätzen stillzulegen, da die Druckerei - einst Prunkstück des Verlages mit 2.300 Beschäftigten - unrentabel geworden sei. Doch das hat hausgemachte Gründe. So verlagere der Verlag immer mehr Produkte nach Polen, nachdem dort eine zweite Druckerei aufgebaut worden ist, berichtet die Hamburger Konzernbetriebsrats-Chefin Kersten Artus. 47 Millionen Euro Subventionen hat der Bauer-Konzern mit Genehmigung der Europäischen Kommission kassiert.

Als die Bauer Druck-Beschäftigten vor dem Verlagsgebäude eintreffen, werden sie von Redakteurinnen der Verlagszeitschriften und Gewerkschaftsgrößen wie DGB-Chef Uwe Grund und dem Ver.di-Landes-Vorsitzenden Wolfgang Rose empfangen. "Nur fünf Kollegen sind weniger als 20 Jahre bei Bauer, was störts Heinz Bauer", steht auf aufgestellten Kartons. Wolfgang Rose erinnert daran, dass Hamburg die Stadt mit den meisten Millionären sei - darunter Heinz Bauer, dessen Vermögen auf vier Milliarden Euro geschätzt werde - "ohne dass er einen Cent Vermögenssteuer zahlt.", so Rose. Damit stehe er auf Platz 39 der Milliardärs-Ranking-Liste Deutschlands.

"Die Schließung wird nicht lautlos von statten gehen", verspricht Betriebsratschef Toni Same der Bauer-Familie. "Sie werden noch von uns hören." Die Belegschaft fordert zumindest den Abschluss eines Sozialtarifvertrages mit zwei Monatsgehältern Abfindung pro Beschäftigungsjahr.

Bauer Druck hatte am Dienstag versucht, den Warnstreik durch eine Einstweilige Verfügung vorm Kölner Arbeitsgericht zu verhindern. Die Richter lehnten das Ansinnen ab. Dies sei nur möglich, wenn keine berechtigten Interessen vorlägen. Das Bundesarbeitsgericht hat in einer Entscheidung klargestellt, dass Arbeitskämpfe für eine Standortsicherung oder einen Sozialtarifvertrag zulässig sind. Betriebsrat Same warnt: "Wir werden nur erhobenen Hauptes aus dem Betrieb gehen."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.