Arbeitskampf an der Charité: Nach dem Streik ist vor dem Streik
Ein Solidaritätskomitee unterstützt Angestellte der Charité-Tochter CFM in ihrem Tarifkonflikt. Putzkräfte, Techniker und Hausmeister wollen mehr Geld.
Die Luft ist gefühlte 40 Grad warm. Sie trägt kaum ein Atom Sauerstoff zu den Mitgliedern des Hans-Beimler-Chors, die singen: "Mann der Arbeit, aufgewacht! Und erkenne deine Macht!" Gut 50 Leute sitzen am Dienstagabend in einem Seminarraum des Neuen Deutschland. Sie diskutieren über den Arbeitskampf der Angestellten der Charité Faculty Management GmbH (CFM).
Die Charité-Tochter CFM ist für die nichtmedizinischen Dienstleistungen in den Kliniken zuständig. Ihre Angestellten arbeiten bislang ohne Tarifvertrag. Anfang Mai waren sie gemeinsam mit den Pflegekräften in den Streik getreten, hatten sogar noch eine Woche länger als diese gestreikt. Die Pfleger konnten mittlerweile eine Änderung ihres Tarifvertrages erreichen.
Die CFM-Angestellten hingegen stehen noch ganz am Anfang. Am 31. Mai hatte es die erste Verhandlungsrunde gegeben, zwei weitere sind für den Juni angesetzt. "Der zweiwöchige Streik hat zu einem ersten Erfolg geführt: die Zusicherung der Arbeitgeber, einen Tarifvertrag zu verhandeln", erklärt Sascha Stanicic von Ver.di. In der zweiten Woche des CFM-Streiks hätten sich etwa 50 KollegInnen aus verschiedenen Gewerkschaften und Betrieben versammelt, um das Solidaritätskomitee zu gründen, das zur heutigen Veranstaltung geladen hat. In den drei Wochen davor demonstrierte das Komitee bereits vor den Unternehmen Vamed und Dussmann, die an der CFM beteiligt sind.
"Wir müssen den Druck unbedingt beibehalten. Wir brauchen kurze Verhandlungen, um noch vor den Wahlen zu Ergebnissen zu kommen", sagt Stephan Gummert. Er war Streikleiter am Virchow-Klinikum. Sollten die Ergebnisse unbefriedigend sein, so Gummert, müsse die CFM wieder in den Arbeitskampf treten.
Mehr als zwei Stunden verbringen die CFM-Unterstützer in dem stickigen Raum. Man ist sich einig, dass der Streik an der Charité mustergültig verlaufen sei und man durch Druck auf den Arbeitnehmer zu einem guten Kompromiss gefunden habe. Aber, auch darüber scheint ein breiter Konsens zu herrschen, nicht nur die Charité-Krankenpflege leide an Missständen, die nicht so leicht aus der Welt zu schaffen seien.
Von der SPD und der Linken, die an diesem Abend ebenfalls geladen waren, ist niemand erschienen. "Darauf kann sich jeder seinen eigenen Reim machen", sagt Stanicic. Der Senat sei letztlich verantwortlich für die Zustände bei Charité und CFM.
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