Arbeitsbedingungen in Thailand: Nestlé bestätigt Ausbeutung
Ein Report zeigt schlimme Zustände auf thailändischen Kuttern. Die Arbeiter stehen oft am Ende der Lieferkette von Konzernen. Nestlé will nun einlenken.
Die thailändische Fischereiindustrie ist berüchtigt für ihre Arbeitsbedingungen – und internationale Multis hängen als Abnehmer mit drin. Mit der Schweizer Nestlé hat jetzt erstmals ein großer Konzern eingestanden, es gebe „Hinweise auf Zwangsarbeit, Menschenhandel und Kinderarbeit“ in seiner Lieferkette – und einen sofortigen Aktionsplan angekündigt.
Das Geständnis hat einen langen Vorlauf. Zwei Jahre ist es her, dass die Internationale Arbeitsorganisation Alarm schlug. In Thailand schufteten Tausende Menschen wie Sklaven auf den Garnelenfängern, meldete sie. Medien recherchierten daraufhin Verbindungen zu Konzernen wie Nestlé.
Der wies das damals zurück, beauftragte aber öffentlichkeitswirksam die Menschenrechtsorganisation Verité, den Vorwürfen nachzugehen. Ein kluger Schachzug, denn im Sommer reichte die US-Anwaltskanzlei Hagens Berman eine Sammelklage ein, in der es heißt, der Konzern leiste der Sklaverei auf thailändischen Booten bewusst Vorschub. Nestlé konnte sich da auf die laufenden Recherchen berufen.
Deren Ergebnisse sind nun öffentlich. Rund 100 Arbeiter, Manager, Kapitäne und Händler hat Verité befragt und viele Vorwürfe bestätigt gefunden. So werden den Fischern – viele von ihnen minderjährig, die meisten aus Myanmar und Kambodscha – Gebühren für die Arbeitsvermittlung in Rechnung gestellt, die sie abarbeiten müssen, ihre Pässe werden so lange einbehalten.
Sie arbeiten bis zu 20 Stunden am Tag unter prekärsten Bedingungen: Immer wieder verletzen sich Fischer oder sterben, weil sie von den Netzen ins Wasser gezogen werden. Der Bericht zitiert auch Kapitäne, die offen zugeben, dass sie weder Alter noch Gesundheitszustand der Arbeiter überprüften.
Als Reaktion kündigte Nestlé nun einen ähnlichen Plan an, wie es ihn schon in der Schokoladenindustrie gibt: Arbeitern soll ermöglicht werden, Missstände zu melden, Kapitäne werden in puncto Menschenrechte unterrichtet und Kontrollen verbessert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung