Arbeitsbedingungen in Südasien: Schiffsrecycling kostete 2024 neun Menschenleben
Schiffe werden hauptsächlich in Südasien verschrottet. Die NGO Shipbreaking Platform warnt vor den dortigen Arbeits- und Umweltschutzbedingungen.
Insgesamt wurden den Angaben zufolge 2024 global 409 Schiffe verschrottet, 255 davon in Südasien. „Bangladesch bleibt die erste Wahl der Schifffahrtsindustrie für das Verschrotten, trotz gravierender Konsequenzen für Arbeiter, lokale Gemeinschaften und fragile Küstenökosysteme“, teilte Shipbreaking Platform mit. Die NGO mit Sitz in Brüssel setzt sich für sauberes und sicheres Schiffsrecycling ein. Die Organisation bemängelt besonders das sogenannte Beaching, bei dem alte Schiffe auf den Strand gesetzt und unter prekären Umwelt- und Arbeitsschutzstandards zerlegt werden.
Neben Bangladesch fand das Abwracken vor allem in Indien und Pakistan statt, so die NGO. Sie übte ferner Kritik an türkischen Werften, die wegen nicht erfüllter Standards von der Liste der EU-zertifizierten Abwrackeinrichtungen gestrichen worden seien, sowie einem Standort in Kanada. Weitere Verschrottungsländer sind der Aufstellung zufolge unter anderen Dänemark und die USA, nicht aber Deutschland.
Von den Exportländern wurde besonders China kritisiert. Über 50 chinesische Schiffe seien zum Verschrotten nach Südasien verkauft worden. Und das, obwohl die Volksrepublik ein Importverbot für Abfall erlassen habe, eigene Trockendock-Kapazitäten für Schiffsrecycling besitze und Beaching dort verboten sei.
MSC-Reederei fällt besonders negativ auf
Mit Blick auf Unternehmen hob Shipbreaking Platform unter anderen MSC negativ hervor. Die Schweizer Containerreederei erhielt von der Organisation zum zweiten Mal in Folge den Titel des am schlimmsten verschmutzenden Unternehmens, weil 16 Schiffe seiner Flotte 2024 zum Beaching nach Indien gebracht wurden. Eine Anfrage an MSC zur Stellungnahme blieb unbeantwortet.
Im Juni 2025 tritt das Hongkonger Übereinkommen zum Schiffsrecycling in Kraft. Es soll Standards weltweit anheben. Shipbreaking Platform beurteilt es allerdings als schwach. Es bringe „nicht die Lösungen, die für den Wechsel der Branche zu nachhaltigem Schiffsrecycling nötig sind“, so Exekutivdirektorin Ingvild Jenssen. Sie spricht sich dafür aus, dass die im Basler Übereinkommen niedergelegten Prinzipien zu gewährleisten sein sollen. Dieses Abkommen reguliert Abfallexporte insgesamt und ist bereits in Kraft. Von der EU erwartet die NGO Vorschläge zur Verschärfung der Schiffsrecycling-Verordnung. Sie gilt für bestimmte Schiffe unter einer EU-Flagge.
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