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Arbeitsbedingungen bei der PostPost hält an Entfristungspraxis fest

Personalvorstand Thomas Ogilvie verteidigt die umstrittene Praxis bei der Entfristung. Sie habe sich bewährt und sei arbeitsrechtlich nicht zu beanstanden.

Wer bei der Post arbeiten will, sollte nicht zu Krankheiten neigen – Sportverletzungen sind aber ok Foto: dpa

MÜNCHEN dpa | Ungeachtet aller Kritik will die Deutsche Post ihre umstrittene Praxis bei der Entfristung von Arbeitsverträgen nicht ändern. „Wir werden an den Eckpunkten festhalten, denn sie haben sich in der Praxis bewährt und sind arbeitsrechtlich nicht zu beanstanden“, sagte Personalvorstand Thomas Ogilvie der Süddeutschen Zeitung am Donnerstag.

Der Bonner Konzern übernimmt Angestellte nur dann unbefristet, wenn sie zuvor innerhalb von zwei Jahren nicht mehr als 20 Krankheitstage hatten und nicht mehr als zwei selbstverschuldete Unfälle mit konzerneigenen Fahrzeugen.

Daran hatte es massive Kritik gegeben. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) kündigte an, den Einfluss des Bundes für eine Änderung der Kriterien zu nutzen. Der Bund hält über die Staatsbank KfW knapp 21 Prozent an der Deutschen Post.

Ogilvie bekräftigte die Argumentation der Post, dass die Kriterien nur Anhaltspunkte seien und die Verantwortlichen, die vor Ort über jede einzelne Entfristung entscheiden müssten, Entscheidungsspielräume hätten. „Wenn es eine Grippewelle gab oder jemand einen Sportunfall mit langer Ausfallzeit hatte, kann von den Eckpunkten durchaus abgewichen werden“, sagt Ogilvie. „Wir brauchen Kriterien wie jeder andere Arbeitgeber auch, weil wir nicht willkürlich allein nach Bauchgefühl über die Entfristung von Verträgen entscheiden wollen.“

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1 Kommentar

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  • Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hat auf die Meldungen zu dieser Einstellungspraxis völlig weltfremd reagiert. Woran soll bitte ein Entscheidung über Entfristung denn eigentlich geknüpft werden? An die Farbe der Haare? Fehltage sind einigermaßen valide zähl- und vergleichbar. Es wird zudem nicht das einzige Kriterium sein ... Herr Scholz sollte sich mal lieber fragen, warum die Behörden in seiner ehem. Zuständigkeit (Hamburg) als auch sein Ministerium so gern befristet einstellen - viel mehr als die freie Wirtschaft?!