piwik no script img

Arbeitsbedingungen bei AppleWir wollen nicht darüber reden

Die Mitarbeiter der Apple-Zulieferer sollten ab spätestens Juli 2013 unter besseren Bedingungen arbeiten. Wer nun nachhakt, trifft auf Schweigen.

Lange arbeiten für ein schönes iPhone. Bild: reuters

BERLIN taz | Selbstmorde von Arbeitern und die weltweite Kritik sollen ein Ende haben. Deshalb hat sich Apple selbst bessere Arbeitsbedingungen verordnet und dafür auch ein Datum gesetzt: Juli 2013. Nun ist August, und die Computerfirma aus Kalifornien will nicht darüber reden, was etwa aus seinem Versprechen geworden ist, künftig – eigentlich ohnehin verbindliche – Regeln wie das chinesische Arbeitszeitgesetz einzuhalten.

Betroffen ist vor allem die Firma Foxconn, ein wichtiger Zulieferer für iPhones, iPads und MacBooks in China, der rund eine Million Frauen und Männer beschäftigt. Für die jüngsten Berichte basieren auf Untersuchungen aus dem Jahr 2012 und aus dem Januar.

Im Mai bescheinigte die von Apple selbst beauftragte US-Prüforganisation Fair Labor Association (FLA), dass die Bedingungen in dem Foxconn-Werk in der chinesischen Stadt Chengdu das Arbeitsgesetz „verletzten“. Die chinesischen Bestimmungen sehen vor, dass Beschäftigte höchstens 49 Stunden pro Woche arbeiten dürfen, davon 40 Stunden regulär und neun Überstunden.

In der Realität aber würden die iPhone-Arbeiter oft länger am Band stehen, schreibt die FLA. Jeder Vierte bis jeder Zweite überschreite die Maximalarbeitszeit. Im „Fortschrittsbericht 2013 für die Verantwortung der Lieferanten“ präsentiert Apple selbst ein Schaubild, nach dem 92 Prozent der Beschäftigten bis zu 60 Stunden pro Woche arbeiten. Also bis zu elf Stunden mehr als das Arbeitsgesetz erlaubt.

„Keine weiteren Informationen“

Und wie sieht es aktuell aus? Haben Apple und Foxconn die Arbeitszeit inzwischen wie versprochen auf das gesetzliche Maß reduziert? Ein Apple-Sprecher in London schreibt dazu: „Wir haben keine weiteren Informationen.“ Der Konzern stellt zwar den allgemeinen Fortgang seines Programms zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen dar, will sich zum heiklen Punkt der Arbeitszeit aber nicht im Detail äußern. Wann ein genauer Bericht über die Einhaltung des Juli-Versprechens kommt, ist nicht zu erfahren.

Insgesamt erklärt Apple, seit 2011 erhebliche Fortschritte erzielt zu haben. So hätten sich die gesundheitlichen Bedingungen verbessert, die Beschäftigten würden durch gewählte Repräsentanten gegenüber der Geschäftsleitung vertreten.

Bei einem anderen chinesischen Zulieferer – Pegatron – hat die Arbeitsrechtsorganisation China Labor Watch unlängst Arbeitszeiten bis zu 69 Stunden wöchentlich dokumentiert. Nach eigenen Angaben prüft Apple, ob das stimmt.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • W
    Wolfgang

    Zu: @ Routier und möglicher antikommunistischer Konvergenz-Freunde des "Bourgeoissozialismus chinesischer Prägung": das eine schliesst das andere nicht aus.

  • W
    Wolfgang

    "Die multinationalen Gesellschaften, die Industriellen der Vereinigten Staaten von Amerika kennen die Wirtschaft Chinas und seine großen Reichtümer gut, darum setzen sie alles daran, um dort ihr wirtschaftliches Netz zu errichten, gemeinsame Gesellschaften zu schaffen und große Gewinne zu machen." (Enver Hoxha, Tirana)

  • J
    Jaja

    Diese Firma ist eh das Allerletzte. Scheinheilig, manipulativ, schlechten dafür aber überteuerten Produkten. Die horrenden, nicht gerechtfertigen Profite gehen dann wie üblich auf Kosten der kleinen Arbeiter, auf Kosten ihrer Gesundheit. Jeder, der sich irgendein iKotz-Dingens kauft, macht sich mitschuldig.

    • S
      schreiber
      @Jaja:

      Schrieb 'JAJA' am Fairtrade-Computer ... JANEEE is klar. BTW: die Produkte sind ausgezeichnet. Weiß man aber erst wenn man welche hat ;)

  • J
    JennyS

    Naja wenigstens hat sich Apple schon nach neuen Herstellern umgesehen. Dass diese zwar noch weniger Geld für die Produktion verlangen kann ja unmöglich bedeuten dass die Arbeiter ausgebeutet werden oder?

  • S
    schreiber

    Da es keiner mehr schafft die Firmen Apple, Foxcon und Pegatron auseinander zu halten, und die Artikel in fast jeder Zeitung sich alle so lesen als ob Foxcon die Produktionsabteilung nur von Apple ist hier eine kleine Ergänzung für die Leser. Es wird einem ziemlich schnell klar das wir alle Firmen in welcher Form auch immer stark unter Druck setzten müssen irgendwann zu erreichen das an unseren elektronischen Geräten nicht mehr so viel Blut klebt.

     

     

     

    Großkunden bei Foxcon:

     

    Acer (Taiwan), Amazon.com (USA), Apple Inc. (USA), Cisco (USA), Dell (USA), Hewlett-Packard (USA), Intel (USA), Microsoft (USA), Motorola Mobility (USA), Nintendo (Japan), Nokia (Finnland), Sony (Japan), Toshiba (Japan), Vizio (USA)

     

     

     

    Pegatron ist eigentlich eine Firma die zur Asus-Gruppe gehört. Zu den Kunden von Pegatron gehören Nokia, HP, Panasonic, Dell, Apple Lenovo, Sony, Acer, Toshiba und natürlich Asus.

  • R
    routier

    Warum schreibt die Taz und andere Medien nicht über die 70 Std. Woche bei den Deutschen Berufkraftfahrern. Die einen Stundenlohn von 5-8 Euro haben. Es springt bei den keiner aus dem Fenster, dafür crashen Sie die PKW´s zusammen und löschen ganze Familien aus.

     

    Vollkommen uninteressant was in Deutschland passiert. Hauptsache mediale Ablenkung vom wirklichen Deutschen Geschen.

     

    Es scheint Euch nicht mal eine Reportage wert zu sein, von denen die Euch alles -aber wirklich Alles bringen und Deutschlands wichtigster Motor ist.

     

    Ihr elenden Pfeiffen

     

    ciao

    • @routier:

      Der Fuchs jagt nicht gern im eignen Revier.