: Arbeitnehmer ärmer, Firmen mit Rekordgewinn
■ Tariflöhne 1996 nach Abzug der Inflationsrate gesunken. Blüm begrüßt Entwicklung
Bonn/Berlin (dpa/taz) – Die tariflichen Löhne und Gehälter in Deutschland sind 1996 deutlich geringer gestiegen als in den Vorjahren. Das gab das Bundesarbeitsministerium gestern bekannt. Die westdeutschen Tarifentgelte wurden demnach um durchschnittlich 1,8 Prozent erhöht – viel weniger als der Zuwachs um 3,4 Prozent 1995 und nur knapp mehr als der Preisanstieg von 1,5 Prozent. In Ostdeutschland ergeben die Tarifabschlüsse ein durchschnittliches Plus von 3,6 nach 6,2 Prozent 1995. Nicht alle Arbeitnehmer kommen aber in den Genuß tariflicher Entlohnung. Insgesamt stiegen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Löhne und Gehälter im produzierenden Gewerbe, bei Handel, Banken und Versicherungen 1996 nur um 1,4 Prozent im Westen und 3,5 Prozent im Osten. Westdeutsche Arbeitnehmer haben damit nach Abzug der Inflation reale Einkommenseinbußen erlitten.
Arbeitsminister Norbert Blüm begrüßte die Entwicklung: „Die Tarifvertragsparteien haben in wirtschaftlich schwieriger Zeit Verantwortungsbewußtsein, Entschlußkraft und Phantasie gezeigt.“ Dies geschieht offenbar durchaus zum Nutzen der Unternehmen. Wie das Magazin Börse Online berichtet, erwarten 517 untersuchte Aktiengesellschaften für 1998 im Schnitt einen Gewinnanstieg von 15,5 Prozent. Zugleich hat das ifo-Institut ermittelt, daß die deutschen Unternehmen den Abbau regulärer Stellen fortsetzen und statt dessen Teilzeitarbeit und befristete Arbeitsverhältnisse ausbauen wollen. Von 705 befragten Unternehmen planen 29 Prozent weiteren Stellenabbau.
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