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Arbeitlos und ausgegrenzt"Werdet hysterisch!"

Immer öfter müssen sich Psychologen und Psychotherapeuten mit Langzeitarbeitslosen, Minijobbern und Scheinselbstständigen beschäftigen.

Der Rausschmiss hinterlässt tiefe Wunden in der Psyche. Bild: imago/imagebroker

BERLIN taz | Arbeitsplatzunsicherheit und prekäre Beschäftigungsverhältnisse sind Themen, die bislang vor allem in soziologischen Zeitdiagnosen Eingang fanden. Immer weniger machen die Folgen von Prekarisierungsprozessen aber auch vor den Praxen von Psychologinnen und Psychotherapeuten halt.

So zählt die Berliner Psychoanalytikerin Almut Bruder-Bezzel Menschen mit befristeten Arbeitsverträgen ebenso wie Langzeitarbeitslose, Minijobber, Scheinselbstständige oder solche, die von einem unbezahlten Praktikum zum nächsten wandern, zu ihren Kunden.

Viele von ihnen sind gut ausgebildet; haben zum Beispiel ein oder mehrere Studien abgeschlossen und finden sich doch bestenfalls in Beschäftigungen wieder, die gar nicht oder nur minimal ihren Qualifikationen entsprechen. AkademikerInnen, die putzen, Taxi fahren oder sich als Call-Center-Agents verdingen, sind keine Seltenheit.

Solche Entwicklungen, die sich auch in langen Wartelisten auf einen Therapieplatz niederschlagen, wurden von der therapeutischen Zunft bislang kaum thematisiert. Demgegenüber betont die Neue Gesellschaft für Psychologie die politische Verantwortung von akademisch und praktisch arbeitenden Psychologen.

Sie stünden in Gefahr, "von der zunehmenden gesellschaftlichen Unsicherheit zwar zu profitieren, aber darüber ihre Verantwortung für ihre Klienten aus den Augen zu verlieren", mahnten die OrganisatorInnen des Kongresses "Macht - Kontrolle - Evidenz", der Anfang März zu diesem Thema an der Freien Universität Berlin stattfand.

Dass das in der Praxis nicht ganz einfach ist, hat die Psychoanalytikerin Bruder-Bezzel zur Genüge erlebt. Sie ist in ihrer Arbeit nämlich nicht nur mit den aus prekären Lebensverhältnissen resultierenden individuellen Pathologien ihrer PatientInnen, sondern auch mit konkreten gesellschaftlichen Ausgrenzungsdiskursen konfrontiert.

Sozialer Krieg

Das mediale Trommelfeuer gegen "Sozialschmarotzer", das nach Auffassung des Politologen Michael Wolf immer mehr die Form eines sozialen Kriegs gegen die zum innerstaatlichen Feind erklärten Arbeitslosen annimmt, lässt ihre KlientInnen nicht unberührt.

Armut und Arbeitslosigkeit werden von ihnen als ein persönliches Problem verstanden, das mit Schuld, Scham und Schande verbunden ist. Selbst in der Therapie sprechen sie das damit verbundene Leiden nach Bruder-Bezzels Erfahrungen von sich aus nicht an.

Dabei kann sich die Analyse dann leicht zu einem Verdrängungsmanöver entwickeln: Während Kindheitserfahrungen einen breiten Raum einnehmen, bleiben aktuelle Traumatisierungen durch Arbeitslosigkeit oder prekäre Beschäftigungsverhältnisse weitgehend ausgespart. Dies hängt auch mit der Fokussierung der Psychoanalyse auf die Kindheit zusammen.

Häufig wird dabei übersehen, dass psychische Konflikte im Zusammenhang mit der Berufssituation stehen oder durch diese verstärkt werden können. So gerät, wie Bruder-Bezzel moniert, die Welt in der Therapie allzu oft zur Familie und die Arbeit zum Sandkastenspiel, in dem der Arbeitgeber zum besorgten oder garstigen Familienvater mutiert.

Sprachlos leiden

Prekarisierungserfahrungen werden jedoch auch in anderen Lebensbereichen verdrängt. Für Thomas Goes von der Universität Jena stellen sie Formen des Arbeitsleids dar, die bislang nicht angemessen artikuliert werden können.

Nach Ansicht des Prekarisierungsforschers wirken sie sozial disziplinierend: Während die noch in den Arbeitsmarkt Integrierten gegen das Abrutschen in die Zone der unsicheren Beschäftigung kämpfen, versuchen Leiharbeiter und Beschäftigte ohne festen Arbeitsvertrag um jeden Preis in den Arbeitsmarkt zu gelangen. Daraus resultiert eine gegenseitige Konkurrenz und eine abnehmende Solidarität zwischen den prekär und regulär Beschäftigten.

Beide Gruppen haben dabei die bereits dauerhaft aus dem Arbeitsmarkt Ausgeschiedenen als abschreckendes Beispiel im Blick.

Dies wirkt sich auf die Deutungsmuster aus, die unsicher Beschäftigte zur Erklärung ihres subalternen Status vornehmen: In Goes Untersuchung zählten sich selbst schwer körperlich arbeitende Leiharbeiter mit einem Nettoeinkommen zwischen 800 und 1.200 Euro zur Mittelschicht. Daraus lässt sich vielleicht auch die geringe Bereitschaft zu gemeinsamem Handeln ableiten.

Zwar waren die Befragten durchaus mit ihrer Arbeitssituation unzufrieden, sahen aber nicht, dass es dazu irgendeine Alternative gibt. Selbst bei der Frage, wie kleine alltägliche Verbesserungen wie zum Beispiel eine Verlängerung der Pausenzeiten zu erreichen wären, herrschte bei den Betroffenen tiefe Ratlosigkeit.

Damit unterscheiden sie sich nicht wesentlich von anderen gesellschaftlichen Gruppen, die zwar auch unter den ökonomischen Umstrukturierungen leiden, denen man gemeinhin aber eine größere Handlungsfähigkeit zuspricht.

"Innere und äußere Entgrenzung"

Auch Studienabsolventen und hoch qualifizierte junge Arbeitnehmer werden nach Beobachtungen des Hannoveraner Psychologen Markus Brunner von Existenz- und Zukunftsängsten gequält. Nicht nur beim Eintritt ins Berufsleben sind sie permanenten Evaluierungs- und Selbstevaluierungsprozessen ausgesetzt, hinter denen stets die Drohung des Ausschlusses verborgen ist.

Dabei erleben sie "eine innere und äußere Entgrenzung". Wo, wie in der "schönen neuen Arbeitswelt" feste Vorgaben fehlen, muss die Person all ihre Kraft auf die individuelle Selbstoptimierung konzentrieren. Häufig lauert dabei die Angst vor dem Versagen im Hintergrund.

Falls die oder der Einzelne den Erfolgsdruck nicht mehr aushält und zusammenbricht, ist sie nicht selten mit Therapien konfrontiert, die wie der Sozialpsychiater Christoph Bialluch kritisiert, "eine Depression einer Diabetes im Sinne einer Stoffwechselstörung gleichstellen".

Wo psychische Symptome mit naturwissenschaftlichen Modellen erklärt werden, glaubt man, sie mittels Psychopharmaka kurieren zu können. Dabei, so Bialluch, werde aber ausgeklammert, dass psychisches Leiden auch die Entfremdung des Menschen von sich selbst anzeigt. Unter Umständen kann eine psychische Störung eine durchaus sinnvolle Reaktion auf eine krank machende Umwelt sein.

Bialluch empfiehlt deshalb gegen die diagnostische "Einpferchung" psychischen Leidens wie auch die Zumutungen der modernen Arbeitswelt eine Strategie der Subversion: "Werdet hysterisch!" lautet seine Maxime, was für ihn im Zweifelsfall "Mehr Christoph Schlingensief und weniger Robert Enke" heißt.

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21 Kommentare

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  • AD
    a. d. pressiv

    Klar doch! Nun soll man also nicht nur hochqualifiziert, supereffektiv, maximal durchsetzungsfähig und unschlagbar billig sein als Präkarier, sondern auch noch extrem schlingensief – äh ... sorry: extrem kreativ, wollte ich natürlich schreiben. Wie auch immer. Wer das nicht hinkriegt, der ist jedenfalls selber Schuld, wenn sein Psychologe ihn seinem "gesunden Egoismus" und dem gültigen Commonsense opfert. Mensch, Daggi! Wer bei solchen Vorschlägen nicht den Verstand verliert, der hat nie einen gehabt. Oder er hat ihn schon in der Kindheit aberzogen bekommen. Das, immerhin, würde ihm dann der Analytiker seines Vertrauens gegen ein angemessenes Entgelt gewiss gern attestieren. Aber nur, wenn der Verstand nie politisch war.

     

    Übrigens: Der gute Schlingensief war extrem kreativ vor allem in punkto Aufmerksamkeitserzeugung, will mir scheinen. Für mehrere Millionen Unterbezahlte und Überqualifizierte wird es sicher nicht ganz leicht, das gleiche Level zu schaffen. Ich meine: Wer soll die ganze Aufmerksamkeit aufbringen? Die anderen Schlingensiefisten? Die Mittelschicht? Oder gleich "die da oben", die sich einmal im Jahr in Bayreuth treffen? Dass ein übersättigter Markt niemanden wirklich satt macht, scheint mir ausreichend bewiesen. Einschlägige Experimente sind also überflüssig.

     

    Apropos: Alle, die aus Anlass des Anlasses mal wieder das bedingungslose Grundeinkommen propagieren, sollten sich rechtzeitig fragen, wer dieses Geld in voller Höhe abschöpfen wird, und was anschließend damit passiert. Es gibt (außer in Planwirtschaften) keine Obergrenze für Preise. Ihre Höhe richtet sich nach der Finanzkraft der Kunden. Das sollten zumindest diejenigen unter uns wissen, die schon mal einen Billigurlaub in Tschechien, der Dominikanischen Republik oder in Thailand gemacht haben. Wäre das bedingungslose Grundeinkommen nicht in erster Linie gut für DIE Wirtschaft, hätte es nicht so viele Befürworter unter den CDU- und FDP-Vertretern. Sich auf Basis staatlicher Almosen vorbeugend selbst auszugrenzen, ist im Übrigen auch keine besonders sinnvolle Alternative zum gewaltsamen Ausgegrenztwerden. Wer sich unbedingt aus dem Rennen nehmen will, der sollte das wenigstens konsequent tun (Enke). Alles andere bringt in einer durch und durch manischen Gesellschaft, die ausschließlich auf nicht mehr zu toppende Extreme abfährt, überhaupt nichts.

  • H
    hto

    "... in welche kategorie sie von den statistikern geworfen werden als die konkrete lebensituation im alltag."

     

    So isses Franziska - "... AkademikerInnen, die putzen, Taxi fahren oder sich als Call-Center-Agents verdingen, sind keine Seltenheit."

     

    "Eine der schauerlichsten Folgen der Arbeitslosigkeit ist wohl die, daß Arbeit als Gnade vergeben wird. Es ist wie im Kriege : wer die Butter hat, wird frech." (Kurt Tucholsky) - oder zynisch, oder blödsinnig, oder stumpfsinniger Surfer auf dem Zeitgeist der konfusionierenden Überproduktion von systemrationalem Kommunikationsmüll!?

  • FG
    Franziska Gerhardt

    schon Freud hat gesagt, dass psychotherapie nicht gegen das "gemeine unglück" helfe, sondern nur gegen das "eurotische elend". und nun kommen die geistigen dünnbrettbohrer daher, die heutzutage in dt.land solche beruufe ausüben dürfen , und ergehen sich in sozialpolitischen plattitüden bzw erklären sich auch da noch für zuständig oder grenzen sich selbstgefällig gegen IIhre noch dämlichere selbstgefällige naturwissenschaftl. konkurrenz ab. ganz nebenbei wird och die psychoanalyse verunnglimpft zu dem klischee, sich "nur" mit der kindheit zu beschäftigen.

     

    sicherlich ist es scheiße, wenig geld zu haben, noch mehr scheiße, dafür auch noch hart arbeiten zu müssen - auf der anderen seite die modekrakheit "burn-out" , auch nicht zu beneide.

     

    wirklich neurotisch und daher eines einschlägigen kommentars von entspr. professioneller seite bdürfend ist vor allem die läppische statusfixiertheit der deutschen, dass denen am ende noch wichtiger ist, in welche kategorie sie von den statistikern geworfen werden als die konkrete lebensituation im alltag.

  • H
    hto

    Der Zeit-/Leistungsdruck, zu einer Karriere von Kindesbeinen, ist nur ein LOGISCHES Instrument für das System im "gesunden" Konkurrenzdenken des "freiheitlichen" Wettbewerbs um die Begehrlich-/Abhängigkeiten der Hierarchie von und zu materialistischer "Absicherung" - die Karriere wird systematisch gesteuert, durch eine Bildung zu gutbürgerlicher Suppenkaspermentalität auf systemrationaler Sündenbocksuche.

     

    Eine andere / menschlichere Welt- und Werteordnung ist möglich, es scheitert aber immer wieder an der gutbürgerlich-gebildeten Suppenkaspermentalität auf systemrationaler Sündenbocksuche - KEINE KOMMUNIKATION, nur Überproduktion von konfusionierendem Kommunikationsmüll.

  • D
    dastier

    Danke, liebe taz, für das Thematisieren dieser Dinge!

     

    Diese Dinge müssen viel, viel öfter auf den Tisch, denn sie machen uns KRANK - ich weiß, wovon ich rede!

  • F
    FreiDenker

    Machen wir uns nichts vor. All diejenigen, die nach einem freien Markt rufen, hängen selber am Staatssockel (siehe Politiker; Ausnahmen bestätigen die Regel) und haben richtig_richtig Angst vor Veränderung. Natürlich sind das gleichzeitig (leider) auch meistens diejenigen, die sich wirklich selbst verwirklichen können.

     

    Alle anderen müssen sich in dieser psychopatischen Realität (Wirklichkeit) so gut wie es geht zurechtfinden, wo Dummschwätzen sich mehr lohnt als Arbeiten.

  • E
    Einer

    "In Goes Untersuchung zählten sich selbst schwer körperlich arbeitende Leiharbeiter mit einem Nettoeinkommen zwischen 800 und 1.200 Euro zur Mittelschicht. Daraus lässt sich vielleicht auch die geringe Bereitschaft zu gemeinsamem Handeln ableiten."

     

    *Grins* Mach Sachen. Es soll auch nicht wenige (Produktions-)Firmen geben, die keinen Betriebsrat haben. Bei etwa 100 Mitarbeitern und mehr.

    Und das natürlich ganz freiwillig. Ohne Druck und so.

    Nur durch kuscheln.........

     

    Das ganze Wirtschaftsystem funktioniert im Großen

    überwiegend -nur- durch Druck.

    Gibt es da Gegenargumente? Ich sehe keine.

    Vor kurzem lief in der ARD ein Feature dazu:

    "Deutschland unter Druck". Hier wurde exemplarisch der auf fasst jede Gesellschaftsebene ausgeübte unbarmherzige ökonomische Druck aufgezeigt.

    Ausser auf die Reichen und Superreichen. Die vermehren sich scheinbar automatisch. Auch in der Wirtschaftkrise.

     

    Ein aktuelles Beispiel: Ist echt realsatirisch komisch, wenn Herr Hundt(Arbeitgeberpräsident) der GDL(Gewerkschaft der Lokomotivführer) vorwirft, sie währen für Streik-Schäden, die der Autoindustrie in der Just-in-time-Produktionsweise entstehen würden,

    verantwortlich. *ROFL*

    Wie sonst sollen sie sich sonst durchsetzen. Durch

    kuscheln?

    Dieselben Automobilfirmen, welche durch Subventionierung über Steuermittel gepampert wurden

    und ihre Zulieferfirmen am langen Arm verhungern lassen?

  • D
    diplom-hartzi

    Wenn man mal die Kosten für eine Therapeutenausbildung und die soziale Herkunft derjenigen, die sich das leisten können, betrachtet, dann wundert man sich nicht mehr, wo das mangelnde Verständnis für die Prekarisierten herkommt. Stressbewältigungsseminare gleichen Unterricht im Sozialdarwinismus: Es liegt alles an uns selbst, wir können uns die Entspannnung ja herbeimeditieren, ganz nichtbewertend die Gedanken am Fleissbandjob oder in der ARGE-Warteschlange vorbeiziehen lassen. Wer den sozialen Umständen die Schuld gibt, wird pathologisiert. Wer vom Nachbarn verprügelt wird, ist selbst Schuld, was wohnt er auch in solchem Milieu und ausserdem funktioniert Entspannung umgebungsunabhängig. Und wer die Reha extra so legt, dass sie zwischen zwei befristeten Jobs Platz hat, liefert gleich die Ursache für seine Beschwerden: die Arbeitslosigkeit.

    Wie sagte doch mein ehemalige Oberärztin auf einer Lesung mit W. Engler ("Bürger.Ohne Arbeit"):"Sie wisse aus ihrer Arbeit als Ärztin und Psychotherapeutin, dass es Arbeitslosen vor allem an BIldung mangelt, darum wissen sie mit ihrer zeit nichts anzufangen." Darauf W. Engler:"Geistige Armut gibts auch unter Reichen."

  • P
    P.U.Baer

    Sozialschmarotzer sind doch diejenigen Unternehmer und Manager, die sich ihre exorbitanten Gewinne erzielen, indem sie die Arbeitskraft der Niedrigstlohnempfänger ausbeuten und deren karges Überleben durch die Steuern- und Sozialbeiträge der anständig entlohnenden Unternehmen finanzieren lassen: Gewinne privatisieren, Kosten Sozialisieren.

     

    Widerlich diese Neoliberale Lufthoheit in vielen Medien und "Entscheider"-Köpfen.

     

    Leistungsträger sind doch nicht die Eigentümer von Kik, Lidl, Aldi, Rossmann & Co. sondern die Leute, die dort und anderswo die Drecksarbeit machen.

     

    Danke taz. Schade, daß ich Euch nicht regelmäßig kaufen kann. Die Finanzen reichen derzeit nicht.

  • A
    Autorin2011

    Empören wir uns! Wir haben genug Kräfte im gut ausgebildeten Prekariat, um uns gegen diese gesellschaftlichen Fehlentwicklungen zu wehren.

  • B
    Betroffener

    Danke für den Artikel!

     

    Es stimmt: allzu oft wird der Zusammenhang zwischen "garstigem Vater"/"garstigem Chef", nämlich ein garstiges, ausgrenzendes Wirtschaftssystem, genannt Kapitalismus von der Psychologie selbst ausgegrenzt. Zurück bleibt ein Patient, der denkt, seine Konflikte wären in der Familie angelegt, nicht in einer Gesellschaft, die ihre Mitglieder zu einem asozialen Verhalten animiert, die, neben manch anderem Müll, andauernd Entfremdung produziert!

     

    Die Quadratur des Kreises, Zusammenhänge zwischen psychologischem Verhalten, philosophischen Ideenwelten und politischer Aktion in einer Therapie herauszuarbeiten gelingt nur den wenigsten Psychologen; ein ganzheitliches Verfahren ist allerdings dringend notwendig, da ohne die größeren Zusammenhänge jede Therapie in eine Sackgasse führen muss: ohne einen aufgeklärten Geist bleiben die Ursachen bestehen - man mag über den Vater hinweg sein, aber was ist beim nächsten Chef, der ein ebenso asoziales Verhalten an den Tag legt?

    Einfach lächeln und "jawohl!" sagen? Das Rebellische wird entweder unterdrückt oder artikuliert und zu selten in Therapien als Notwendiges miteinbezogen.

  • SM
    svenzn mandela

    Ja Ja !

     

    Ich würde als Hartz4 Empfänger als erstes meinen Fernseher vor dem Arbeitsamt verbrennen.

    Da und in den anderen Medien wird auch noch nach Feierabend diese Hetze forciert.

     

    Des Rätsels Lösung wäre für mich das bedingungslose Grundeinkommen.

    Und schon wäre ein wenig Druck von uns Lemmingen genommen.

    Nur Frage ich mich welche Partei über der 5% Hürde das im Programm stehen hat....

     

    Die Etablierten versuchen einfach etabliert zu bleiben und da das ideologisch bedingt nur auf Kosten anderer geht wird das wohl noch einige Zeit so bleiben.

     

    Außerdem ist es durch die Internationale Führungsriege auch nicht gewollt das es allen Menschen gut geht.

    Das muss man nur wissen und verinnerlichen....

    Taten Zählen mehr als Worte.

    Und man erkennt sie an ihren Taten.

     

    Gez. SvenznMandela

    Unterschichtler

  • L
    lllllWow@gmx.de

    Volkswirtschaftlich sind die für

    den Niedriglohnsektor und zunehmende

    Entgrenzung der Arbeit verantwortlich:

     

    - erodierende Familienstrukturen, mit zu wenig

    gemeinsamen Ritualen, Scheidungen, Alkoholismus,

    Süchte, Gewalt (Ursprünge in Kindheit)

     

    - unzureichende Bildung ( besonders von männlichen

    Bürgern in verfemten Lehranstalten) mit zuvielen

    Lerndefekten und Verhaltensauffälligkeiten

     

    - mangelnde adäquate Reintegration von Arbeitslosen

    nach Arbeitsunterbrechung

     

    - globaler Wettbewerb auch innerhalb des Unternehmens

     

    - in Zukunft: sinkende Arbeitnehmermacht durch

    EU-weiten Arbeitskampf

     

    - Konkurrenz mit Billigproduzenten

     

    - schwer kalkulierbare Rohstoffpreise und

    illiberale Wettbewerbsvorteile für ausländische

    Unternehmen in diktatorischen Volkswirtschaften

     

    - zu hohe Steueraufkommen wegen zu vieler

    staatlicher Fehlinvestitionen in Infrastruktur

    und Wohnungsbau an Orten, wo diese nicht in

    diesem Ausmaß gebraucht werden

     

    - zu wenig neu entwickelnde Märkte

    (sowohl geographisch als auch Produktsegmente)

     

    - zu grobe EU gesteuerte Zollregulierung

     

    - Gesundheitsfeindliche Lebensweisen, die hohe

    gesamtwirtschaftliche Krankenkosten verursachen

    ( falsche Ernährung, Konsum von toxischen

    Gütern, zu wenig Sport)

     

    - falsches Genuß-und Arbeitsverhalten

     

    - stillschweigende "Absprachen" zur Etablierung

    einer Kultur der ständigen befristeten Anstellung

    ohne unternehmerische Alternativen

     

    - Kein wirtschaftliches Interesse der Unternehmen

    Mitarbeiter langfristig durch feste Arbeits-

    verträge zu binden, weil Geschäftsaussichten

    nur kurzfristig planbar

     

    - EU- Regulierungswut und damit einhergehende

    Marktunsicherheit

  • G
    guntherKummerlande

    Das Heer der Langzeitarbeitslosen und

    Geringverdiener hat seine Ursache in

    der zu geringen Bildung(schlechte Schulen

    und Familienstrukturen) und

    in zu wenig in Deutschland engagierten

    Unternehmer.

     

    Einerseits werden soviel BWLer ausgebildet,

    andererseits gehen hier in Deutschland

    pro Jahr immer tausende Betriebe pleite.

    Würden die reichlich vorhandenen BWLer

    marktgerechtes und allgemeinwohlstandsorientiertes

    Handeln mit Rentabilität beigebracht bekommen,

    wäre das Leben um einiges erträglicher.

    Die ausschließliche Gewinnmaximierung

    nur für Shareholder value und Manager und

    Stab ist ein Verbrechen gegen die breiten

    Kreise der Gesellschaft.

    Die Mitarbeiter müssen mehr Partizipationsmacht

    bekommen (wirtschaftliche Teilhabe, aber

    keine Entscheidungsmacht außer bei Firmenverkauf oder

    Werkschließung trotz guter Gewinnbilanz).

  • A
    Alekto

    Ich will, daß die Debatte um das bedingungslose Grundeinkommen wieder angefacht wird!!! Und dieser Artikel bestätigt mich nur noch mehr!!!

    Mal ganz ehrlich - man hat kurze Zeit heiß drüber diskutiert und jetzt hört man keinen Ton mehr davon.

    Dabei könnte ein anständiges bedingungsloses Grundeinkommen so viele Probleme lösen! Was das im Artikel angesprochene angeht: mit dem Grundeinkommen könnte sich diese kranke Ansicht, die sich heutzutage behauptet (nämlich, daß der persönliche Status und der Wert einer Person von seinem Einkommen, seiner beruflichen Stellung, seiner Position im Arbeitsmarkt abhängt), wieder revidieren.

  • DH
    Dr House

    "Viele von ihnen sind gut ausgebildet; haben zum Beispiel ein oder mehrere Studien abgeschlossen und finden sich doch bestenfalls in Beschäftigungen wieder, die gar nicht oder nur minimal ihren Qualifikationen entsprechen."

     

    Zu diesen Vielen gehören wohl auch die PsychologInnen selbst. Wie sonst könnte der Aufruf zur Hysterie à la Schlingensief zu verstehen sein? Dann wäre der politische Aschermittwoch der CSU gar eine von subversiven PsychologInnen organisierte paradoxe Intervention im gesellschaftlichen Maßstab? Und das Streicheln des Guttenbergschen Zapfens ? Also doch lieber Enke.

  • DB
    Dr. Buntdruck

    Liest sich ein bisschen wie ein Hausarbeit und passt dadurch auch stilistisch ganz prima zum Thema...

     

    Aber schön, dass es mal jemand sagt: "Wo, wie in der "schönen neuen Arbeitswelt" feste Vorgaben fehlen, muss die Person all ihre Kraft auf die individuelle Selbstoptimierung konzentrieren." Arbeitgeber sind ja nicht an Arbeit in Projektstrukturen interessiert, weil freie Entfaltung der Angestellten ihnen am Herzen liegt. Sondern weil diese dann zu eierlegenden Wollmilchsäuen mutieren müssen, um alles auf einmal, alles auf eigene Verantwortung zu schaffen. Dazu gehören dann auch völlig fachfremde Sachen.

     

    Ironischerweise ist dieser "Freiraum" gerade in Branchen und Unternehmen mit linker oder ökologischer Ausrichtung zu finden. Dabei ist diese Selbstversklavung der Arbeitnehmer doch vollkommen im Sinne der kapitalistischen Ideologie. Hoffnung auf ein Erwachen besteht leider kaum.

  • SE
    Sabine Engelhardt

    Insbesondere die letzten drei Absätze kann ich absolut bestätigen. Therapien? Wer nicht der Schablone entspricht, die insbesondere Psychiater von "Depressiven" haben, wird Versuchen von "Erziehung" ausgesetzt, um in die Schablone gepreßt werden zu können. Und wer dann immer noch nicht reinpaßt, ist halt "nicht therapierbar", alternativ "unkooperativ" und "will gar nicht gesund werden". Umgebungsparameter spielen dabei keine Rolle. Schuld ist der Patient, wenn es nicht klappt!

     

    Das Umfeld? Das Sozialsystem, das keines mehr ist? Der menschenunwürdige Umgang bei den Repressions-, äh, Sozialbehörden? Nein, spielt natürlich keine Rolle ...

     

    Danke für diesen offenen Artikel, bookmarked.

  • TB
    Thomas Bode

    Ich glaube mich zu erinnern dass es mal ein Zeit gab in der die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Verkürzung der Arbeitszeit, Ausbau von Arbeitnehmerrechten, humanerer und rationalerer Umgang mit psychisch Kranken, Behinderten, Strafgefangenen, zum selbstverständlichen Diskurs gehörten. Jetzt gibt es gerade noch Schadensbegrenzungen, resignierte und verschämte Rückzugsgefechte. Alles was Zivilisation wirklich ausmacht ist irgendwie verschlissen und auf der Strecke geblieben. Das hat zu tun mit Einschüchterung durch Krisen, marktliberale Lufthoheit seit Schröder und Blair, vielleicht einem allmählichen Verschwinden einer akademischen Schicht die gesellschaftlichen Fortschritt auf der Agenda hat. Es fühlt sich trostlos an, Verblödung macht sich breit, Besserung ist nicht in Sicht. Trotzdem muss man einfach weiter machen als gutwillige Ameise, im vom Wind zerzausten Ameisenhaufen einer Gesellschaft ohne Richtung.

  • W
    wolfgm

    Sozialschmarotzer sehe ich nur bei den Politikern,Beamten und Funktionären der Gewerkschaften.

    Das muss schnellsten aufhören.Diese Probleme die wir jetzt haben sind von den Politikern der SPD,GRÜNEN,CDU,CSU,FDP und den Gewerkschaften geschaffen worden.

    Die Zerstörungen der Sozialsysteme durch die oben genannten Politiker,Beamten und Funktionären müssen geahndet werden.Die Versklavung der Arbeitnehmer muss aufhören.

  • P
    paulinsche

    Denke, es ist besser, wenn alle sich empören, als dass einige hysterisch werden.

     

    Die Franzosen haben mit Stéphan Hessel 's 'Empört Euch!' auch schon ihre kleine Biebel.