: Arbeiten bis zum bitteren Ende
Berlin (AP/AFP) – Mit Einsparungen von weit über zehn Milliarden Mark will Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) die Rentenversicherungen entlasten und die Lohnzusatzkosten absenken. Das Sparpaket, das Ende April der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll, sieht unter anderem eine Anhebung der Altersgrenzen für Frauen von 60 auf 63 Jahre, niedrigere Renten für neu nach Deutschland kommende Aussiedler und die Kürzung von Lohnersatzleistungen bei Rehabilitationen vor. Die Beiträge zur Rentenversicherung 1997 sollen unter 20 Prozent gehalten sowie die Lohnzusatzkosten auf unter 40 Prozent gesenkt werden. Zwei Milliarden Mark will Blüm mit der Raufsetzung der Altersgrenze einsparen.
Die Pläne Blüms sehen einem „Spiegel“-Bericht zufolge weiterhin vor, daß die Rentenversicherungen 4,5 Milliarden Mark durch den Verkauf ihrer Wohnungsbaugesellschaften erwirtschaften werden. Die Lohnersatzkosten in Zeiten medizinischer und beruflicher Rehabilitation sollen nach den Plänen Blüms auf 70 Prozent des Nettoeinkommens reduziert werden. Blüm hat bereits mit dem sozialpolitischen Sprecher der Unionsbundestagsfraktion, Julius Louven, über seine Pläne gesprochen. Louven sagte der „Bild am Sonntag“, die Rentner würden Einbußen durchaus hinnehmen, „falls dadurch die Renten langfristig gesichert werden“. Mit einem Wink auf Blüm schloß er: „Auf faule Kompromisse aber, wie wir sie wiederholt zu Lasten der Rentenkassen abgeschlossen haben, dürfen wir uns nicht länger einlassen.“ Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Rudolf Dreßler äußerte unterdessen gegenüber der „Welt am Sonntag“, der Minister habe sich Milliarden aus der Rentenversicherung für den Aufbau Ost und den Vorruhestand wegnehmen lassen. Jetzt raffe er die letzten Milliarden zusammen, um seinen Kopf zu retten. Foto: Christiane Eisler/transit
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