piwik no script img

Arabische Banken fürchten EG

■ Ruf nach Fusionen unter den 355 arabischen Banken wird lauter/ Golfkriegsalliierte denken über arabische Einheitswährung und gemeinsame Zölle nach/ Flucht der Petrodollars befürchtet

Manama (dpa/vwd) — Fast ein Jahr nach dem Ende des Golfkrieges wird der Ruf nach Zusammenschlüssen unter den 355 Banken in der Golfregion und anderen arabischen Staaten immer lauter. Während einige Staaten bereits Vorbereitungen für Bankenfusionen getroffen haben, planen andere Golfstaaten — vor allem Kuwait — den Zusammenschluß ihrer Geldinstitute mit dem Ziel, wirtschaftlich angeschlagene Banken zu sanieren und das Kreditgewerbe zu stärken. „Der Golfkrieg hat das arabische Bankwesen vor harte Herausforderungen gestellt. Diese machen es notwendig, daß die arabischen Staaten die Arbeitsweise ihrer Banken prüfen und die Bankfusionen erwägen“, sagte der Vertreter einer Golfbank.

Da der Privatsektor allem Anschein nach bereit ist, bei der wirtschaftlichen Entwicklung der Region nach dem Ende des Golfkriegs eine größere Rolle zu übernehmen als dort bisher üblich, wird die Idee der Bankenfusion propagiert, um der größeren internationalen Konkurrenz gewachsen zu sein. Dabei bereitet vor allem der kommende einheitliche europäische Binnenmarkt ab 1993 und die einheitliche Euro-Währung Sorgen. Ein führender Bankexperte warnte vor der Gefahr, die wirtschaftlichen Einigungspläne Europas könnten schwache arabische Banken aus dem europäischen Markt drängen, wenn diese ihre Kapitalbasis nicht erhöhten oder fusionierten.

Auch Generalsekretär Adnan el Hindi von der Union Arabischer Banken (ABU), die mit Sitz in Beirut mehr als 300 arabische Banken vertritt, sagte vor dem Hintergrund sinkender arabischer Öleinnahmen: „Das arabische Bankensystem mit seinen kleinen Einheiten und geringer Kapitalausstattung wird nicht in der Lage sein, diese Aufgaben zu meistern.“ Vertreter arabischer Staaten und Banker wollen deshalb auf einer Konferenz unter dem Motto „Fusion arabischer Banken mit dem Ziel internationaler Wettbewerbsfähigkeit“ von 25. bis 27. Januar in der jordanischen Hauptstadt Amman über Zusammenschlüsse und Aussichten der Branche beraten.

Arabische Währung gleichzeitig mit Ecu?

Der Präsident der Zentralbank der Vereinigten Arabischen Emirate, Abdul Malik el-Hamar, teilte vor kurzem mit, daß die Zentralbankchefs der sechs Mitgliedstaaten des Golf-Kooperationsrates (GCC) eine einheitliche Währung bis 1999 anstreben — also zu demselben Zeitpunkt, zu dem die Europäische Gemeinschaft die Ecu als einheitliche Währung einführen will.

Bahrains Finanz- und Wirtschaftsminister Ibrahim Abdelkarim Mohammed drang bei den fünf anderen GCC-Staaten — Saudi-Arabien, Kuwait, Katar, Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten — auf eine rasche Angleichung der Zölle. Dieser Schritt sei „sehr wichtig für einen gemeinsamen Markt der GCC- Staaten“.

„Der Zusammenschluß der Europäischen Gemeinschaft stellt einen gigantischen Wertpapiermarkt dar“, sagte der Vorsitzende des Aufsichtsrats des Arabischen Währungsfonds mit Sitz in Abu Dhabi, Ousama el Fakih. Dieser Markt „könnte einen großen Teil des arabischen Kapitals aufsaugen, weil dort hohe Gewinne und große Sicherheit gewährt werden, die arabische Märkte nicht bieten können“, befürchtete der Banker. Hussein Dakroub

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen