Apple durchbricht 1-Billion-Marke: Teurer als 15 Dax-Firmen
Der Technologiekonzern stellt die deutsche Old Economy in den Schatten. Doch die hat längst nicht ausgedient. Grüne hoffen auf einen Weckruf.
Am Donnerstag stieg der Kurs der Apple-Aktie erstmals auf 207 Dollar und überholte damit den Börsenwert all dieser Made-in-Germany Koryphäen zusammen. Der Börsenwert ist zwar sehr fragil. Denn schlechte Unternehmensnachrichten können den Kurs der Aktie und damit den Wert der Firma rasch einbrechen lassen. Außerdem ist der Wert fiktiv: Wenn viele Anleger ihre Aktien gleichzeitig zu Geld machen, sinkt der Kurs.
Aber: Ein hoher Börsenkurs gibt Unternehmen ein Siegerimage und Macht. Sie können nur schwer von Konkurrenten geschluckt werden und können sich selbst leicht Geld für Übernahmen verschaffen. Auch andere Internet-Unternehmen wie Amazon oder die Google-Konzernmutter Alphabet haben bereits einen Börsenwert im hohen Milliardenbereich. Da können selbst Dax-Spitzenreiter wie SAP mit einem Börsenwert von rund 138 Milliarden Dollar oder Siemens mit rund 110 Milliarden Dollar nicht mithalten.
Zum Auslaufmodell macht das die Dax-Unternehmen aber noch lange nicht, sagt Daniel Senff, stellvertretender Geschäftsführer der Plattform Industrie 4.0. Auf Initiative der Bundesregierung arbeiten auf dieser Plattform Unternehmen, Gewerkschaften, Organisationen und Wissenschaftler an Lösungen für digitales Wirtschaften. „Die Unternehmen haben eine gute Ausgangsposition“, sagt er.
Internet der Dinge
Apple, Amazon oder Google seien stark in der IT-Welt, nicht im klassischen Industriegeschäft. Die Unternehmen, die der Dax repräsentiert, kämen dagegen überwiegend aus der Welt der Produkte. „Die Frage ist, wie man das zusammenführt“, sagt Senff. „Noch ist nicht entschieden, welche von beiden Seiten die stärkere oder die schwächere ist.“ Denn das „Internet der Dinge“ brauche eben nicht nur IT-Lösungen, sondern vor allem auch Produkte. Unter dem Schlagwort „Internet der Dinge“ versteht die IT-Branche die Verknüpfung von online-Angeboten und Gegenständen, etwa selbstfahrende Autos. „Die Kernkompetenz von Google wird nicht der Bau von Autos sein“, ist er überzeugt.
Eines steht allerdings fest: „Wir werden zu einer anderen Industrieproduktion kommen“, sagt Senff. Noch sei die traditionelle Industrie produktzentriert. In Zukunft gehe es für Firmen darum, lösungsorientiert und auf der Basis von Daten Geld zu verdienen. Ein Beispiel: Bislang verkaufen Pumpenhersteller eben Pumpen und bekommen Geld dafür. In Zukunft werde es darum gehen, die Luft zu vergüten, die gepumpt werde.
Grüne kritisieren Bundesregierung
Das Durchbrechen der 1-Billion-Schallmauer von Apple müsse ein Weckruf für Europa sein, fordert der Dieter Janecek, Sprecher für digitale Wirtschaft und digitale Transformation der grünen Bundestagsfraktion. „Die Dominanz, die einzelne Unternehmen wie Apple, Amazon, Alphabet & Co. inzwischen erreicht haben, kann längerfristig für Wettbewerb und Demokratie auch zum Problem werden“, sagt er.
Wer verhindern wolle, dass im digitalen Kapitalismus einzelne IT-Konzerne aus USA und zunehmend auch China die Bedingungen diktierten, müsse handeln, betont Janecek. „Dazu gehört, dass wir den heterogenen IT-Mittelstand in Deutschland und Europa fördern und die wirtschaftlichen Chancen ergreifen, die sich bei der Anwendung von Künstlicher Intelligenz ergeben“, sagt er. Bis heute sei die Bundesregierung eine Antwort schuldig, wie sie sich die angekündigte deutsch-französische Kooperation im Bereich Künstliche Intelligenz vorstelle.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alleingang des Finanzministers
Lindner will Bürgergeld kürzen
Putins Brics-Gipfel in Kasan
Club der falschen Freunde
Deutsche Asylpolitik
Die Hölle der anderen
Kritik an Initiative Finanzielle Bildung
Ministeriumsattacke auf Attac
Linke in Berlin
Parteiaustritte nach Antisemitismus-Streit
Investitionsbonus für Unternehmen
Das habecksche Gießkannenprinzip