Appell an Assads Ehefrau: „Asma, was ist mit dir los?“
Ein Brief ruft Asma al Assad dazu auf, ihrem Mann Einhalt zu gebieten. Die Frauen der UN-Botschafter von Deutschland und Großbritannien sollen hinter der Kampange stehen.
BERLIN taz | Die Hochglanzfotos vermitteln ein hübsches Bild, wie gemacht für eine Modestrecke oder eine Werbebroschüre. Asma al Assad steht, in einen karmesinroten Pashmina gewickelt, auf dem Berg Qassioun am Rand von Damaskus und blickt fotogen in die Abenddämmerung.
Dann ein Schnitt. Ein körniges Handyvideo zeigt eine verschleierte Frau mit einem Baby auf dem Arm in einem überfüllten, engen Raum, vielleicht einem Bombenschutzraum. „Manchen Frauen geht es um Stil, manchen Frauen geht es um ihr Volk“, sagt im Hintergrund eine weibliche Stimme. „Manche Frauen kämpfen um ihr Image, manche Frauen kämpfen ums Überleben.“
Das vierminütige Video ist eine Botschaft, mit der die Gruppe „Women of the World“ an Präsident Baschar al Assads Ehefrau appelliert. „Spiegel Online“ zufolge stehen die Ehefrauen der deutschen und des britischen UN-Botschafter, Huberta von Voss-Wittig und Sheila Lyall Grant, hinter dem Aufruf.
„Lasst uns ein starkes, internationales Signal von Frauen – und Männern – rund um die Welt an Asma senden“, schreibt von Voss Wittig im Forum der Kampagnen-Website: „Beende die Gewalt gegen Frauen und Kinder in deinem Land. Gib deine Position auf, schütze dein Volk.“
Bis zum frühen Nachmittag war der Film rund 300 Mal aufgerufen worden; etwa 1.000 Menschen hatten die zugehörige Petition unterschrieben, darunter nach Angaben der Süddeutschen Zeitung die Frauen der UN-Botschafter Japans, der Türkei, Finnlands, Ungarns, Südafrikas und der Philippinen.
Empfohlener externer Inhalt
Die Video-Botschaft arbeitet einer emotional aufgeladenen Sprache und schrillen Kontrasten: Die glamouröse Präsidentengattin auf der einen Seite, verwackelte Aufnahmen von blutenden, verletzten und toten Kindern auf der anderen. „Was ist mit dir los, Asma?“, heißt es dazu. „Halt deinen Mann und seine Gefolgsleute auf.“
„Syriens Lady Diana“
Asma al Assad galt lange als das Gesicht eines modernen, liberalen Syrien. Die 36-Jährige, geboren und aufgewachsen als Tochter eines Kardiologen in London, arbeitete bis zur Hochzeit mit Baschar al Assad als Investment-Bankerin.
Dann wurde die mondäne First Lady wegen ihrer sozialen Hilfsprojekte als „Syriens Lady Diana“ verehrt. Damit ist es nun vorbei: Seit Beginn des Aufstandes gegen das Regime hat sie zunächst lange geschwiegen und sich dann öffentlich hinter ihren Mann gestellt.
Es ist diese Haltung, die in der Petition mit klaren Worten kritisiert wird: „Niemanden kümmert dein Image“, so lautet die Botschaft. „Uns kümmern deine Taten.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden