Apokalypse in den Sportnachrichten: Krach, bumm, kawumm!
Ein Trainer-, Liga- und TV-Beben! Diese Sportwoche ist wieder einmal gefüllt von Katastrophen. Und Rettung ist weit und breit nicht in Sicht!
E s ist eh schon erschütternd, was wir dieser Tage alles lesen müssen. Erst war da das Trump-Beben im Liveticker, nun halten wir den Aktualisierungsbutton beim Regierungs-Beben gedrückt. Das ist leider kein Grund für die Nachrichtenjäger des Sports, sich mal etwas zurückzuhalten. Apokalypse ist ihr Fachgebiet. Um die Welt wachzurütteln, wird jeder Informationshappen auf der redaktionseigenen Richterskala nach oben zum großen Beben gebeamt. Allerorten hat es zuletzt wieder bedrohlich gewackelt. Eine kleine Wochenbilanz:
In Hoffenheim wurde ein veritables Trainer-Beben geortet, weil Pellegrino Matarazzo entlassen wurde. Wobei sich die Experten nicht ganz einig sind. Etliche sprechen in diesem Zusammenhang lieber von einem Sturm-Beben in Graz, weil Hoffenheims sportliche Führung an Christian Ilzer, Trainer von Sturm Graz, Interesse zeigte und ihn am Freitag auch verpflichtet hat. Ein TV-Beben wurde aus England vermeldet, weil der legendäre Gary Lineker seinen Vertrag als Moderator der BBC-Sendung „Match of the Day“ nicht verlängern wird.
Das ohnehin schon so gebeutelte Spanien muss nun noch mit einem La-Liga-Beben zurechtkommen, weil sich Villareal in der Winterpause angeblich mit dem in England unglücklichen Gonçalo Guedes verstärken will. Der VfL Wolfsburg leidet nach wie vor unter dem nicht nachlassenden VW-Beben. Ein fürchterliches Doppel-Beben wurde im fränkischen Fürth festgestellt, wo der heimische Fußballzweitligist nicht nur einen Trainer, sondern auch einen Sportdirektor ersetzen muss.
Ernsthafte tektonische Verschiebungen könnte es zudem in Dortmund geben. Dort wird von Journalisten vor einem Can-Beben gewarnt. Emre Can hatte sich bei seinem Auftritt in Mainz eine unnötige Rote Karte zuschulden kommen lassen. Nun heißt es, er könnte seine Kapitänsbinde verlieren. Sein Standing im Team, wurde versichert, sei aber dennoch stabil. Ein wenig Glück im Unglück. Die Nachricht, dass das Bosse-Beben beim FC Bayern wohl ausbleibt, ist ein weiterer Hoffnungsschimmer diese Woche.
Auch noch ein Europa-Beben
Wer jetzt glaubt, das Beben-Risiko würde sich lediglich auf die obersten marktschreierischen Etagen des Fußballgeschäfts beschränken, täuscht sich. Selbst beim bayerischen Landesligisten SC Oberweikertshofen erlebte man dieses Jahr ein Spieler-Beben, mit dem eigentlich keiner rechnen konnte. Sicher kann sich keiner mehr sein.
Zumal in den letzten Monaten von mehreren Handball-Beben, Tennis-Beben und Doping-Beben berichtet wurde, sogar von einem Europa-Beben wegen der NBA. Das ist noch gar nicht so lange her. Mitte Oktober tauchten die Schlagzeilen auf, die größte Basketballliga denke über ein Engagement in Europa nach und führe deshalb Gespräche mit dem Weltverband Fiba.
Die Lage im Sport wird auch deshalb unsicherer, weil die Beben mittlerweile immer spezifischere Ausmaße annehmen. Es sei in diesem Jahr nur an das Neuer-Beben, VAR-Beben und an das Ausrüster-Beben beim deutschen Nationalteam erinnert, welches sich gar zum Nike-Beben auswuchs. Der Sportjournalismus gerät außer Rand und Band. Ohne das Verkünden vom großen Zittern lassen sich offenbar kaum noch Neuigkeiten verbreiten.
Geradezu altbacken liest sich die jüngste Eishockey-Nachricht vom Freitagmorgen: „Draisaitl lässt die Halle beben.“ Verschenkt. Da war wohl jemand noch nicht richtig wach. Ein Kanada-Beben oder wenigstens ein Edmonton-Beben wäre da schon drin gewesen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!