Antisemitismus an Hochschulen: Ganz angepasste Persönlichkeiten
Auch an deutschen Hochschulen gibt es Antisemitismus. Er ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das wir alle bekämpfen müssen.
A n der Humboldt-Universität in Berlin soll eine Dozentin in den vergangenen Jahren wiederholt antisemitische Inhalte auf ihren Social-Media-Profilen geteilt haben. Jüdische Student:innen, die davon erfuhren, wollten ihr Seminar nicht mehr besuchen. Da die Aussagen im privaten Raum gefallen seien, sieht die Universität sich nicht in der Verantwortung. Die Dozentin selbst beruft sich darauf, dass allein das Teilen von Inhalten nicht mit Zustimmung gleichzusetzen sei.
In den vergangenen Jahren hat es immer wieder Fälle gegeben, in denen Dozent:innen oder Gastredner:innen an Universitäten durch antisemitische Äußerungen aufgefallen sind. Die Verantwortung liegt zuerst bei der jeweiligen Hochschule, angemessen auf solche Fälle zu reagieren und konsequent gegen Antisemitismus wie auch jegliche andere Art der Diskriminierung vorzugehen.
Es ist aber an uns allen, an der Gesellschaft und an politischen Entscheidungsträger:innen, aus diesen Fällen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Häufig werden antisemitische Äußerungen, die an Hochschulen gemacht werden, gar nicht erst öffentlich, weil die Betroffenen mögliche Folgen fürchten, wenn sie darauf aufmerksam machen. So passiert, was auch an der Humboldt-Universität geschehen ist: Jüdische Schüler:innen, jüdische Student:innen ziehen sich zurück. Es mangelt an Solidarität.
Die Tatsache, dass es auch unter Akademiker:innen zur Äußerung antisemitischer Ressentiments kommt, ist nicht verwunderlich. Schrieb doch schon der bekannte Psychoanalytiker Ernst Simmel 1946, dass es sich bei Antisemit:innen um „relativ normale, gut angepasste Persönlichkeit[en]“ handelt.
ist Abgeordnete und ordentliches Mitglied im Bildungsausschuss sowie stellvertretendes Mitglied im Innenausschuss. In der Grünen Bundestagsfraktion ist sie die zuständige Berichterstatterin über jüdisches Leben und Antisemitismus.
Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Und so müssen wir ihm auch begegnen, ob bei Neonazikonzerten, in deutschen Parlamenten, auf verschwörungsideologischen Demos oder eben auch in Hochschulen. Jüdinnen:Juden sind darauf angewiesen, dass nichtjüdische Menschen den Kampf gegen Antisemitismus als ihre ganz persönliche Verantwortung begreifen.
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