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Antisemitismus-Experte über Zivilcourage„Zeigen Sie Solidarität!“

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung fordert von allen mehr „beherztes Eingreifen“ im Alltag. Aber wie geht das eigentlich?

Demonstrierende nach der antisemitischen Attacke in Berlin im April. Wie geht Zivilcourage? Foto: reuters
Interview von Isabella Greif

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat gegenüber dem SWR eine „Kultur des Hinschauens und des beherzten Eingreifens“ gefordert. Anlass ist der Prozess wegen einer antisemitischen Attacke auf zwei junge Männer in Berlin im April. Daniel Poensgen vom Recherche- und Informationszentrums Antisemitismus (RIAS) erklärt, wie man sich im Ernstfall am besten verhält.

taz: Herr Poensgen, was kann ich tun, wenn ich antisemitische Äußerungen beobachte?

Daniel Poensgen: Es ist wichtig, dass Sie der betroffenen Person zeigen, dass Sie nicht alleine ist. Äußern Sie deutlich Ihren Widerspruch und bieten Sie der oder dem Betroffen Hilfe an. Achten Sie darauf, dass Sie sich nicht selbst in Gefahr bringen – rufen Sie gegebenenfalls direkt die Polizei oder wenden Sie sich beispielsweise an BVG-Mitarbeiter_innen. Melden Sie anschließend den Vorfall der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus – so kann ein genaueres Bild über aktuellen Antisemitismus erstellt und in die Öffentlichkeit kommuniziert werden.

Wie reagiere ich, wenn die Person argumentiert, sie habe es „nicht so gemeint“?

Die Abwehr der Kritik an Antisemitismus ist in der Bundesrepublik ein weit verbreiteter Reflex. Oft wird in öffentlichen Debatten viel mehr über den „Antisemitismusvorwurf“ debattiert als über den Antisemitismus selbst. Aber unabhängig von der Absicht der sich antisemitisch äußernden Person sind solche Aussagen für die Betroffenen häufig sehr verletzend. Menschen, die sich nicht antisemitisch äußern möchten, sollten ihre Aussagen reflektieren, sich entschuldigen und derartiges in Zukunft unterlassen. Wenn die Person stattdessen auf Ausflüchte und Rechtfertigungsversuche setzt, hat sie es aber wahrscheinlich doch „so gemeint“.

Mache ich die Personen durch mein Ansprechen nicht am Ende größer?

Im Gegenteil: Das Schweigen von scheinbar Unbeteiligten kann die Täter_innen in ihrem Handeln noch bestärken. Gleichzeitig berichten zahlreiche Betroffene, dass sie insbesondere von der Passivität und dem Wegschauen von Anwesenden schockiert waren. Dies kann zu einer nachhaltigen Verunsicherung beitragen. Insofern ist es immer wichtig, den Betroffenen antisemitischer Vorfälle zu zeigen, dass sie nicht alleine sind.

Was kann für Betroffene getan werden?

RIAS
Im Interview: Daniel Poensgen

arbeitet beim Recherche- und Informationszentrum Antisemitismus (RIAS), einem Verein in Berlin, der antisemitische Vorfälle dokumentiert.

Zeigen Sie in konkreten Situationen Ihre Solidarität und bieten Sie Hilfe an. So können Sie zum Beispiel den Betroffenen Ihre Kontaktdaten anbieten, um im Falle einer Anzeigenstellung als Zeug_in zur Verfügung zu stehen. Betroffene, die sich an RIAS wenden, treffen hier erstmals auf ein offenes Ohr. Die RIAS-Expertise kann zudem helfen, den Vorfall in einem größeren Kontext besser einordnen zu können. Gibt es hierfür Bedarf, unterstützt RIAS bei einer etwaigen Anzeigenstellung und vermittelt zum Beispiel passende juristische, psychosoziale oder betroffenenorientierte Beratungsangebote.

Inwiefern beobachten Sie Entwicklungen bei antisemitischen Beleidigungen?

Generell lässt sich sagen, dass antisemitische Beleidigungen nicht besonders elaboriert sind. Oft geht es vor allem darum, durch die Beschimpfung des anderen als „Jude“ ihn als nicht-dazugehörig und als „Anders“ zu markieren. Dies impliziert auch die Androhung von Gewalt. Vielen Menschen fällt es schwer, antisemitische Beleidigungen als solche zu erkennen, wenn das Wort „Jude“ nicht fällt. Wenn aber antisemitische Stereotype auf Israelis oder tatsächliche und vermeintliche Zionist_innen übertragen werden, handelt es sich ebenfalls um Antisemitismus.

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12 Kommentare

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  • Kann mir jemand sagen, wie ich als Atheist meine Meinung äußern kann, ohne gleich als Antisemit zu gelten?

     

    Ich empfinde diesen Männer dominierten, jüdischen Glauben, mit seinen Märchen und sinnlosen Geboten und Verboten

    genauso bescheuert wie das Christentum oder den Islam…

     

    Säkularen Israelis gehen ihre orthodoxen Faulenzer ebenfalls auf die Nerven. Ich glaube nicht, daß ein aufgeklärter Israeli auf die Idee kämen, mit Kipa durch Berlin zu laufen.

    Kann nun ein Semit Antisemit sein?

    Diese Haarspaltereien haben doch längst schon religiöse Ausmaße angenommen… wann genau eine Äußerung als antisemitistisch zu werten ist,

    ob sie bewußt, halbgemeint, versteckt oder nur gedacht zum Ausdruck gebracht wurde.

     

    Etwas weniger Hysterie und Paranoia täte gut.

    • 8G
      81622 (Profil gelöscht)
      @Karo:

      Danke

    • @Karo:

      "Ich glaube nicht, daß ein aufgeklärter Israeli auf die Idee kämen, mit Kipa durch Berlin zu laufen."

       

      Sehe ich auch so. Religion ist wie Blödheit: reine Privatsache. Ich bin dafür religiöse Symbole im öffentlichen Raum möglichst abzuschaffen. Deswegen bin ich u.a. für ein Kopftuchverbot. Sehen sie das auch so? Oder beschränkt sich ihr Einwand ausschließlich auf Menschen jüdischen Glaubens?

      • @Der Mann, der unter einen Stein hervorkroch:

        Das mit dem Kopftuch ist so eine Sache... ich weiß nicht ob die Kopftuchträgerinnen eine freie Wahl haben - sie tun mir eigentlich eher leid.

        Mich stört ganz besonders diese männliche Dominanz von Gottes Gnaden, die dem Islam, Judentum und dem christlichen Glauben gleichermassen innewohnt.

        • @Karo:

          "Das mit dem Kopftuch ist so eine Sache... ich weiß nicht ob die Kopftuchträgerinnen eine freie Wahl haben - sie tun mir eigentlich eher leid."

           

          Mir ja auch. Sehen sie nur, was Frauen in islamisch geprägten Gesellschaften angetan wird. Sie haben ja Recht wenn sie die männliche Dominanz in allen drei monotheistischen Weltreligionen beklagen. Aber Fakt ist auch, daß wo immer der Islam zur Staatsdoktrin wurde grundsätzliche Menschenrechte einfach über Bord geworfen wurden.

           

          Beispiel Iran: Homosexuelle werden gehängt oder vom Dach geschmissen; soweit würde z.B. in den USA noch nicht mal der durchgeknallteste christliche Fundamentalist gehen (von denen es dort jede Menge gibt).

           

          Es ist diese Radikalität, die den Islam so gefährlich macht und ihn vom Judentum oder Christentum unterscheidet.

      • @Der Mann, der unter einen Stein hervorkroch:

        "Religion ist wie Blödheit reine Privatsache" Schön gesagt - stimme ich zu - solange sie privat bleibt. Sobald ich an die Öffentlichkeit gehe, muß ich mich auch der Kritik stellen.

        Natürlich kritisiere ich ALLE Religionen - wobei sich die Monotheistischen im Kern wenig voneinander unterscheiden.

  • 8G
    81622 (Profil gelöscht)

    Warum gibt es einen "Antisemitismusbeauftragen" und keinen " Antirassismusbeauftragten"? Ist Antisemitismus nicht einfach Rassismus, der, in all seinen Formen bekämpft werden muss?

    Deutschland sollte sich angesichts der Flüchtlingskrise genauso dem antimuslimischem Rassismus annehmen, wie er z.B. auch hier im Kommentar von Wilhelm Heinrich ("allah hu akbar...") deutlich wird.

    • @81622 (Profil gelöscht):

      Sie Fragen, warum es in Deutschland einen Antisemitismusbeauftragten gibt; schauen sie doch hier mal nach: http://www.yadvashem.org/

    • @81622 (Profil gelöscht):

      Don´t shoot the messenger ! :D

       

      Das ist genau die Einstellung, die ich kritisiere. Aber meinetwegen, dann sind wir eben uneins und meiden dieses unbequeme Thema, sprich wir überlassen es den Rechten. Die sind sich da einig und gehen voll rein. Tolle Strategie, die wir da haben.

  • Da musste sich Herr Poensgen aber ganz schön verbiegen, um um den rosa Elefanten herumzureden der mitten im Raum steht und trötet: "Allah hu akbar" :).

    Leute, was ist mit Euch los ? So word das nichts mehr ! Wenn wir das Thema Muslime und Antisemitismus nicht auf unsere Art angehen, dann machen das die Rechten - auf IHRE Art !

    • 8G
      81622 (Profil gelöscht)
      @Wilhelm Heinrich:

      Ganz in Ihrem rassistischen antimuslimischen Sinn, hat der NSU Muslime "auf ihre Art" schon angegriffen und ermordet. Es ist einfach ungeheuerlich, wie hier jeder Rassist seinen Scheiss ablassen kann.

      • @81622 (Profil gelöscht):

        By the way: Der Islam ist keine Rasse. Warum so rassefixiert ?