Antirassismus in Manchester: Solidarität mit Marcus Rashford
Im Heimatort des Fußballstars wurde sein Wandgemälde nach der EM beschmiert. Nun ist es ein antirassistischer Versammlungsort.
So antwortet die empörte Mehrheit in Manchester darauf, wie jemand mit rassistischen Schmierereien seinen Frust über die Fußballniederlage Englands im EM-Finale gegen Italien am Sonntag mit rassistischen Worten auf einem übergroßen Wandgemälde des Fußballers Marcus Rashford in Manchester ausgelassen hatte.
Bereits am Montag wurden die rassistischen Worte auf dem Wandgemälde in dem Stadtteil, in dem Rashford aufwuchs, abgedeckt. Inzwischen ist die Wandmalerei anderweitig verziert – mit einem bunten Mosaik der individuellen Widmungen und Danksagungen.
Es pilgern nun auch von überall Leute hierher, als Ausdruck ihrer Solidarität – mit Rashford, aber auch mit den beiden anderen schwarzen englischen Nationalspielern Jadon Sancho und Bukayo Saka. Alle drei hatten ihre Elfmeter beim EM-Finale verschossen, was Italien den Sieg bescherte. In sozialen Medien ergossen sich daraufhin rassistische Beschimpfungen über sie. Die Beschimpfungen wurden in Politik und Gesellschaft einhellig scharf verurteilt.
Solidarisches Mosaik ist drei Meter hoch
Das solidarische Mosaik ist inzwischen bis zu drei Meter hoch und dürfte noch weiter wachsen. Am Dienstagnachmittag kam es zudem zu einer kleinen Versammlung, bei der die Anwesenden gemeinsam als Zeichen gegen Rassismus auf die Knie gingen, Danke sagten und „Black Lives Matter“ skandierten. Ein kleiner etwa sieben Jahre alter Junge erklärte über eine Sprechanlage, er habe mit Rashford gezittert und sei ihm für seinen Fehlschuss „gar nicht böse“.
Rashford hatte am Montagabend ein zweiseitiges Statement in den sozialen Medien veröffentlicht, in dem er über seinen verschossenen Elfmeter schrieb, und über sein Gefühl, das Team im Stich gelassen zu haben. „Ich kann Elfmeter im Schlaf verwirklichen, wieso nicht diesen? Alles, was ich sagen kann, ist Entschuldigung. Ich wünschte, es wäre anders verlaufen“, schrieb er.
Dass nun seine Hautfarbe und sein Aufwachsen thematisiert werde, erwarte er, so Rashford – auch Kritik an seinem Elfmeter. Er werde sich aber nie dafür entschuldigen, wer er sei und er herkomme. „Ich bin Marcus Rashford, ein 23 Jahre alter Mann aus Withington und Wythenshawe, Südmanchester. Wenn ich nichts anders habe, habe ich das. Danke für Eure lieben Botschaften. Ich werde stärker daraus hervorgehen, wir werden stärker daraus hervorgehen.“
Rashford setzt sich seit Jahren dafür ein, dass Schulkinder aus ärmeren Verhältnissen – Umstände, die er aus der eigenen Kindheit kennt – auch während des pandemiebedingten Lockdowns und in den Schulferien kostenlose Schulmahlzeiten erhalten. Er rang Premierminister Boris Johnson entsprechende Zugeständnisse ab und erhielt letztes Jahr den Verdienstorden der Queen. Und auch daran erinnert die Solidarität jetzt in Manchester. „Danke für all unsere Abendessen“ steht da auf einem gelben Zettel in Kinderschrift. Unterschrieben: Reggie, sechs Jahre alt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?