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Antiqueere Gewalt in BerlinErstmals meldeten auch Heteras

L-Support meldet mehr Fälle von Lesbenfeindlichkeit als in den Jahren zuvor. Das Projekt vermutet ein Dunkelfeld von 90 Prozent.

Tä­te­r:in­nen üben antiqueere Gewalt häufig dort aus, wo queeres Leben besonders sichtbar ist Foto: dpa/Peter Steffen

Berlin taz | 33 Fälle von antiqueerer Gewalt wurden dem lesbisch-queeren Antigewaltprojekt L-Support im Jahr 2020 gemeldet. Das sind vier mehr als im Jahr davor. Es ist nicht aussagekräftig über die tatsächliche antiqueere Gewalt: „Wir sind bekannter geworden, daran liegt es vermutlich“, sagt Projektleiterin von L-Support Sabine Beck bei der Pressekonferenz zur Veröffentlichung der Fallzahlen.

Die meisten Fälle betreffen Beleidigungen, aber auch körperliche Angriffe wurden gemeldet. L-Support geht von einem Dunkelfeld von 90 Prozent aus. „Das liegt daran, dass viele Frauen, die Gewalt bagatellisieren. Sie sagen: Dass war nur ein blöder Spruch.“ L-Support ermutigt, bei ihnen auch antiqueere Beleidigungen zu melden, weil es ernsthafte Gewalttaten sind, die die Betroffenen im Alltag verfolgen. Die meisten von ihnen finden dort statt, wo queeres Leben besonders sichtbar ist: auf dem Weg zum Dyke*-Marsch oder am Rande des Christopher Street Days.

L-Support e.V. wurde 2015 gegründet, um Gewaltbetroffenen professionell zu helfen. Gewaltbetroffene, die lesbisch, bi, nicht-binär und/oder queer sind, können auf der Homepage und telefonisch Vorfälle von Gewalt melden. Neben der statistischen Erfassung von Gewalt unterstützt L-Support Betroffene von Gewalt telefonisch und im persönlichen Gespräch.

Im vergangenen Jahr wurden erstmals Vorfälle gemeldet, bei denen hetero Frauen lesbenfeindliche Gewalt erlebten. Also Fälle, in denen Tä­te­r:in­nen fälschlicherweise davon ausgingen, dass die betroffenen Frauen queer oder lesbisch sind. Nicht alle Fälle, die bei L-Support gemeldet werden, werden auch der Polizei gemeldet. Im Jahr 2020 waren es von den 33 bei L-Support gemeldeten Fällen 11, die auch polizeilich erfasst wurden.

Die Fallzahlen aus dem Jahr 2020 veröffentlicht der Verein anlässlich des Tags der lesbischen Sichtbarkeit am 26. April. Laut Projektleiterin Sabine Beck ist die fehlende Sichtbarkeit Teil des Problems: „Es muss geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in den Medien, in der Politik und in der Bildung stärker repräsentiert werden, um Vorurteilen entgegenzuwirken.“ Dazu brauche es bessere Sicherheitskonzepte für den öffentlichen Raum, wie beispielsweise Schulungen von Sicherheitspersonal.

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