Antimuslimische Übergriffe in Indien: Moscheen in Brand

In Indien sterben bei Angriffen auf Muslime mindestens 20 Menschen. Diese hatten gegen das neue Einbürgerungsgesetz demonstriert.

Mehrere Menschen stehen auf der Straße vor einem brennenden

Delhi am Dienstagabend: Mehrere von Muslimen geführte Ladengeschäfte wurden in Brand gesetzt Foto: ap

DELHI dpa/epd | Mindestens 20 Menschen sind bei den schlimmsten gewaltsamem Zusammenstößen seit Jahrzehnten in der indischen Hauptstadt Delhi ums Leben gekommen. Zudem seien rund 190 Verletzte in ein örtliches Krankenhaus gebracht worden, sagte ein Sprecher des Guru-Teg-Bahadur-Krankenhauses am Mittwoch.

Auch rund 40 Polizisten wurden verletzt, wie die Polizei mitteilte. Ob die verletzten Polizisten in der vom Krankenhaus genannten Zahl enthalten sind, war zunächst unklar. Seit Anfang der Woche gingen demnach verschiedene Gruppen mit Steinen und Stöcken aufeinander los. Auch Moscheen, Läden und Autos wurden in Brand gesteckt, wie Fernsehbilder zeigen.

Auch am dritten Tag der Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Hindunationalisten im Nordosten der Metropole stand das abwartende Verhalten der Polizeikräfte in der Kritik. Der Regierungschef von Neu-Delhi, Arvind Kejriwal, appellierte an Innenminister Amit Shah, die Armee einzusetzen. Die Polizei sei unfähig, die Situation zu kontrollieren. Die Polizeikräfte der 19-Millionen-Einwohner-Stadt unterstehen direkt der Zentralregierung.

Am Dienstag waren trotz Ausgangssperren zwei Moscheen in Brand gesteckt worden. Banden mit Eisenstangen und Stöcken kontrollierten die Straßen und verlangten die Ausweise von Passanten, um Muslime zu finden und zusammenzuschlagen. In Häusern und Geschäften von Muslimen wurde Feuer gelegt.

Proteste gegen neues Einbürgerungsgesetz

In einem ungewöhnlichen Schritt ordnete ein Gericht in Delhi Dienstagnacht die Evakuierung von Verletzten aus einem Krankenhauses in einem mehrheitlich von Muslimen bewohnten Viertel an. Zuvor hatten Ärzte von der Polizei Geleitschutz für die Krankenwagen gefordert.

Die Straßenkämpfe in Delhi begannen am Sonntag, als hindu-nationalistische Kräfte einen relativ friedlichen Sitzstreik der Gesetzesgegner mit Gewalt auflösen wollten.

Hintergrund der Gewalt sind Proteste gegen ein vom hindunationalistischen Premierminister Narendra Modi durchgedrücktes Einbürgerungsgesetz, das nach Ansicht von Kritikern gezielt Muslime diskriminiert. Seit Wochen haben Zehntausende Menschen gegen das Gesetz protestiert, bei einigen Protesten gab es Gewalt und Tote.

Die neusten Ausschreitungen fanden im Nordosten der Hauptstadt statt, wo besonders viele Muslime leben. Schlimm waren sie auch, als Anfang Woche US-Präsident Donald Trump zu einem Staatsbesuch in Indien war. Trump sagte, dass er mit Modi über das Thema gesprochen habe, Modi habe ihm versichert, dass es in Indien Religionsfreiheit gebe.

Muslime sind Indiens größte religiöse Minderheit, sie machen rund 14 Prozent der indischen Bevölkerung aus, rund 80 Prozent sind Hindus. Das kontroverse Gesetz erleichtert vielen illegal eingereisten Migranten aus drei mehrheitlich muslimischen Nachbarländern die Einbürgerung – sofern sie keine Muslime sind.

Anm. d. Red.: In einer ersten Version dieses Textes hieß es, dass es bei „Auseinandersetzungen“ bzw. „Kämpfen zwischen Hindus und Muslimen“ Tote gegeben habe. Tatsächlich handelte es sich um hindunationalistische Attacken auf Muslime. Hindunationalismus ist eine Hassideologie, die dem europäischen Rechtsextremismus bzw. dem Islamismus strukturell ähnlich ist.

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