piwik no script img

Antiislamische Proteste in AustralienAusschreitungen mit PAUGIDA

In mehreren Städten gerieten Anti-Rassismus-Aktivisten und Teilnehmer der Gruppe „Reclaim Australia“ aneinander. In Melbourne gab einige Leichtverletzte und Festnahmen.

Sie haben Angst vor der Scharia: „Reclaim Australia“-Demonstranten in Sydney. Bild: dpa

MELBOURNE ap | Bei antiislamischen Protesten in Australien ist es am Samstag zu Ausschreitungen gekommen. Vor allem in Melbourne gerieten Demonstranten mit Anti-Rassismus-Aktivisten aneinander. Die Polizei hatte Mühe, die insgesamt 3.000 Teilnehmer zu trennen. Nach Angaben der Rettungsdienste gab es vier Leichtverletzte. Die Polizei meldete, zwei Männer und eine Frau seien nach Gewalt am Federation Square in der Innenstadt vorübergehend festgenommen worden.

Die Gruppe „Reclaim Australia“ hatte in 16 Städten Kundgebungen gegen islamistischen Extremismus und die „Islamisierung“ der australischen Gesellschaft organisiert. Dabei wandte sie sich unter anderem gegen die Durchsetzung islamischen Rechts und die Zertifizierung von Fleisch nach dem religiösen Standard halal. Diese sei zu teuer, zumal die muslimische Minderheit nur drei Prozent der australischen Bevölkerung ausmache, hieß es.

Gegen die Demonstranten machten die linke Gruppe „No Room for Racism“ und zwei sozialistische Verbände mobil. Sie riefen Parolen gegen Rassismus. Teilnehmer Gerard Morel sagte, er widersetze sich den Anti-Islam-Kundgebungen, weil sein Großvater während des Zweiten Weltkriegs von den Nazis verfolgt worden sei.

Für Reclaim Australia sagte Sprecherin Rhonda Cashmore, es gehe hier nicht um Rassismus. „Die meisten hier sind froh, Einwanderer zu haben, die hierher kommen und sich einfügen wollen“, sagte sie. „Wir wenden uns gegen Einwanderer, die sich nicht an unsere Gesetze halten wollen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Abgesehen davon, dass ich von religiösen Schlachtrieten nicht viel halte, weil ich sie als zweifelsohne grausamer als bereits das „normale“ Schlachten empfinde, aber ich finde es ziemlich frappierend, wie sich auch diese Bewegung offensichtlich selbst widerspricht.

    Auf der einen Seite demonstriert man gegen die angebliche Islamisierung der australischen Gesellschaft, gleichzeitig argumentiert man aber auch, die Kennzeichnung halal auf Fleisch sei viel zu aufwendig, gerade in Anbetracht der Tatsache, dass in Australien nur drei Prozent der Bevölkerung muslimischen Glaubens sind. Was denn jetzt? Islamisierung oder zu wenige Muslime, um überhaupt irgendwelche Kennzeichnungen als sinnig zu erachten??

     

    (Ich gehe einfach mal davon aus, dass dies die Argumente der australischen Pegidianer sind, da in diesem Artikel die indirekte Rede für beide Beispiele verwendet wurde)