Antifaschistischer Comic: Nazi-Fische plattmachen, Kra-Boom!
Bela Sobottkes Comic „Terror 3000“ ist so etwas wie eine Antifa-Sci-Fi-Utopie. Es ist ein Meisterwerk des guten schlechten Geschmacks.
Eins vorweg: Der Comic „Terror 3000“ gehört ab sofort in jede Antifa-WG, die etwas auf sich hält. Gerne als Klolektüre, damit hätte der Berliner Autor und Zeichner Bela Sobottke, der sich diesen herrlichen Science-Fiction-Quatsch ausgedacht und illustriert hat, sicherlich überhaupt kein Problem.
Mit Nazis reden? In seiner Zukunftsvision, die im Jahr 3000 spielt, hat man endgültig erkannt, dass das nichts bringt. Egal, ob man auf dem Mond auf sie trifft oder in einer Unterwasserkolonie, egal, ob sie als Fischwesen daherkommen oder als Mutanten, die aussehen, als hätten sie in Säure gebadet: Das Beste ist, man macht die Freaks einfach ohne vorher groß zu diskutieren platt.
Blam! Blam! Blam!, Splat! und Scronch! macht es somit andauernd in diesem Meisterwerk des guten schlechten Geschmacks. Und das Nazigesocks wird nach allen Regeln der Splatterkunst geköpft, zerstückelt oder mit Gabeln erlegt. Nur ein toter Nazi-Fisch ist ein guter Nazi-Fisch.
Pro-aktiv gegen Nazi-Vampire
In der Zukunft, wie sie sich Sobottke ausmalt, hat die eingetretene Klimakatastrophe sämtliche Lebensumstände verändert. Dauerhitze und Überschwemmungen haben zu Verteilungskämpfen geführt, nach allerlei Katastrophen und Kriegen sind nur noch 400 Millionen Menschen übrig geblieben.
Die haben es nun immerhin in der Postapokalypse geschafft, wieder einigermaßen friedvoll zu koexistieren. Was aber nicht bedeutet, dass all die übriggebliebenen AfD-Anhänger, Trump-Fans, Querdenker und sonstigen Schwurbler auch wirklich angenehmere Zeitgenossen geworden wären.
Bela Sobottke: „Terror 3000“. Gringo Comics, Esslingen 2024. 46 Seiten, 17,90 Euro
Yun, Sam und Fin vom Berliner Lieferservice „Space Parcel“ wollen eigentlich nur ihre Jobs erledigen, werden aber beim Betreten der Nazi-Kolonien sofort von aggressiven Skinheads oder Faschos mit Gräten angegriffen. Das spritzende Naziblut ist also immer das Ergebnis von Notwehr. Wobei am Ende des Comics klar gemacht wird: Zumindest gegen die scheußlichen Nazi-Vampire sollte man unbedingt auch proaktiv vorgehen.
Viel Gaga-Humor
Sobottke betreibt ein kleines Grafik-Büro in Berlin und ist schon seit längerem als Comicautor aktiv. Die Abenteuer seines zeitreisenden Revolverhelden Rocco wurden bereits in ein paar Comicbänden erzählt. Sobottke hat ein ausgeprägtes Faible für Pulp und Trash, das zeigt sich bei Rocco und nun erst recht bei „Terror 3000“.
Während das Medium Comic sich in den letzten Jahren aufgemacht hat, in Form von Graphic Novels mit durchaus auch ernsten Themen endlich als echte Erwachsenenkultur ernst genommen zu werden, ist sein Ding eher hanebüchener Schund, der unbedingt zurück in die Underground-Nische möchte. Der freilich aber um einiges mehr Spaß machen kann als so manches aus der Comickunstecke, wie „Terror 3000“ beweist.
Man hat den Band schnell durch, da dürfte eine Sitzung auf dem Klo locker reichen, und intellektuelle Überforderung muss auch niemand befürchten, der sich nicht bereits in einen stumpfen Nazi-Mutanten verwandelt hat. Aber die Konsequenz, wie hier mit Dauer-Action, ständigen Übertreibungen und sehr viel Gaga-Humor zur Sache gegangen wird, hat eine ganz eigene Qualität.
Berlin sieht noch aus wie heute
Die Stadt Berlin hat sich in „Terror 3000“ erstaunlich gut gehalten und sieht eigentlich noch genau so aus wie heute. Die Binse, dass jedes gute Science-Fiction-Szenario vor allem von den Problemen der Gegenwart erzählt, hat Sobottke nicht nur in dieser Hinsicht beherzigt.
In tausend Jahren sollte die Menschheit ja wohl andere Probleme haben, als sich immer noch mit MAGA- und QAnon-Anhängern herumzuplagen, könnte man eigentlich meinen. Sobottke möchte einen in „Terror 3000“ aber vom Gegenteil überzeugen: Die Spinner von heute werden sich nur äußerlich von denen von morgen unterscheiden. Eigentlich sind das ja keine gute Aussichten. Aber mit ordentlich Kra-Boom! und Krack-a Koom! lässt sich das Problem doch lösen.
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