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Antifaschistische WM-Antihymne„Kein Punkt für Deutschland“

In linken Kreisen wünschen viele dem DFB-Team ein frühes Scheitern. „Flexfitz feat. die Vorrundenaus Allstars“ haben einen Song darüber geschrieben.

Ein stimmungsvolles Bild für Deutschland-Hasser. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Autofähnchen werden gebügelt, der Hymnentext wird schnell auswendig gelernt – ganz Deutschland bereitet sich auf das erste Gruppenspiel gegen Portugal vor. Ganz Deutschland? Nein! Nicht überall stößt die Schlandisierung auf Gegenliebe. So hat die Antifa-Szene als Reaktion auf die Inflation von Olé-Olé-WM-Songs nun ihre eigene Hymne, oder besser: Antihymne. Die Mission ist klar: Vorrundenaus.

„Kein Punkt für Deutschland“ heißt der Song von „The Flexfitz feat. die Vorrundenaus Allstars“. Wohl vor allem aufgrund des Videos machte er schnell die Runde. Von Tränen verwischte Deutschlandschminke, Hände vorm Gesicht, glasige Blicke – FanmeilenbesucherInnen haben in diesem Clip keinen Grund zum Jubeln. Der Textumfang ist übersichtlich: „Fußball ist besser als Deutschland, Fußball ist nicht für Deutschland, Fußball fühlt sich nicht deutsch an.“

Doch wie fühlt sich Fußball an? Mika von The Flexfitz ist eigentlich Hansa-Rostock-Fan, da sei er so „reinsozialisiert“ worden. Von daher freue er sich eigentlich über jeden schönen Spielzug, den er zu sehen bekommt. Was ihn stört, ist die Fanmeilenmentalität „Fußball ist, wenn Deutschland spielt“. Aus allen Löchern kämen plötzlich Menschen zu den Public-Viewing-Orten, die sich sonst nie mit Fußball beschäftigen würden. Gemeinsam würde man sich im Schwarz-Rot-Gold sonnen, um Zukunfts- und ökonomische Sorgen zu vergessen. „Eine konformistische Revolte“ nennt Mika das.

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The Flexfitz stammen aus dem Dunstkreis des Café Median, des „Zeckenschuppen“ in Rostock, wie es Mika selbst nennt. Die auch in Antifa-Kreisen beliebte Band Feine Sahne Fischfilet pflegt ebenfalls Kontakte zu diesem Projekt des Alternativen Wohnen in Rostock e.V.. Eigentlich spielen The Flexfitz eher melodischen Punkrock. Ihr schrammeliger, kleiner Youtube-Hit sei relativ fix und eher nebenbei entstanden und als „Persiflage auf all die anderen stussigen WM-Songs“ zu verstehen, sagt Mika.

Und doch scheint es ihm ernst zu sein, wenn er sagt, dass Fußball immer über kollektive Identität funktioniere, die stumpf ausgrenzend abgefeiert werde. Aber ist nicht die Nationalmannschaft ein Symbol für gelungene Integration? Dieses Argument hält er für widersprüchlich. Integration nach deutschem Muster bedeute schließlich, sich dem Leistungsprinzip anzupassen. Zudem würden Geflüchtete brutal abgeschoben und das in einem Staat, der Hand in Hand mit Nazis zusammenarbeite, sagt Mika in Anspielung auf die NSU-Verstrickungen.

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45 Kommentare

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  • Das mit "in linken Kreisen" zu titulieren ist natürlich Blödsinn und führt nur zu dümmlichen Vorurteilen gegen "die Linke" pauschal. Tatsächlich ist das nur eine bewußte Provokation von ein paar radikalen Spaßvögeln, die überhaupt nichts mit "der Linken" zu tun haben.

  • interessante Einstellung! Jeder Deutsche der sein Land liebt, stolz darauf ist und dies mit einer deutschen Fahne öffentlich zeigt, ist gleich ein Faschist? Ja sogar die deutsche Flagge ist faschistisch? Selten habe ich so einen gequirlten Mist gelesen. Wenn doch in Deutschland alles so schlecht ist, und sooo viele Nazis unterwegs sind, dann wäre es doch die Überlegung wert, vielleicht in ein anderes Land auszuwandern. Aber halt, da war doch noch was.........!? Ach ja, Hartz IV in Deutschland ist dann doch nicht so Nazi, und 2 oder 3 Personen aus dem linken Randbereich sollen ja davon leben.

    • @Klaus Frohn:

      Fragen Sie mal einen Hartz4-Bezieher, wieviele es in die, wie Sie es ausdrücken würden, "besseren Länder" als Deutschland zieht.

      In Island ist die Sozialhilfe bei 1200 €, also nur die Hilfe für die Menschen, die nicht arbeiten wollen. In Niederlande, in Schweden,, in Norwegen und Dänemark sind die Sätze auch wesentlich höher.

      Und wer arbeitswillig ist, will sowieso dahin, weil man da wesentlich mehr verdient wie in der BRD. Und 90% vom letzten Nettolohn als Arbeitslosengeld kann sich so ein Pleitestaat mit DDR-Funzen an der Spitze auch nicht erlauben.

       

      Aber ach: Die Arbeitsagenturen werden alles tun, um ihre Arbeitsaufnahme in einem anderen Land zu unterbinden, damit die hier steuerzahlenden Bürger noch etwas mehr Steuern für die Langzeitarbeitslosen zahlen müssen und diese nicht etwa den Sockel an Arbeitslosen senken, der für niedrigen Lohn sorgt.

      Außerdem könnten die Deutschlandliebhaber ja feststellen, dass es in anderen Ländern mehr Wohlstand und mehr Produktivität gibt. (Nur an der Fußball-WM nehmen die nicht alle teil, weil die andere Sportspiele haben, die sie begeistern. Abgesehen vom zukünftigen Weltmeister Niederlande natürlich.)

  • Wenn es einem nicht gefällt kann man doch auswandern !? OK woanders gibt's nicht soviel Hartz 4 aber irgendwas ist doch immer - oder ;-)

  • Sie werden den ideologischen Betonkopf "Linksnormal" nicht brechen können.

    Ignorieren und Patriotismus zeigen.

  • Enjoy: http://www.youtube.com/watch?v=T0ZpjFAkn50 Sogar das legandäre Tor von Jürgen Sparwasser ist kurz mit drin, als die DDR die BRD 1974 besiegte, hähä.

  • Dass Menschen für ein paar Wochen ihre "Zukunfts- und ökonomische Sorgen vergessen", darf einem als Linken natürlich nicht gefallen.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Sonnenblumen:

      Die Leute vergessen allerhand, auch ohne WM.

      Selbst den Holocaust wollen sie vergessen.

  • Spielverderber!

     

    Schon im Kindergarten als Sandburgenschubser bekannt!

     

    Und eins ist glasklar, die Deutsche Fahne ist nicht faschistisch!

     

    Oft ist mir die Linke zu narzisstisch.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Jürgen Schütte:

      Die Fahne selbst nicht, die ist ja nur ein Stück Stoff.

       

      Aber die, die sie so penetrant und massenhaft raushängen, weisen durchaus faschistische Tendenzen auf. Mancher täte auch gern eine seit 45 verbotenen Fahne raushängen, wenn sie nicht verboten wäre.

       

      Eine Freundin von mir ist Deutsche, gebürtig aber aus Indien. Die erzählte mir, daß während WMs und EMs besoffene "echte" Deutsche ihr zu gerne mit den Fähnchen demonstrativ vorm Gesicht rumwedeln und dumme Sprüche dazu ablassen. Ekelerregend. Ich frage mich, wo solche Leute die Bremse ziehen würden und befürchte das Schlimmste, nämlich, daß sie ggf. noch aufs Gas treten würden wie anno 33-45.

      • @90191 (Profil gelöscht):

        Kommentar bearbeitet. Bitte achten Sie auf Ihre Wortwahl.

         

         

        Übrigens legen die sich mit jedem an der nicht bei drei auf'm Baum ist.

         

        Zum Glück sind nicht alle so. Ich wedel auch mit der Fahne, aber als Fußballfan und nicht als Faschist. Bitte nicht alle über einen Kamm scheren.

  • Ich finde das ehrlich gesagt kindisch. Mir gehen sie beide auf die Nerven, die Party-Patrioten ebenso wie die demonstrativ Antideutschen (was mit der ideologischen Gruppierung zusammenfallen kann, aber nicht muss). Ich bin Fan der deutschen Mannschaft, weil man sich als über die Bundesliga Sozialisierter halt doch irgendwie mit der Mannschaft identifizieren kann. Auch als Fußballästhet mag ich die deutsche Mannschaft, allerdings andererseits jede andere Mannschaft, die einen gepflegten Offensivfußball spielt. Es ist doch nicht so, dass man sich zwischen Hurra-Patriotismus und kindischem Trotz entscheiden müsste. Das eine ist so lächerlich wie das andere.

    • @Gemeiner Hai:

      Ja, dem stimme ich zu. Aber Flexfitz doch auch! Haben Sie's nicht gelesen: Auch Fußballfreunde. Der Song ist eine Persiflage auf die dumpfen Fußballhymnen. Wie Sie ganz zurecht sagen: Man muss sich ja glücklicherweise nicht zwischen Hurra-Patriotismus und kindischem Trotz entscheiden müsste. Das eine ist so lächerlich wie das andere. Eben. Aber eine Persiflage machen ist ja nun fast das Gegenteil von kindlichem Trotz. Oder welche Kinder kennen Sie, die, wenn ihnen etwas nicht passt, durch ironische Brechung "trotzig" sind?

      • @Jon Valkenberg:

        Ich meinte damit auch eher diese generelle Haltung, der primitiven Deutschtümelei eine demonstrative, trotzige Anti-Deutschtümelei entgegensetzen zu müssen (oder das jedenfalls zu glauben). Die Unverbesserlichen werden wir ohnehin nicht erreichen, und von den übrigen Fans isolieren wir uns so nur, weil diese die Linke wieder nur als humorlose und moralisierende Spaßverderber wahrnehmen. Das heißt nicht, dass wir gegen Chauvinismus nicht vorgehen sollten - aber halt bitte da, wo es auch Sinn macht und mehr als nur ein Scheingefecht ist. Finde ich jedenfalls.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    das lied finde ich musikalisch gar nicht mal so schlecht...einfach gespielter punkrock.

    ich bin selbst links,allerdings nervt mich diese linke borniertheit auch ein bischen.

    die band hat ja nicht ganz unrecht,auch mir gehen diese fahnenschwenker auf die nerven.zumal sowas auch ganz schnell ins aggressive umschlagen kann.

    die wm allgemein ist problematisch,so viele menschenrechtsverletzungen die es im vorfeld gab.

    aber das deutsche team besteht mittlerweile zu hälfte aus leuten mit migrationshintergrund.gerade dort scheint integration besser zu funktionieren als in anderen bereichen der gesellschaft.

    rein fußballtechnisch betrachtet spielt diese manschaft auch einen schönen fußball.

    die kritik am staat(NSU usw.) ist berechtigt,hat aber mit fußball nix zu tun.

    obwohl,warum lässt sich merkel eigentlich in der manschaftskabine feiern wie die englische königin?

     

    andererseits leben wir nicht mehr im jahre 1954 und deutschland hat sich geändert.auch diese "alles nazis ausser mutti"-mentalität nervt mich manchmal von heutigen linken.

     

    hm..bin hin und her gerissen

  • Ich schätze mal, nachdem es Tonsums "Ten German Bombers" es sogar geschafft haben, auf den Charts des Ballermanns zu landen, werden wir neben der Vermarktung der "Schlaaand-vor"-Hymnen auch noch die Vermarktung der "Schlaaand-weg"-Hymnen erleben.

    Gut so, das ist freier Markt, für den eben Schlaaand steht und welcher auch die Bewohner dieses Landes von allen geeigneten Seiten quälen soll.

     

    Neu ist das nicht. Ich persönlich finde neben den schon o.g. Sachen von Egotronic dazu auch noch in Dackelbluts "Edwin van der Sar" eine inhaltlich klarere Aussage als im angesprochenen Lied. Fähnchenklauen gibt es schon lange als Aktion. Das Sachbeschädigen von Autos mit Fanartikeln ist allerdings, wie jeder Oranje-Fan z.B. weiß, vorläufig eben noch den deutschen Nationalmannschaftsfans vorbehalten.

     

    Ich persönlich habe tatsächlich lange Zeit zu den hier so genannten "elitären" Fußball-Vereins-Fans gehört, die sich über ein Tor für Oranje von Robben genau so wenig freuen konnten wie über ein Tor von Müller (Das sollten nur Fans von Korruption und Steuerhinterziehung machen, kurzum: Bayern-Fans. Ist schon schwer genug, van Gaal zu verzeihen, dass er da war.)

     

    Schön sind die Bilder des Videos, aber schöner wäre es noch, die Aggressivität dieser "Fans" nach einer Niederlage zu zeigen gegenüber den Fans anderer Mannschaften. Die darf man leider nur selbst miterleben, wenn danach die Polizei wieder davon lügt, dass es "ruhig" geblieben sei.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Sehr vergnügliches Intermezzo. Schön, daß es noch Leute gibt, die den fußballpatriotischen Blut und Boden-Ernst der Fanmeilen ein bissel gegen den Strich bürsten. Und wie die üblichen Betroffenen hier sogleich reflexhaft aufjaulen, einfach köstlich :)

     

    Da sage noch jemand, mit linken Einstellungen könne man heutzutage nicht mehr provozieren - Pustekuchen: Mehr denn je seit 1945!

    • @90191 (Profil gelöscht):

      Na, wer sowas nötig hat... Wenn Leute nur zufrieden sein können, wenn sie anderen Leuten ihren Spaß zerstören, dann zeigen sie doch deutlich Armseligkeit.

      • 9G
        90191 (Profil gelöscht)
        @Pascal:

        Armselig ist die Standfestigkeit der Fanmeilengänger, wenn sie sich von einem frechen kleinen Song den Spaß verderben lassen.

  • D
    D.J.
    Kommentar entfernt. Bitte vermeiden Sie Beleidigungen.
    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @D.J.:

      Kommentar entfernt, wie schade. Dabei hatte ich das so pfiffig pariert ;)

    • @D.J.: Kommentar entfernt. Bitte vermeiden Sie Beleidigungen.
      • D
        D.J.
        @APOKALYPTIKER:

        Wie ich schon mal anmerkte, bei weitem nicht jede/r Linksaußen ist verhärmt und verbittert. Die Verbitterung des gemeinten Teils merkt man unter anderem am ... sagen wir ... gewöhnungsbedürftigen Umgangston. Wenige erfolgreiche Sozialkontakte außerhalb der eigenen ideologischen Gruppe sind zugleich Ursache wie Folge.

        • @D.J.:

          Neinneinnein , ... Sie sollten sich nicht an meinen Umgangston betr. Ihre hochkarätig hinterfotzigen Insinuierungen g e w ö h n e n ! Das würde mir den Spaß etwas verderben .

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @D.J.:

      Ach wissen Sie - ein Fähnlein mehr können wir noch verkraften. Tun Sie sich keinen Zwang an.

  • Wenn es für das Gros der Bevölkerung noch einer Bestätigung bedurfte, dass Linke überhaupt keinen Spaß verstehen, elende Besserwisser sind, die aus Prinzip dagegen sind und natürlich insgeheim die eigenen Mitbürger hassen, dann leisten dies jetzt so genannte Antifaschisten dieser Art. Wem es nicht nur um Abgrenzung und das Hochhalten der eigenen Fahne geht, wer wirklich überzeugen und etwas bewegen will, kann sich eine solche Ignoranz nicht leisten. Bei einer Gruppe landet man mit einer solchen Antihaltung auf jeden Fall nicht, bei den Arbeitern.

    • @Matthias Haider:

      Den Fußball als Arbeitersport (für und unter Beteiligung der Arbeiter) gab es mal... in der Weimarer Republik. Ab 1919 wurde der "Malocher"-Fußball unter dem Dach Arbeiter Turn- und Sportbund (ATSB) zusammengefasst. Und auch da gab es schon die Abgrenzungen zwischen "gemäßigt links" (Sozialdemokraten) und "ganz links" (KPD), wobei die KPD-Anhänger ab 1928 aus diesem zuerst gemeinsamen Verband ausgeschlossen wurden.

       

      Den DFB, die "bürgerliche" Variante des Fußballverbands, gab es schon ab 1900. Und ja, es wurde schon damals als "Verrat" angesehen, wenn ein Mitglied eines Arbeiter-Vereins zu einem bürgerlichen Verin wechselte... Von daher finde ich die aktuelle Reaktion der "Vorrundenaus Allstars" durchaus humorvoller als früheres Verhalten von Fußballanhängern.

       

      Details zur Geschichte des Arbeitersports, speziell Fußball hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitersport_in_Deutschland

      • @Ganesha:

        Ich glaube Matthias Haider wollte auf etwas anderes hinaus. Darauf, dass Menschen von ganz "links" oft ein Problem mit dem Verhalten von echten Angehörigen der Arbeiterklasse haben. Also mit Menschen die in Fabriken arbeiten. Arbeiter*innen sind nämlich in der Regel wenig theorieaffin und haben dafür oft weniger Berührungsängste zu Nationalismus oder Sexismus.

  • ...guten Tag :-)

     

    Mich erschreckt, und zwar ganz gewaltig, diese Maschinerie "Kapitalismus"

    Es ist mal wieder eine stilisierte Ohrfeige für diejenigen, denen es gar nicht ermöglicht wird, ein menschenwürdiges Leben zu erfahren, das macht mir Angst.

     

    Auch dieser Wahnsinn "Vaterlandstolz" erschreckt mich zugleich, lässt mein vegetatives Nervensystem kolabieren.

     

    Diese aufgesetzte Identifikation mit Fußballspielern tut ihr weiteres dazu - wie kann man denn auf etwas stolz sein, für das man selbst nichts getan hat?

     

    Kronen, auch Fußballer tragen diese ab und wann, werden jedoch überschätzt - sind doch letztendlich nur Hüte wo es reinregnet.

     

    Gäbe es doch endlich mal eine "Sprache", die jeder versteht, dann muss auch keiner mehr, ohne zu denken, mitlaufen.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @youandme:

      "...wie kann man denn auf etwas stolz sein, für das man selbst nichts getan hat?"

       

      Diese Frage stellt sich bei den Nationalstolzen generell. Ich vermute mal, daß es die letzte Kompensationsmöglichkeit ist, wenn man sonst nichts hat, wo man stolz drauf sein kann.

  • Und was soll daran bitte links sein?

  • Diese Anti-Jungs werden nicht viel zu lachen haben bei dieser WM. Dafür sorgt spätestens die FIFA, denn Deutschland gehört zu den Geldbringern.

     

    Aber immerhin, ganz "links" wird bürgerlich. Musik statt Flaggenklauen. Find ich gut. Weiter so!

  • Ja nee is klar. Wenn Deutschland gut fußballspielt und die Fähnchen geschwenkt werden, ist das ein brandgefährliches Zeichen dafür, daß die Neueinführung von KZs bevorsteht, die Diktatur wieder eingeführt wird ein neuer Adolf vor der Tür steht. Geht´s noch ? Für die allermeisten von uns ist Fußball ein (jetzt kommt´s:) Spiel ! Kein Krieg. Sport. Auseinandersetzung auf friedlich. Capito ? Ohne Waffen. Nur, daß diese komische Fischkompottgruppe davon singt, Jogi Löw in die Fresse zu hauh´n, erinnert sehr stark an die SA-Schlägertrupps in deren Nachfolge die Antifa ja wohl zu wandeln scheint, ohne daß auch nur zu bemerken. Stupido.

    • @Thomas Schöffel : Kommentar entfernt.
  • Schade, das hat leider nicht geklappt... Gegen Portugal gab es nun doch Punkte und der nächste Gegner heißt Ghana... "Die Afrikaner sollten Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Die DFB-Elf ist in Form." schrieb die taz in einem anderen Artikel.

     

    Jetzt könnte man ein Schelm sein und Arges dabei denken, dass Portugal - eines der Länder, das von Muttis europäischer Spardiktatur ebenfalls ausgepresst wurde - auch auf dem Fußballfeld eine deutsche Klatsche bekam. Und nun ist Ghana dran, eines der afrikanischen Länder, aus denen viele Flüchtlinge, wenn sie eine gar nicht lustige Seefahrt überleben, auch nach Deutschland gelangen. Wenn also nun Jogis Mannen auch hier zum sportlichen Erfüllungsgehilfen der Bundespolitik werden, so kann einem das Nationalteam Ghanas schon mal vorab leid tun.

    • D
      D.J.
      @Ganesha:

      Häää? Dass viele Migranten aus Ghana (übrigens ein demokratisches Land mit wachsendem Mittelstand) gerade nach Deutschland wollen, ist jetzt ein Vergehen Deutschlands? Die Logik müssen Sie mir erklären. Oder dem Jerome Boateng.

      • @D.J.:

        Bitte, dann erklär ich mal: Beispiel Lampedusa in Hamburg - viele der Flüchtlinge stammen aus afrikanischen Staaten, die als "sicher" gelten (darunter auch Ghana), in den Norden flüchteten und von Libyen aus, vor dem dortigen Bürgerkrieg flüchtend, zuerst auf Lampedusa ankamen und dann nach Deutschland weiterreisten.

         

        Wie die deutsche Asylpolitik mit ihnen umgeht, wurde ja auch hier auf taz.de oft und detailliert berichtet. Es ist mitnichten ein "Vergehen Deutschlands", dass die Menschen hierher wollen... das Vergehen ist die seit dem 26. Mai 1993 durch die vom Bundestag verabschiedete de-facto-Abschaffung des Asylrechts sanktionierte Politik.

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Ja, der Mika, nä, das ist ja ein Supertyp - und wenn er mal erwachsen wird kommt er bestimmt groß raus.

  • Ich bin durchaus links, habe mit Fussball nicht viel am Kopf, aber EM und WM schaue ich immer (wenn auch nicht im Rudel); auch die deutschen Spiele, aber eben nicht ausschließlich.

    Doch diese "Anti-Hymne" ist wirklich so richtig dumm.

    Auch mich nervt das allgegenwärtige Schwarzrotgold, aber mich nervt auch vieles andere. Diese paar Wochen machen nichts besser oder schlechter: Dumme bleiben dumm, weniger Dumme hoffentlich auch.

    Aber Mika's Begründung ist fast schon typische "Ich-bin-ein-echter-Fussballfan"-Borniertheit. Dieses elitäre Gequatsche von echtem Fantum, womöglich von "Fussballkultur, ist nicht weniger nervig als Schwarzrotgold.

    Daher lobe ich den fiktiven Preis für massivste Engstirnigkeit an The Flexwichser feat. die vorhautverengten Allstars aus.

    Ihr habt ihn euch verdient.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @SPK:

      Dümmer als die Pro-Hymnen der üblichen Deutschrock-Schunkelmusikanten ist dieser Song auch nicht.

  • Der Ansatz ist nachvollziehbar. Kaum gehts fast los, schon sieht man überall die Deutschlandfahnen. "Nationalgefühl" geht auf.

    Super Deutschland! Auf geht's Deutschland!

     

    Was sozial, politisch und humanitär in Deutschland abgeht steht im Hintergrund. Und da passt die WM in Brasilien gut rein. Wieviel Menschen dort getötet, verprügelt oder vertrieben wurden ist scheißegal.

    Kein Mensch der Welt dürfte sich die WM anschauen, so rein vom ethischen Standpunkt aus. Es schauen trotzdem viele Leute.

    Warum?

     

    Es wird oft behauptet, Sport und Politik seien getrennt. Wie regiert wird und was die Menschen eines Landes erleiden müssen ist bei dieser Argumentation nicht einmal eine Erwähnung wert. Wird doch darüber berichtet, ist es spätestens bei Beginn des Events vergessen.

    Es ist Ablenkung, ein Gemeinschaftserlebnis, etwas nicht Alltägliches. Fußball als "deutsche Kultur" zieht schon lange die Leute an. Und Großereignisse noch mehr.

     

    Sport ist das Mittel, mit dem politsch etwas zu erreichen ist. Man kann bei der Vergabe politische Voraussetzungen stellen. Ein Land, das die Prestige einer großen Sportveranstaltung haben möchte, muss auch politisch gut da stehen. Sport und Politik gehören nämlich doch zusammen.

    Wer entscheidet denn dann?

     

    In jedem Land findet man Missstände. Sollten wir dann nicht schauen, welche Missstände am Geringsten sind?

     

    Wieso denn dann nicht für Deutschland sein?

    Klar kotzen mich sehr viele Dinge und Umgangsweisen sehr an hier in Deutschland. Ich tue auch etwas dagegen (soweit ich das kann). Aber bei der WM "Deutschlandfan" zu sein, behindert das nicht.

    Andere Länder sind schlechter als Deutschland.

  • Bin kein großer Fussballfan aber das hier ist *würg*.

     

    Wie so vieles von Linksaußen.

    • @DasNiveau:

      Ja liebes Niveau, von daher wundert man sich generell, was Sie eigentlich auf der Homepage der taz verloren haben. Abgesehen vom Rumtrollen.

      Aber mich würde dann doch schon interessieren, was für Sie an diesem Artikel - zumal als Nichtfussbalfan! - so "*würg*" ist.

       

      Dass das etwa 2000 Jahre alte Prinzip von "Panem et circenses" mal wieder beleuchtet wird? Oder das scheinheilige Event-Fantum, das im Vereinsfußball seit 15, 20 Jahren kritisiert wird?